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Avantone Pro Planar

Offener magnetostatischer Studio-Kopfhörer

Kurz & knapp

Der Planar von Avantone hat mich nicht nur überzeugt, sondern auch ein gutes Stück weit begeistert. Denn er ist ein hervorragend klingender und dabei ziemlich spektakulär aussehender Kopfhörer, den ich sowohl MusikproduzentInnen für die Arbeit im Studio wie auch audiophilen MusikliebhaberInnen empfehlen kann, die ein sehr präzises und gleichzeitig ausgewogenes Klangbild suchen, das sich über lange Zeit ermüdungsfrei hören lässt. Dabei sollte man sich vom wuchtigen Äußeren des Magnetostaten nicht einschüchtern lassen – er trägt sich viel bequemer, als er aussieht.

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In Studiokreisen ist die amerikanische Firma Avantone Pro schon seit Jahren dafür bekannt (und beliebt), legendäre Studiomonitore wie beispielsweise die NS-10 von Yamaha oder den Soundcube von Auratone, sowie eine ganze Reihe von Mikrofonklassikern in hervorragender Qualität neu aufzulegen. Immer häufiger bringen Avantone aber auch Eigenentwicklungen heraus, die nicht selten um einiges spannender sind als die Repliken. Eine dieser Neuentwicklungen ist der Planar – ein offener Studio-Kopfhörer bei dem das, etwas exotische, magnetostatische Treiber-Prinzip zum Einsatz kommt.

Grundsätzlich neu ist das magnetostatische Prinzip natürlich nicht, denn bei Bändchen- oder Folien-Hochtönern zählt es schon lange zu einer der bewährten Bauweisen. Der größte Vorteil dabei ist die geringere Masse. Denn während ein klassischer Lautsprecher zusätzlich zur eigenen Membran ja noch seine eng gewickelte Schwingspule mit im Gepäck hat, ist beim Magnetostaten bereits eine feinstaubdünne (21 μm) Beschichtung der Membranfolie als Antrieb ausreichend. Und es gibt noch weitere Vorteile: Durch die beidseitig angebrachten Permamagneten (Statoren) ist die Bewegung der Membran (Gegentaktaufbau) – zumindest in der Theorie – ausgewogener als beim klassischen Schwingspulen-Lautsprecher. Und da prinzipbedingt die gesamte Membranfläche gleichzeitig zur Schwingung angeregt wird, agiert sie dabei mit einer geringeren Verzerrung. Soweit zur Theorie, wenden wir uns nun also unserem Testobjekt zu.

Äußerlichkeiten

Schon während man den 480-Gramm-Boliden aus der Verpackung nestelt, bekommt man das prickelnde Gefühl, es hier mit etwas Besonderem zu tun zu haben, was sich bestätigt, wenn man den Planar dann in voller Größe in den Händen hält: Er sieht mit seinen mächtigen, quadratischen Lautsprechergondeln aus lochgerastertem Metall, die mit dicken Schrauben an einem ebenfalls aus Metall gestanzten Kopfbügel befestigt sind, unfassbar fett und damit absolut geil aus. Was die Sache so bezaubernd macht, ist der Umstand, dass die Retro-Optik, die an die Frühzeit der Rundfunk-Technik erinnert, keine nutzlose Deko ist, sondern sich unmittelbar aus dem technischen und funktionalen Aufbau des Hörers begründet. Unter dem Namen „Red“ erhältlich ist auch eine Variante, bei der die lochgerasterte Rückwand rot lackiert wurde – Geschmackssache.

Während der Testphase zeigte sich allerdings ein kleiner, aber erwähnenswerter Nachteil der feinmechanisch aufwändigen Konstruktion: Die Schraube, die den Bügel der Hörergondel mit dem Kopfbügel verbindet, neigt dazu, sich mit der Zeit zu lockern. Was daran liegt, dass die Hörergondeln nicht starr sind, sondern ein wenig Spiel haben (das ist grundsätzlich gewünscht und wird von fast allen Herstellern so gemacht, um sich der Kopfform des Trägers anzupassen). Je nach Häufigkeit der Benutzung ist hier also gelegentliches Nachziehen mit einem normalen Schlitz-Schraubendreher erforderlich. Und wo wir schon beim Thema „Basteln“ sind: Die wunderbar anschmiegsamen Ohrpolster mit ihrem filzartigen Bezug tragen sich nicht nur angenehm, sondern sind auch tolle Staubmagnete. Gelegentliche Behandlungen mit einem Fusselroller schafft Abhilfe, wenn es zu „piddelig“ wird. Falls man wirklich mal einen vollwertigen Ersatz für die Polster braucht, ist ein Paar für umgerechnet knapp 60 Euro bei Avantone (und bald wohl auch über den deutschen Vertrieb) erhältlich. Gut, denn ob in Anbetracht der exotischen Bauform jemals Ersatzpolster aus günstiger asiatischer Fertigung auf dem Markt erscheinen werden, wage ich stark zu bezweifeln.

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Besonders ist auch die Konnektivierung des Hörers: Denn das mitgelieferte, mit seiner Gewebeummantelung ziemlich schick und robust aussehende Anschlusskabel, kann wahlweise in eine der beiden parallel geschalteten Stereobuchsen an der Unterseite der Ohrmuscheln gesteckt werden. Dass Avantone hier noch ein weiteres Kabel mit Y-Verteilung beigepackt haben, ist somit eher verwirrend, weil man glauben könnte, es dient der Konnektivierung von linker und rechter Ohrmuschel. Der Hersteller dachte hierbei allerdings – laut eigener Aussage – aber eher an Pärchen, die beide gleichzeitig mit ihren Planars, Musik von einem einzigen Zuspieler hören wollen. Und ich persönlich finde das imaginative Bild eines verliebten Pärchens, die beide mit den fetten Magnetostaten auf dem Kopf zusammen kuscheln und Billie Eilish hören, ausgesprochen amüsant.

Innere Werte

Erstaunlicherweise haben es Avantone geschafft, dem Planar eine consumer-typische Impedanz von 32 Ohm zu verpassen, wodurch er ohne Vorverstärker auskommt und an so ziemlich jedem Zuspieler betrieben werden kann. Erstaunlich ist dabei auch die maximale Belastungsgrenze von bis zu 5 Watt – wobei Avantone die ideale Betriebsspannung bei 250 Milliwatt ansiedeln.

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Komfort

Jeder Zweifel, ob es überhaupt möglich ist, fast ein halbes Kilo Kopfhörer bequem auf dem Schädel zu tragen, verschwinden, wenn man den Planar aufsetzt. Denn es macht „wupp“ und dann wird man gefühlt eins mit diesem technischen Gerät – so ungefähr stelle ich mir auch das Tragen eines Exoskeletts aus „Avatar“, „Edge of Tomorrow“ oder „District 5“ vor. Dass das so ist, liegt zum einen an dem sehr breiten Kopfband, das an seinem Scheitelpunkt ganze sieben Zentimeter misst, zum anderen an den riesigen Ohrpolstern, die den Anpressdruck an den Kopf auf eine Gesamtfläche von rund 77 Quadratzentimetern (pro Seite) verteilen. Natürlich ich es nicht so, dass man dadurch vergessen könnte, dass man ihn trägt; im Gegenteil – hier merkt man sehr deutlich, dass man sich mit dem Zeitpunkt des Aufsetzens dafür entscheidet, sich in den Klangraum des Hörers zu begeben. Darin ist es allerdings ausgesprochen bequem und kuschelig, so dass man gerne darin verweilt, auch, weil es dank der offenen Bauform angenehm luftig bleibt.

Klang

Es passiert selten, aber manchmal begegnet man Kopfhörern, bei denen man vom ersten Takt an denkt: „Ja, hier stimmt alles“. Der Planar gehört zu dieser seltenen Spezies. Dabei beherrscht er den klanglichen Salto mortale, eine voll umfassende spektrale Abbildung des gesamten Frequenzspektrums zu liefern und gleichzeitig völlig unaufdringlich zu klingen, so dass sich mit ihm über Stunden ermüdungsfrei Hören und Arbeiten lässt. Der Trick gelingt ihm, weil er über das gesamte Hörspektrum sehr ausgewogen und natürlich abbildet. Hat man zuvor einen sehr höhenlastigen Kopfhörer auf den Ohren gehabt, wird man diese Wiedergabe zunächst vielleicht als etwas bedeckt empfinden. Nach einiger Zeit merkt man aber, dass der Planar alles reproduziert, nur eben entspannt und ohne Eindruck schinden zu wollen. Das Gleiche gilt auch für den Bassbereich, wobei man natürlich erwähnen muss, dass es offene Kopfhörer ohnehin physikalisch unmöglich ist, den gleichen Staudruck zu entwickeln wie geschlossene Hörer. Wer für seine Leidenschaft für Bassmusik à la Trap oder Hip-Hop wirklich ein spektakuläres Bassmonster sucht, das diesen Bereich effektvoll betont, wird mit dem Planar wohl nicht glücklich. Aber das will der kantige Elektrostat ja auch gar nicht. Er will genau klingen, natürlich und ehrlich und das gelingt ihm hervorragend. Entsprechend ist die Stereobühne fast schon in dreidimensionaler Plastizität aufgelöst, so dass man bei erstklassig mikrofonierten Aufnahmen meint, die Abstände der Musiker zueinander auf den Meter genau bestimmen zu können. Dabei gibt es kein Genre, was nicht von dieser klanglichen Präzision profitiert: Während man bei Manu Katchés „Neighbourhood“ noch die kleinste mit dem Besen gestrichene Ghost-Note entdeckt, bleibt einem auch bei Stefan Bethkes (Pole) „Fading“ kein noch so kurzes, fein strukturiertes Synthesizer-Attack verborgen – beeindruckend.

vor 3 Jahren von Numinos
  • Bewertung: 4.63
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweiseoffen
  • Wandlerprinzipplanar-magnetisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)30 - 30.000 Hz
  • Impedanz32 Ohm
  • Gewicht ohne Kabel480 g
  • Kabellänge150 cm

Lieferumfang

  • 1,5 m 3,5 mm Stereoklinke Anschlusskabel
  • Adapter auf 6,35 mm
  • Transporttasche

Besonderheiten

  • auch in Rot erhältlich

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