Lake People G101

Auffällig ist, dass der Kopfhörerverstärker mit einem Gewicht von 382 Gramm deutlich leichter als der bereits getestete Lake People G103-S MKII (zum Test) ausfällt, welcher über ein integriertes Netzteil verfügt. Auch die Abmessungen inklusive der sich leicht absetzenden Frontplatte und der vier Gummifüße sind mit einer Breite von 108, einer Höhe von 45 und eine Länge von 125 Millimetern nochmals kompakter, wodurch der Platzbedarf gering ist und sich das wertige Desktop-Gerät auch für kleinere Arbeitsbereiche oder Schreibtische anbietet.

Beim jüngsten Spross aus dem süddeutschen Manufakturbetrieb ist das Gehäuse dabei ebenfalls vollständig aus schwarz eloxiertem Aluminium gefertigt, was neben der erwünschten Robustheit optisch einen edlen Eindruck vermittelt.

Ausstattung

Zentral auf der Frontplatte des Lake People G101 sind zwei Kopfhörerausgänge für eine 6,3-mm-Klinke und eine 3,5-mm-Miniklinke positioniert. Beide Anschlüsse können parallel genutzt werden, sind aber nicht separat regelbar, weshalb sich beim Einsatz von zwei Hörern eine vergleichbare Impedanz empfiehlt. Rechts daneben befindet sich der Power-Taster zum Ein- und Ausschalten des Gerätes, wobei durch die ergänzende LED angezeigt wird, ob der Kopfhörerverstärker betriebsbereit ist. Zur Lautstärkeregelung dient auf der linken Seite ein 18-mm-Drehknopf aus Vollaluminium in Kombination mit einem hochwertigen Alps-Potentiometer.

Rückseitig sind die frei zugänglichen Pre-Gain-Schalter, der Cinch-Eingang und ein USB-C-Anschluss für die Stromversorgung untergebracht. Wichtig zu wissen ist, dass dem Gerät kein USB-Netzteil und auch kein entsprechendes Ladekabel beiliegt. Oftmals kann das Zubehör von Smartphones oder Tablets eingesetzt werden, wobei herstellerseitig ein USB-Netzteil mit 5 Volt und mindestens 2 Ampere bzw. 10 Watt empfohlen wird. Ausreichend Strom muss auch das USB-Ladekabel liefern können. Wer hingegen ein integriertes Netzteil bevorzugt, hat den G103-S MKII als Option. Warm werden beide Geräte nicht und auch ein Dauerbetrieb im professionellen Einsatz ist problemlos möglich.

Umschaltbare Verstärkung beim Lake People G101

Die Grundverstärkung des Lake People G101 beträgt +6 dB, was auch der Gesamtverstärkung im Auslieferungszustand entspricht, da die Dip-Schalter auf 0 dB eingestellt sind. Abhängig von der Quelle und dem eingesetzten Hörer kann die Verstärkung anhand von vier Einstellungsoptionen (-6/ 0/ +6/ +12 dB) an den vorhandenen Bedarf angepasst werden, um einen optimalen Regelbereich zu erreichen. Als Ziel empfiehlt sich, dass bei 12 Uhr ein gewöhnlicher Ausgabepegel besteht, um die Abhörlautstärke flexibel in beide Richtungen regeln zu können.

Neu ist, dass die Dip-Schalter komfortabel von Außen zu bedienen sind. Beim G103-S MKII erfolgt die Einstellung dagegen über Jumper auf der Platine, was ein Öffnen des Gehäuses voraussetzt. Vier Schrauben zu lösen, ist zwar kein Aufwand, aber ein direkter Zugriff über die Geräterückseite wie bei vielen Geräten von Violectric, der High End-Marke des Konstanzer Unternehmens für den HiFi-Bereich, vereinfacht die Handhabung. Eine sehr praktische Lösung!

Praxis: empfindliche bis anspruchsvolle Hörer im Einsatz

Für nieder- bis mittelohmige Hörer und Magnetostaten verfügt der kompakte Kopfhörerverstärker über hohe Leistungsreserven von bis zu 1.300 Milliwatt an 100 Ohm. Hochohmige Modelle profitieren zudem von einer beachtlichen Ausgangsspannung, indem bis zu 15,1 Veff an 600 Ohm abrufbar sind. Insofern entpuppt sich der G101 als kleiner Kraftprotz, der es gut und gerne versteht, auch leistungshungrige oder besonders hochohmige Hörer anzutreiben. Unterstützt werden dem Hersteller zufolge dabei Impedanzen von acht bis 600 Ohm.

In einer ruhigen Umgebung besitzen Vertreter wie ein Beyerdynamic DT 1990 Pro (Test) oder der Sennheiser HD 660 S (Test) bei einer Dämpfung von -6 dB einen idealen Regelbereich, wodurch großzügig bemessene Reserven zur Verfügung stehen. Auch ein Magnetostat wie der Hifiman Sundara blüht im Normalfall bereits bei einer Gesamtverstärkung von 0 dB wohlklingend auf. Lediglich bei altehrwürdigen Klassikaufnahmen ist bei diesen drei Modellen eine zusätzliche Verstärkung von +6 dB erforderlich, wenn höhere Pegel als eine moderate Wiedergabelautstärke gewünscht sind.

Auszeichnen kann sich der Lake People G101 darüber hinaus mit einer beeindruckend rauscharmen Verstärkung. Hierdurch ist bei empfindlichen IEMs kein wahrnehmbares Grundrauschen zu befürchten, wobei sich der Regelbereich etwas verkürzt. Dieser liegt bei einem Sennheiser IE 100 Pro (Test) unter gewöhnlichen Abhörbedingungen zwischen 7:30 und 10:30 Uhr, wenn eine Dämpfung von -6 dB eingestellt ist. Ein Rauschen ist dagegen bei pausierender Wiedergabe über den gesamten Lautstärkebereich nicht erkennbar und macht sich erst bei einer zusätzlichen Verstärkung von +6 dB ab etwa 14:30 Uhr bemerkbar. Eine derartige Einstellung liegt allerdings sehr weit außerhalb des nutzbaren Hörbereichs.

Sound des Lake People G101

Im Verbund mit dem Beyerdynamic DT 1990 Pro bietet der G101 eine ansprechend weitläufige Klangwiedergabe, die gegenüber einer mobilen Lösung wie dem Apogee Groove (Test) merklich geräumiger ausfällt. Erfolgt bei Konzertmitschnitten wie „Songs of a Live World: Troxy London MMXXIV“ von The Cure ein Umschalten auf den Testkandidaten, rückt die virtuelle Bühne tiefer in den Raum hinein und die Darstellung weitet sich, wodurch eine glaubhafte, einnehmende Konzertatmosphäre aufkommt. Erst ein Vergleich mit deutlich kostspieligeren Kopfhörerverstärkern wie einem Lehmann Audio Linear oder dem Cayin iHA-8 zeigt auf, dass diese hinsichtlich des räumlichen Darstellungsvermögens überlegen sind.

Bei Titeln wie „Anti Loudness“ vom Studioalbum „Empor“ der Hamburger Techno Marching Band „Meute“ stellt der G101 eine hochpräzise Abbildung des Bassbereichs unter Beweis. Ein kraftvoller Studiohörer wie der Adam Audio H200 klingt am G101 mit einer famos ausdefinierten Performance. Die Basswiedergabe erfolgt sehr kontrolliert und schnell, ohne dass es an irgendetwas mangelt, wodurch der Spaßfaktor im Zusammenspiel mit dem H200 nicht gering ausfällt.

Bereits beim G103-S MKII hat uns die blitzsaubere Mittendarstellung begeistert, was dem Geschwisterchen erneut gelingt. Geht es um die Beurteilung, bietet insbesondere die Kombination mit dem Sennheiser HD 660 S durch eine recht direkte, unmittelbare Stimmenwiedergabe ein geradezu lupenartiges Nahfeld, das gestochen scharf wirkt.

Einen schnörkellosen und akkuraten Eindruck vermittelt das Testgerät in den oberen Lagen. Ausgewogene Produktionen wirken im Zusammenspiel mit allen drei Kopfhörermodellen großflächig ausgeleuchtet und sehr konturiert.

Fazit

Auch der Lake People G101 bietet wie der G103-S MKII ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und heimst sich neben viel Lob eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ein! Besonders überzeugen kann der vergleichsweise kleine Kopfhörerverstärker durch eine sehr rauscharme Verstärkung, großzügige Leistungsreserven und eine hohe Ausgangsspannung, wodurch sich flexibel sowohl empfindliche IEMs als auch leistungshungrige und hochohmige Hörer klangstark antreiben lassen. Als i-Tüpfelchen ist die umschaltbare Gesamtverstärkung komfortabel von Außen einstellbar.