Der AlphaTheta HDJ-F10 ist ein extrem robuster, druckvoll klingender DJ-Kopfhörer, der mit SonicLink nahezu latenzfrei kabellos arbeitet. Teuer, aber für Pioneer-User und Club-DJs aktuell die stärkste Wireless-Option.
- hervorragender Clubsound
- sehr robust
- über SonicLink annähernd latenzfrei
- hoher Preis
Ein DJ-Kopfhörer für über 400 Euro? Und dann auch noch kabellos? Der AlphaTheta HDJ-F10 will genau das möglich machen: professionelles Vorhören ohne Kabel, dank SonicLink-Funk mit extrem geringer Latenz. Dazu kommen eine robuste Bauweise, eine geschlossene Club-Abstimmung und klassische Bluetooth-Funktionen für den Alltag. Ob das Paket am Ende den hohen Preis rechtfertigt, und wie gut SonicLink die DJ-Booth wirklich verändert, klärt unser Test.
Warum Funk und DJ schwierig ist
Egal, ob Over-, On- oder In-Ear-Hörer: Kabellose Musikübertragung in Form von Bluetooth hat sich auf breiter Front im Consumer-Bereich durchgesetzt. Allein die DJ-Booth war hier bislang noch eine der letzten Bastionen, wo das gute alte dreiadrige Kupferkabel fast untrennbar mit dem Mixer verbunden war.
Warum? Die timing- und temposensible Arbeit des DJs lässt sich nun mal nicht mit einem verzögerten Funksignal erledigen. Bis jetzt – denn einige Hersteller wie beispielsweise Aiaiai, OneOdio und auch AlphaTheta (ehemals Pioneer) wollen die Latenz dramatisch reduzieren. Sie alle nutzen zwar auch das 24-GHz-Band wie Bluetooth, belegen sie aber mit proprietären Protokollen, die Audiodaten deutlich schneller senden und empfangen.
Im Fall des hier getesteten AlphaTheta HDJ-F10 nennt sich das dann SonicLink und gesendet wird hier wahlweise über einen Standalone Transmitter (HP-TX01) oder über die Mischpulte und Controller neuerer Bauart von AlphaTheta und Pioneer wie beispielsweise den XDJ-AZ.
Technisches
Um für alle Fälle gewappnet zu sein, bieten die AlphaTheta HDJ-F10 drei Anschlussmöglichkeiten: drahtlos via SonicLink, via Standard-Bluetooth (SBC, AAC) oder über Kabel. Denn lässt man die Bluetooth-Funktionalität außer Acht, dann hat man es beim HDJ-F10 zunächst einmal mit einem typischen geschlossenen Kopfhörer mit 40-Millimeter-Treibern zu tun, die gegen den Verstärker mit 32 Ohm antreten.
Dabei deckt der Hörer den ausgesprochen weiten Frequenzbereich von 5 Hz bis 30 kHz ab. Die kabelgebundene Anbindung an den Zuspieler erfolgt dabei mittels eines mitgelieferten Spiralkabels (1,2 – 3 Meter), wobei der Kopfhörer erkennt, wenn ein Kabel eingesteckt ist und daraufhin automatisch den Funkbetrieb deaktiviert.
Apropos Zubehör: Zusammen mit dem Hörer erhält man noch ein Paar Ersatzohrpolster, ein kurzes USB-C-Ladekabel und eine Tragetasche. Die herstellerseitig angegebenen Akku-Laufzeiten von satten 30 Stunden im Bluetooth-Betrieb und respektablen neun Stunden beim Einsatz von SonicLink konnten wir im Test nachvollziehen, ebenso wie die Ladezeit von rund zweieinhalb Stunden für einen vollen Akku.
Äußerlichkeiten
AlphaTheta preisen die HDJ-F10 ja vollmundig als militärisch stoßgeprüft (MIL-STD-810H Test) an – uns überzeugten die mechanischen Qualitäten des Hörers auf ganzer Linie: Die AlphaTheta HDJ-F10 fühlen sich wirklich verdammt robust und stabil an. Die Rasterung der Kopfbügel läuft satt und genau und die Scharniere, mit denen sich die Hörgondeln nach innen falten lassen, rasten mit einem verbindlichen Knacken ein – vorbildlich. So viel Robustheit hat ihren gewichtstechnischen Preis und die Waage zeigt stabile 356 Gramm (ohne Kabel).
Tragekomfort
Wie es sich für einen ordentlichen DJ-Kopfhörer gehört, sitzen die AlphaTheta HDJ-F10 ziemlich stramm am Kopf und lassen sich auch durch exzessive Tanzbewegungen nicht abwerfen. Der verbindliche Sitz macht sich besonders dann gut, wenn man – wie beim Auflegen üblich – eine der Hörergondeln über das Ohr zieht. Und mit ihrer ohrumschließenden Bauform ist auch die Außengeräuschdämpfung als außerordentlich gut zu bezeichnen.
Längeres Tragen führt aufgrund der geschlossenen Bauform unweigerlich zu dem bekannten Hitzestau-Phänomen. Auch und besonders in der für gewöhnlich heißen DJ-Booth.
Bedienung des AlphaTheta HDJ-F10
Am rückseitigen Rand der linken Hörergondel sitzen die mechanischen Bedienelemente beginnend mit einem Schiebeschalter samt blau-weißer Status LED, mit dem sich zwischen Bluetooth und SonicLink wechseln lässt. Es folgt ein Multifunktionstaster, der neben An/Aus auch der Telefonsteuerung (die HDJ-F10 verfügen auch über Freisprechmikrofone) und der Titel-Navigation dient (Play/Pause, Vor/Zurück). Danach folgt ein Laut-/Leise-Wippschalter, der allerdings nur im Bluetooth-Betrieb zum Einsatz kommt.
Den Abschluss bildet eine dreisegmentige LED-Kette, die Auskunft über den Akkustand gibt. Diese möchte ich für ihr Vorhandensein ausdrücklich loben, denn viele andere Hersteller behelfen sich an diesem Punkt mit winzigen Einzel-LEDs deren Ablesbarkeit in vielen Situationen sehr schlecht ist. Nicht hier: beim AlphaTheta sieht man auf den ersten Blick, wie viel Strom noch im Akku ist.
Den AlphaTheta HDJ-F10 anschließen
Die Verbindungsherstellung vermittels Kabel ist genauso selbsterklärend, wie die Anbindung via Bluetooth, wobei das Neuverbinden mit rund sechs Sekunden ein bisschen träge vonstattengeht. Ein bisschen verträumt zeigt sich auch die Latenz im regulären Bluetooth-Betrieb (wahlweise über SBC oder AAC), wo wir 178 Millisekunden messen konnten. Den versprochenen Hochgeschwindigkeits-Audiostrom erreicht man nur unter Zuhilfenahme der SonicLink-Hardware, wo es dann runter auf unmerkliche 7 Millisekunden (Herstellerangabe) geht.
Klang
Der AlphaTheta HDJ-F10 klingen spitze. Punkt. Vom ersten Beat gibts einen extrem druckvollen, lauten und impulsstarken Sound. Speziell bei hochoptimierten Peaktime-Bangern wie etwa „Ratchets“ von „Hedegaard“, zeigen die HDJ-F10 eine ebenso wuchtige wie präzise Bassabbildung. Dabei bleiben Mitten und Höhen trotzdem schön präsent, denn auch die Mikro-Click-Hihat-Figur in dem genannten Track bleibt klar definiert hörbar – sehr gut.
Nur wenn man dann in das andere Extrem geht und beispielsweise die gefeierte Arvo-Pärt-Einspielung („And I heard a voice“) des estnischen Vokal-Ensembles „Vox Clamantis“ durch die Wandler schickt, zeigt sich, dass die – im Club-Kontext positive – Direktheit der AlphaTheta HDJ-F10 im Bereich der Hochmitten, bei ätherisch-filigraner Musik doch etwas deplatziert ist. Mal ganz abgesehen davon, dass es grundsätzlich wenig Freude macht, ganze Alben mit geschlossenen Kopfhörern zu genießen, aber das ist ja eine alte Weisheit.
Fazit
Auch ohne Drahtlos-Funktionalität kommen die AlphaTheta HDJ-F10 dem Ideal eines perfekten DJ-Kopfhörers schon ziemlich nah, denn das Klangverhalten und die kernige Haptik machen in der DJ-Booth eine ausgesprochen gute Figur.
Mit der drahtlosen und rasend schnellen SonicLink-Übertragung treten AlphaTheta dann tatsächlich die Technologieführerschaft in einem Bereich an, in dem die kabellose Musikübertragung bislang noch überhaupt nicht vorgedrungen ist. Und das hat seinen Preis, denn mit gut vierhundert Euro für den Hörer und noch mal hundertzwanzig Euro für den Transmitter, stehen deutlich über fünfhundert Euro auf der Rechnung – auch, wenn man beide Teile im Bundle erwirbt.
Sogar als „einfacher“ Musikliebhaber, der oder die nichts mit Djing am Hut hat, könnten die HDJ-F10 – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – ein Interessante Option sein. Nämlich dann, wenn man einen robusten, geschlossenen Bluetooth-Kopfhörer sucht, der mit seiner Klangcharakteristik geradezu idealtypisch den Clubsound bedient.
Noch ein Wort zu Funk-Standards und Co
An dieser Stelle ärgere ich mich jetzt schon darüber, dass sich die Hersteller drahtloser DJ-Lösungen (u.a. AlphaTheta, Aiaiai und OneOdio) nicht auf einen gemeinsamen Standard geeinigt haben. Es sollte doch langsam zur Allgemeinbildung in den Firmenzentralen gehören, dass Kompatibilität (Stichwort USB) den Profit aller Beteiligten steigert und das Leben der Anwender merklich erleichtert.
- Dj in headphones mixes the track in the nightclub at party
Die besten DJ-Kopfhörer
Wer sich gerne einen Überblick von euch verschaffen möchte und wissen will, welche DJ-Kopfhörer denn eigentlich die besten sind, sollte einen Blick auf unsere Bestenliste werfen.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 Hz – 30 kHz
- Impedanz32 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)105 dB
- Gewicht ohne Kabel356 g
- Kabellänge120 - 300 cm
Lieferumfang
- 1,2 m gewendeltes Kabel (ca. 3,0 am ausgezogen)
- ø6,3 mm Stereo-Standardsteckeradapter (Schraubentyp)
- USB-Ladekabel (USB Typ C auf USB Typ C) 0,5 m
- 1 Paar Ersatzohrpolster
- Tragebeutel







