JBL Live Beam 3

Vorweg

Warum sollte ich In-Ears anders als über die App auf dem Handy steuern sollen, wollen? Zugegeben – was genau der Vorteil von einem zusätzlichen Controller sein soll, war mir anfangs nicht klar. Aber ich habe es im Laufe des Tests herausgefunden.

Hardware

Zu den JBL Live Beam 3 In-Ears bekommt ihr vier Silikonpassstücke (XS, S, M, L), USB-C Kabel, Schnellstartanleitung und das kabellos ladefähige Smart Charging Case mit USB-C Anschluss und dem 1,45 Zoll Touchscreen-Display, das erstaunlich hell und crisp ist. Die nach IP55 spritzwassergeschützten In-Ears verfügen über dynamische 10-Millimeter-Treiber im Inneren und auf der Rückseite des Gehäuses gibt es Touchflächen zur Steuerung. Vier Farben stehen zur Auswahl: Schwarz, Silber, Blue, Purple.

Specs

Bis auf die Information, dass die JBL Live Beam 3 Bluetooth 5.3 und das Case Bluetooth 5.1 zur Kopplung nutzen, dazu Multipoint möglich ist, gibt es keine weiteren Auskünfte über die genutzten Codecs. JBL erwähnt darüber hinaus, dass Hi-Res-Audio Wireless mit JBL Signature Sound mit dabei ist.

#servicetweet, um euch den Blick in die Anleitung zu sparen: Um eine weitere Quelle zu koppeln, drückt 1x und dann noch mal hinterher für mindestens fünf Sekunden beide In-Ears gleichzeitig. Das löst den Kopplungsmodus aus.

Alles Weitere sind Android Benefits: Mit Google Audio Switch wechseln die Ohrhörer nahtlos von einem Android-Bluetooth-Gerät zu einem anderen und mit dem Google-Finder-Dienst lassen sich die JBL Live Beam 3 bei Verlust orten – genau so, wie es Apple mit seiner Wo-Ist-Funktion anbietet (hier aber nicht).

Funktionen

Da JBL die Live Beam 3 mit umfangreichen Funktionen versehen hat, liste ich sie hier zunächst einmal auf.

• Anpassbares und automatisch/dynamisches ANC
• Einstellbarer Transparenzmodus
• Talk Thru – Musik wird gedimmt, Transparenz auf Maximum gesetzt
• Passformtest für In-Ears
• Smart Talk – Talk Through wird aktiviert, wenn du zu sprechen beginnst.
• Persönliche Sound-Verstärkung – hebt Umgebungsgeräusche an
• Latenzarmer Videomodus
• Einstellbare Gestensteuerungen
• Equalizer mit sechs Presets und 10-Band EQ
• Adaptive EQ Anpassung
• Spatial Audio mit drei Presets
• Personi-Fi – Hörtest zur persönlichen EQ-Optimierung
• Balance-Regler
• Lautstärkebegrenzer
• Vier Optionen zur Verbesserung von Telefongesprächen
  z.B. Verstärkung der eigenen Stimme im Ohr und Anpassungen der Stimme der Gegenstelle.
• Entspannungsmodus mit fünf zusammenstellbaren Naturgeräuschen
• Wiederfinden der gekoppelten In-Ears über ein Tonsignal
• Abschalt-Timer
• Updates
• Einstellungen für das Smart Charging Case

Steuerung auf vielen Wegen

Mit den berührungsempfindlichen Remote-Flächen an den Rückseiten der JBL Live Beam 3 könnt ihr die wichtigsten Features wie ANC/Transparenz und Abspielfunktionen steuern, alternativ geht auch die Lautstärkeregelung. Da JBL so was immer blockweise zuordnet (Abspielkontrolle rechts, Volumen links) müsst ihr euch bei drei Remote-Funktionalitäten zur Auswahl halt entscheiden, was an welchem Ohr gemacht werden soll.

Der nächste Weg der Steuerung all der Funktionen geschieht, wie üblich, über die App. Da könnt ihr dann die Unterdrückungsintensität des ANC regeln oder die Durchlässigkeit der Transparenz, den Hörtest machen und am EQ den idealen Sound finden. Die JBL Live Beam 3 bieten dabei viel und auch viel zum Justieren, Manipulieren, Optimieren.

Das Smart Charging Case

Der dritte Weg zur Steuerung der JBL Live Beam 3 geschieht dann über das smarte Ladecase via 1,45-Zoll-Touchdisplay. Um es kurz zu machen: Fast alles, was an- und abschaltbar ist, lässt sich mit dem Case regeln. Für feinere Anpassungen braucht ihr immer noch die App. Aber – dank dieses wirklich gut funktionierenden dritten Weges – eher selten.

Ganz wichtig: Ihr könnt ein Hintergrundbild festlegen. Bei mir ist es meine Katze Hermine geworden. Ihr bekommt zudem alle Ladestandsinformationen und die Uhrzeit eingeblendet. Auch lassen sich eingehende Nachrichten anzeigen, Abspielfunktionen, Lautstärke, ANC und Co, Spatial Audio und auch durch die Presets UND gespeicherten EQ-Setups könnt ihr steppen.

Jetzt ahne ich, was es heißt, sein Phone mit einer Watch zu steuern. Aber, brauche ich das wirklich? Ob ich nun mein Handy aus der Tasche hole oder mein Case, ist das nicht ein Erste-Welt-Problem?
Eigentlich schon.

Aber. Wenn ich mit den JBL Live Beam 3 nicht mit dem Phone (auf dem in der Regel die App installiert ist) verkoppelt bin, sondern nur mit meinem Rechner zum Beispiel, dann macht dieser kleine Controller in der Tasche tatsächlich Sinn. Und insgesamt ist es auch wirklich komfortabler, eben mal schnell was mit dem Case zu machen, als das Phone aus der Tasche zu kramen, entsperren, App suchen, Verbindung aufbauen… das geht tatsächlich schneller mit dem Case.

Deshalb mein Urteil: Das Smart Case ist eine feine Sache und eine sinnvolle Ergänzung, zumal es die Laufzeit der In-Ears von 12 auf bis zu 48 Stunden verlängern kann. Dank Schnellladeoption über USB-C Kabel reichen 10 Minuten für vier weitere Stunden Wiedergabe.

Klang und ANC

Bei all den Steuerungsmöglichkeiten und dem Feature-Feuerwerk müssen die Kopfhörer aber auch klingen. Und das tun sie. Die JBL Live Beam 3 agieren eher aus den Mitten heraus und bieten dabei Stimmen und Instrumenten auch bis in die Höhen hinein ein sehr gut zeichnendes und klares Feld.

Die etwas unterentwickelte Basssektion kann umgehend über ein Preset oder im EQ-Setup hervorgeholt und gestärkt werden, damit auch die Drum- und Beat-Sektion oder die Bassgitarre zu ihrem Recht kommen. Insgesamt wirken die JBL Live Beam 3 angenehm neutral und bemühen sich grundsätzlich nicht so sehr um ein Charakteristikum.

Um alles rauszuholen, könnt ihr den Hörtest machen, was sich in einer angepassten EQ-Kurve äußert oder den adaptiven EQ im leiseren Volumenbereich automatisch walten lassen. Oder bei entsprechender Abmischung das Spatial Audio einschalten, wo sich dann aus drei Presets (Film, Musik, Gaming) noch eine Auswahl treffen lässt.

Die Wirkung des ANC ist gut, aber nicht so gut wie bei den Platzhirschen von Bose, Apple oder Sony. Tiefe Frequenzen werden wirksam gedimmt, sie verstummen aber nicht und höhere Frequenzen gelangen immer noch zum Ohr. Zum Transparenzmodus gesellt sich dann ein durchaus bemerkbares Rauschen, je nachdem, wie hoch du die Wirkung stellst. Dieses Rauschen wird noch mal etwas kräftiger beim Talk Thru.

Da die JBL Live Beam 3 aber schon gut – mit den passenden Eartips – mechanisch (passiv) abschotten und sich das auch mit einem Passformtest überprüfen und korrigieren lässt, ist die ANC/Transparenz-Wirkung auf jeden Fall solide.

Telefonieren mit den JBL Live Beam 3

Allein vier Einstellmöglichkeiten nur für die Verbesserung von Telefonaten bieten die True Wireless In-Ears an. Und alles dient dazu, die eigene Stimme, die Stimme der Gegenstelle und die Wahrnehmung während des Telefonierens auch in ungünstiger Umgebung zu verbessern. Das gelingt JBL und mir wird gute und klare Verständlichkeit bestätigt oder andersherum: Viele haben überhaupt nicht bemerkt, dass sie über die JBL Live Beam 3 angerufen wurden.

Fazit

Klanglich und technisch befinden sich die JBL Live Beam 3 auf der Höhe der Zeit und bieten einen sehr angenehmen Sound, ein genügend gutes ANC und viele, viele Features, um alles zu optimieren und den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Richtig gut ist dabei das Smart Charging Case, welches als zusätzlicher Controller zahlreiche Steuerungsfunktionen und Schaltungen vornehmen kann, wozu es sonst den Griff zum Phone und in die App bedurfte. Das ist einerseits bequem und andererseits tatsächlich auch in vielen Situationen hilfreich und sinnvoll.

Als Gesamtpaket für 160 Euro sind die JBL Live Beam 3 auf alle Fälle eine Überlegung wert.