Marshall Tufton

Hardware

Hebt man den Marshall Tufton am ledernen Tragegurt aus dem Karton, bemerkt man zunächst das üppige Gewicht, was mit Akku, vier Treibern und der Baugröße von 23 X 16,3 X 35 Zentimeter satte 4,9 Kilogramm beträgt. Im Gegensatz zu seinen Brüdern steht der Tufton aufrecht auf vier massiven Gummifüßen und für einen längeren Trageweg würde man sich einen längeren Gurt wünschen, um sich so die Box einfach über die Schulter zu hängen.

Auf der glatten Rückseite befindet sich eine Bassreflexöffnung, ein Auslass für den nach hinten abstrahlenden Breitbandlautsprecher, hinter einer Gummikappe der 220-Volt-Stromanschluss, mit dem sich die Box betreiben und auch der Akku laden lässt. Dazu kommt dann noch ein 3,5-Millimeter-Miniklinkeneingang, den man auf den ersten Blick fast übersieht.

Hauptmerkmal des Marshall Tufton ist das Drei-Wege-Treibersystem aus 5,25-Zoll-Woofer, 2-Zoll-Breitbandlautsprecher und 0,6-Zoll-Hochtöner, die von jeweils einem Class-D-Verstärker (40 Watt, 15 Watt und 10 Watt) angetrieben werden. Zusammen mit dem anderen 2-Zoll-Treiber nach hinten (15 Watt) liefert die Box eine Gesamtleistung von 80 Watt in einem Frequenzbereich zwischen 40 bis 20.000 Hertz.

Verarbeitung

Was die Verarbeitung angeht, erscheint der Marshall Tufton nochmal eine Spur robuster als seine ohnehin schon robusten Kollegen Killburn III oder Middleton II. Sein Mantel aus Tollex, das feinmaschige Frontgitter aus Metall, worauf das goldene Logo prangt, und die bündig angesetzten Eckenkappen aus Plastik unterstreichen dies. Diese deutlich größere Street Credibility wird aber von dem rätselhaften Umstand geschmälert, dass der Tufton lediglich IPX2 zertifiziert ist. Was nichts weiter heißt, als dass man bei einsetzendem Regen besser schnell nach einem Unterstand für die Box sucht, denn mehr als ein paar Wasserspritzer verträgt das Gerät nicht.

Bedienung

Obenauf liegt das Bedienpanel, wo auf schlichter schwarzer Unterlage der Bluetooth-Drücker und drei Drehregler angebracht sind. Wobei der erste Regler als Hauptschalter und Volumen-Regler, die zwei anderen als Bass- und Treble-Regler ausgelegt sind. Eine 10-kettige LED gibt dann noch Auskunft über den Akkuladestand.

Anschluss und Funktionen

Das etwas betagte Bluetooth 5.0 kommt mit Qualcomms aptX-Codec und erfreut so mit einem höherwertigen Codec. Es lassen sich dabei zwei Geräte gleichzeitig koppeln (Multipoint) und der Übertragungsweg ist mit mindestens 10 Metern angegeben. Der analoge Weg wird aktiviert, sobald man eine Quelle via Kabel in die Aux-Buchse steckt.

Da der Marshall Tufton keine App-Anbindung hat, lässt sich zum Beispiel kein Firmware-Update anstoßen. Die Klangregelung erfolgt direkt am Gerät, was aufgrund der griffigen Haptik der Regler eher angenehm als nervig ist, wobei die Lautstärke natürlich auch über den Zuspieler einstellbar ist.

Klang des Marshall Tufton

Klanglich ist der Marshall Tufton dank seines Drei-Wege-Systems eine Wucht. Der Bass geht runter bis tief in den Magen und bildet mit seiner Kraft ein bretthartes und trockenes Fundament für die Instrumente und Stimmen, die sich von klar bis definiert bis durchzeichnend in den Mitten schön breit entfalten. Dazu kommen die leicht milchigen Höhen, die nicht superfrisch, aber trotzdem brillant und für klare Akzente und Ortung sorgen.

So entsteht im Gesamtbild ein treibender Klang, der sich in alle Ecken ausbreitet und dank des Treibers zur Rückseite ein wirklich gutes Rundum-Bild erzeugt. »Sorrow« von Pink Floyd im Mix von 2019 macht sich schön wuchtig auf den Weg in die Ohren und den Bauch.

Der schnarrend, trockene Kontrabass von Avishai Cohen in »The Ever And Ever Evolving Etude« vom Album »Brighside« springt einem quasi entgegen und auch fein zubereitetes Felt-Piano von Federico Albanese schimmert warm und hell durch diese Box. Aber auch elektronisches wie »Stay Awhile« von Röyksopp findet Wohlgefallen, weil sich dank des immensen Bassgewummers und der Tiefe des Klangbildes unmittelbar ein kleines Klubgefühl mit ganz viel Flackerlicht und Kunstnebel einstellt.

Der Marshall Tufton bleibt bei alledem klangstabil und verzerrungsfrei bis zum Maximalpegel, der mit seinen 80 Watt ordentlich hoch ist und gut einzuheizen weiß. Aber auch ganz leise sorgt die Box für ein solides und differenziertes Klangbild ohne herben Bassverlust.

Fazit

Der Marshall Tufton ist ein kleines Kraftpaket mit einem zupackenden Sound, der extrem bassstark und schiebend nach ganz vorne geht und dabei dank gelungener Abstimmung aller Komponenten einen mehr als guten Auftritt hinlegt. Ganz in der Tradition der Amp-Schmiede gibt sich der Marshall Tufton selbstbewusst und ausdrucksstark und bietet dabei nicht nur dem ausgewiesenen Marshall-Fan einen Hammersound im relativ kleinen Gehäuse – allerdings eher für drinnen als für draußen, denn Wasser mag die Box nicht besonders. Gerade an der fehlenden App-Anbindung bemerkt man dann auch, dass der Tufton seit 2019 unverändert im Programm von Marshall ist und es vielleicht mal Zeit für ein technisches Update wird, um das Gute einfach noch besser zu machen.