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SPL Phonitor se

Audiophiler, stationärer Kopfhörerverstärker

Kurz & knapp

Mit dem Phonitor se hat SPL zweifelsfrei einen gleichermaßen hochwertigen und überzeugend klingenden Kopfhörerverstärker im Angebot, der sich an audiophile Musikkonsumenten wendet. Souveräne Verarbeitung und Technik sowie ein stimmig und fein gezeichnetes Klangbild mit bester Dynamik und hinreichenden Leistungsreserven dürften nahezu alle Anforderungen an den Musikgenuss mit konventionellen, hochwertigen Kopfhörern bestens befriedigen, wodurch sich auch der Preis letztlich rechtfertigt. In der meines Erachtens sinnvolleren Variante mit integriertem Wandler entpuppt sich der Phonitor se auch mit modernen Streaming-Medien und Hi-Res-Dateien vom Rechner als überzeugende Schnittstelle für die Ausgabe. Angesichts des audiophilen Anspruchs und des Preises hätte es dann aber auch gern eine symmetrische Schnittstelle sein dürfen.

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Anspruchsvoller Musikgenuss findet heute häufig über klangstarke Kopfhörer statt. Und wie bei einer hochwertigen Hifi-Anlage macht dabei keinesfalls nur der „Lautsprecher“ den Klang, sondern auch der Verstärker – das ist bei Kopfhörern nicht anders. Im Alltag geht dieses Detail immer wieder unter: In Smartphones werkeln günstige und miniaturisierte Operationsverstärker und auch in kostspieligeren Audio-Interfaces ist der obligatorische Kopfhörerverstärker eher eines der vielen Ausstattungsmerkmale als dediziertes Kaufargument. Wer nun aber mehrere hundert Euro für einen hochwertigen Kopfhörer auf den Tisch legt, der schaut sich sinnvollerweise auch nach einem adäquaten „Antrieb“ um.

SPL aus Niederkrüchten hat sich dieser Aufgabe gleich mit mehreren Geräten für den Heim- und Studiobereich angenommen. Der vorliegende Phonitor se markiert dabei den Einstieg in das audiophile Lager der entsprechenden Konsumentenprodukte bei SPL, der Professional-Fidelity-Serie, die auf betont hochwertige technische Lösungen setzt und die auch in den professionellen Produkten von SPL zum Einsatz kommen.

Das knapp 3 kg schwere Gerät fällt bereits äußerlich eine Nummer größer als der zuletzt getestete Phonitor One (zum Test) aus. Es ist erstklassig verarbeitet und in einem edlen flachen Metallgehäuse mit internem Netzteil untergebracht. Dabei kann man sich beim Kauf zwischen drei dekorativen Farben für die gebürstete Gerätefront entscheiden: Schwarz, Silber oder Rot. Dazu hat man die Wahl zwischen Version mit und ohne integrierten D/A-Wandler.

Der Phonitor se bietet einen unsymmetrischen Kopfhörerausgang (6,3 mm Klinke) und einen großen, weich laufenden Pegelsteller aus gefrästem Alu. Neben dem Einschalter, der Konfiguration der hauseigenen Phonitor-Matrix (siehe unten) findet sich frontseitig noch die Wahl des Eingangs in Form von zwei Schaltern. Dabei entscheidet man sich zwischen analogem Cinch-Eingang und dem optionalen, aber nicht nachrüstbaren D/A-Wandler DAC768xs (mit AKM AK4490 Bestückung), der im Testgerät verbaut war. Dieser gestattet Abtastfrequenzen bis 768 kHz und 32 Bit sowie DSD bis 11,2 MHz (DSD256). Dabei wählt der zweite Schalter zwischen den vorhanden digitalen Schnittstellen USB, S/PDIF koaxial und S/PDIF optisch, die sich wie auch die massiven, vergoldeten Cinch-Anschlüsse auf der Geräterückseite finden.

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Des Weiteren kommt im Phonitor se die SPL-eigene Voltair-Technik zum Einsatz. Hier setzt man mit dem Ziel eines besseren Störabstands und erhöhter Dynamik auf eigens entwickelte Operationsverstärker mit einer Versorgungsspannung von ±60 Volt (ein entsprechendes YouTube-Video von SPL findet ihr hier). Konventionelle Bauteile/Operationsverstärker arbeiten lediglich mit ±15 Volt Betriebsspannung (für die transformierte Gleichspannung), die der Signalverstärkung dient. Daraus resultiert (auf dem Messblatt) in der Tat eine Dynamik von mehr als 140 dB und ein Rauschabstand, der mit 114 dB den verbauten Wandler überbietet. Auch die Übersteuerungsreserve wächst, so dass der Verstärker, bezogen auf den Bezugspegel, kaum je in seinem Grenzbereich arbeiten muss.

Praxis

Der Phonitor se überzeugt durch seine geradlinige Bedienung. Die Wahl der Klangquelle ist selbsterklärend. Neben der Lautstärkeregelung und Quellenauswahl kommt auch die herstellereigene Phonitor-Matrix zum Einsatz, die sich hier in zwei Abstufungen aktivieren lässt. Diese rein analoge Schaltung verfolgt das Ziel, Kopfhörer mit Eigenschaften einer Lautsprecherwiedergabe zu versehen. Der Hintergrund: Tonaufnahmen werden fast immer über Lautsprecher gemischt. Nutzt man stattdessen einen Kopfhörer (bei der Arbeit an der Mischung aber auch beim reinen Musikhören), unterscheidet sich der Höreindruck zwangsläufig hinsichtlich der Pegelanteile, des Stereopanoramas und der Tiefenstaffelung. Das liegt sowohl an der In-Kopf-Lokalisierung als auch an der perfekten Trennung von linkem und rechten Kanal, die es im realen Leben nicht gibt. Tatsächlich geht dieses „Übersprechen der Kanäle“ sogar mit einer physiognomisch bedingten Filterung einher. SPL selbst liefert hierzu eine gut verständliche Erklärung.

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Zusammenfassend ist das Klangerlebnis unter einem Kopfhörer also oft spektakulär, aber nicht unbedingt realistischer im Sinne der Abmischung. Die Phonitor Matrix adressiert diese Nachteile mit einer Schaltung, die sowohl das Übersprechen zwischen den Stereokanälen mitsamt Filterung, den Aufstellungswinkel der (nicht vorhandenen) Lautsprecher und eine Pegelkompensation der Phantommitte berücksichtigt. Im Phonitor se ist dabei nur der Crossfeed-Parameter in zwei Stufen justierbar. Dabei werden bis zu 30 Prozent Signalanteile des gegenüberliegenden Signals hinzugemischt unter Berücksichtigung der entsprechenden Filterung, die oberhalb von 500 Hz zunehmend wirkt. Der Aufstellungswinkel der Lautsprechersimulation ist auf 30 Grad entsprechend 250 µs Laufzeitverzögerung voreingestellt. Dazu wird das Mittensignal mit 1 dB abgesenkt, um die Stereomitte nach Einsatz des Crossfeed-Parameters wieder korrekt einzubetten. Illustrierende Hörbeispiele findet ihr unter diesem Link, die ihr bitte mit Kopfhörer anhören solltet.

Je nach Impedanz liegt die Ausgangsleistung des Phonitor se pro Kanal zwischen 1 Watt (32 Ohm), 2,7 Watt (600 Ohm) und 5 Watt (250 Ohm). Mit dieser Leistung lassen sich auch anspruchsvolle Kopfhörer antreiben. Wem das nicht reicht, der kann den Ausgangspegel mit einem Dip-Schalter auf der Geräteunterseite um weitere 12 dB anheben.

Vermisst habe ich im Unterschied zu den größeren Modellen und dem inzwischen abgekündigten Phonitor e eine Anschlussmöglichkeit für symmetrische Kopfhörer oder einfach nur einen parallelen zweiten Kopfhörerausgang. Auch die Möglichkeit einer ferngesteuerten Pegelsteuerung hätte man sich durchaus vorstellen können – sie findet sich erst in den Modellen Phonitor x und xe und stellen hier bewusste Kompromisse dar, um die sonstige Gerätequalität zu dieser Preisklasse sicherstellen zu können. Schließlich hätte man die rote Status-LED der roten Gerätevariante auf eine markantere Farbe ändern können – ich vergaß tatsächlich mehrfach, das Gerät auszuschalten.

Klang

SPL beschreibt den Phonitor se als Einstiegsmodell in den Bereich der Voltair-Modelle. Mit einem Verkaufspreis um 1.000 Euro beziehungsweise 1.400 Euro (mit Wandler) darf man aber zweifelsfrei hohe Erwartungen an das Gerät stellen. Und diese erfüllt das Testgerät in der Tat vollumfänglich. Wir testeten es mit den Sennheiser-Modellen HD 660 S (zum Test), HD 800 S (zum Test) und HD 820. Dabei nutzte ich für den Hörtest die USB-Schnittstelle in Kombination mit Tidal an einem Windows-Rechner. Der notwendige Treiber erlaubt dabei eine schnelle Inbetriebnahme und konnte anstandslos für die Tonausgabe genutzt werden. Unter macOS und iOS arbeitet der Phonitor se per USB sogar class compliant.

Grundsätzlich gilt: Je besser der Kopfhörer, desto klarer sind auch die Leistungszuwächse im Verstärkerbereich erkennbar. Gegenüber dem Standardausgang meines Focusrite-Audio-Interfaces Clarett 4Pre setzte sich bereits der günstigere Phonitor One (zum Test) hörbar ab. Der Phonitor se spielt wiederum in der nächst höheren Qualitätsklasse. Er verhält sich dabei so, wie es sich für einen audiophilen Verstärker gehört: klanglich ausgewogen und neutral, hochauflösend, rauschfrei, mit souveräner Dynamik und natürlich Reserven, die auch mit leiser abgestimmten Konstruktionen hinreichende Pegel liefern.

Die Phonitor Matrix bietet zwei Klangvarianten, bei denen die typischen Superstereo-Effekte abgemildert werden. Tatsächlich wird die Räumlichkeit sowie die spektrale Abstimmung verändert. Geboten werden zwei stimmige Varianten, die insbesondere bei tontechnischen Bewertungen von großer Hilfe sein können. Man sollte sich dabei einige Minuten auf die veränderte Klangcharakteristik einlassen. Ansonsten entscheidet der Geschmack und man wählt zwischen dem betont breiten Kopfhörereffekt und zwei Varianten, die dem Höreindruck mit einem Lautsprecher näher stehen. Tatsächlich reduziert die Schaltung dabei die Ortung im Kopf, was durchaus bemerkenswert ist. Man muss aber auch feststellen, dass das Klangergebnis aber dennoch nicht wie bei einem Lautsprecher vor dem Kopf stattfindet.

vor 3 Jahren von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 4.5
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformVerstärker
  • Gewicht ohne Kabel2.800 g

Lieferumfang

  • Netzkabel

Besonderheiten

  • Alle technischen Daten findet ihr auf der Produktseite von SPL

Eine Antwort zu “SPL Phonitor se”

  1. Chance Creator sagt:

    Schöne Beschreibung! Die Charakterisierung des Sounds könnte ausführlicher sein, wobei das wirklich nicht einfach ist. Seit 9 Tagen über den internen DAC im Betrieb, erlebe ich das Gerät als Diva, die auf unterschiedliche CD-Antriebe und Strompolungen und -versorgungen mit wechselndem Charakter reagiert. Eins bleibt, die ungemein weite Auflösung, die kleinste Details aufspüren lässt. Ein Kopfhörer auf dem Niveau vorausgesetzt, bei mir AKG K872. Sensibel ist die unterschiedliche betonte Dynamik, die bei meinem kompakten Teak als Zuspieler die Transienten hervorhebt und dann spitz wirkt. Beim höherklassigen Yamaha der 2000er Serie ist die Dynamik schön musikalisch verteilt. Anfangs fehlte mir etwas der Körper der Instrumente. Ich weiß um die Problematik der multiblen Windrädereinspeisungen hier und der Schwierigkeit des Energieversorgers eine Wechselspannung ohne deformierte Sinuskurve anzubieten. Das macht Netzteilen zu schaffen und es lässt sich durch drehen der Stecker manchmal eine günstigere Polung finden. Den besten Effekt für eine körperhafte Musik brachte ein zwischengeschalteter Gleichstrom-Filter (von HMS). So klang der Flügel endlich erdig wie ein massives Tonmöbel und die Anschläge auf die Seiten klimperten nicht nur sondern ließen erahnen, dass dort mit viel Energie gespannter Stahl im Spiel ist. Also das SPL Phonitor se ist nicht nur ein ehrliches Studiogerät, sondern es hat mit etwas liebevoller Behandlung das Potential, der Musik das innenwohnende Feuer zu entfachen.

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