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Fostex TR-70

Offener Bassspezialist fürs Studio

Kurz & knapp

Auch mit dem Fostex TR-70 erhält der Käufer für sein Geld einen soliden ohrumschließenden Kopfhörer mit gutem Lieferumfang. Klanglich bieten die Headphones einen zwar resonanzarmen Sound, der sich im Test aber nicht wesentlich „offener“ zeigt als der des geschlossenen Mitstreiters TR-80. Wenn es um die Frage geht, ob sich der Klang des TR-70 als „hochpräzise“ beschreiben lässt, kann ich das nur für die in seinem Frequenzgang hervorgehobenen Frequenzanteile bestätigen. Hier lehnt sich der Kopfhörer sogar noch weiter aus dem Fenster als seine Modell-Kollegen. Aus demselben Grund eignet sich der TR-70 am ehesten als Tool zum Abhören von Audio mit Stimmsignalen, wie bei Pop- und Rockmusik, Hörspiel und Nachvertonung. Seine starke Bassbetonung und kräftige Subbass-Wiedergabe dürfte dagegen vor allem Fans von Urban Music, EDM & Co. schmecken. Alle anderen Fostex-Fans sollten aber für Recording und Mix auch noch einen Blick auf die geschlossenen und halboffenen Modelle TR-80 sowie TR-90 werfen.

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Fostex präsentieren uns den TR-70 als „hochpräzisen“ offenen Kopfhörer. Können die japanischen Headphones liefern, was der Hersteller verspricht?

Nachdem wir die Fostex-Modelle TR-80 (zum Test) und TR-90 (zum Test) für euch unter die (Hör-)Lupe gelegt haben, schauen und hören wir uns in diesem Test den TR-70 an. Was unterscheidet ihn von seinen Geschwistern der TR-Reihe? Und was sind ihre Gemeinsamkeiten?

Lieferumfang

Zunächst einmal lässt sich sagen, dass der Lieferumfang der drei Kopfhörer der TR-Reihe identisch ist. Neben dem Kopfhörer liegt dem Karton noch ein Paar dickere Wechsel-Ohrpolster, eine Transporttasche mit Kordelzug sowie ein gerades Kabel mit 3 m Länge und ein Spiralkabel mit 80 cm Länge bei. Letzteres lässt sich bis auf eine Länge von ebenfalls 3 m strecken. Beide Kabel haben vergoldete Stecker, so dass Korrosion keine Chance hat. Ein schraubbarer 6,35-mm-Klinken-Adapter gehört ebenfalls zum Lieferumfang. Auch er ist vergoldet.

Aussehen & Verarbeitung

Und auch optisch reiht sich der TR-70 nahtlos in die TR-Serie ein, deren Kopfhörer allesamt Robustheit ausstrahlen. Das liegt daran, dass der Testkandidat die gleichen markanten Verstellbügel aus Metall hat, mit denen seine Kollegen aufwarten, seine Ohrmuschel-Aufhängungen ebenfalls verschraubt sind, der Bezug des Kopfbands ebenso vernäht wurde und Fostex auch beim TR-70 fast ausschließlich auf eine schwarze Farbgebung setzt. Und wie seine nächsten Verwandten, so bietet auch der TR-70 ohrumschließende Hörmuscheln.

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Was den TR-70 aber von diesen unterscheidet, ist, dass hinter den Rippen auf der Rückseite der Ohrschalen ein schwarzes Drahtgeflecht sichtbar wird, das sein Innenleben vor äußeren Einflüssen schützt. Vom Kopfhörer erzeugter (und auch der von außen kommende) Schall kann diese durchlässige Barriere passieren. Die offene Bauweise soll für einen vergleichsweise resonanzarmen, „offenen“ Klang sorgen. Oftmals bieten offene Kopfhörer auch eine leicht differenziertere räumliche Darstellung.

Technik

Technisch gesehen bewegt sich der Fostex TR-70 in identischem Fahrwasser wie der TR-80 und der TR-90. Auch er tritt mit dynamischen 40-mm-Treibern auf und weist einen Übertragungsbereich von 5 bis 35.000 Hz auf. Als Käufer könnt ihr auch bei ihm aus zwei verschiedenen Modellen mit unterschiedlicher Impedanz wählen: 80 Ohm für weniger leistungsstarke und mobile/smarte Geräte und 250 Ohm für Kopfhörerverstärker mit höherer Ausgangsleistung. Der von uns gemessene maximale Schalldruckpegel ist beim TR-70 mit 103,67 dBSPL aber überraschenderweise deutlich höher als der seiner Brüder (ca. um +7 dBSPL).

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Haptik & Handling

Der Kopfhörer fasst sich wertig an. Alle Bauteile, ob beweglich oder nicht, wirken grundsolide und versprechen Langlebigkeit. Die Ohrpolster wie auch die gepolsterte Ummantelung des Kopfbügels sind aus angenehm geschmeidigem Kunstleder. Die steckbaren Kabel werden an der linken Hörmuschel per Viertel-Drehung sicher angebracht. Einzig die Passung von proprietärem Stecker und Buchse kann ab und an Schwierigkeiten bereiten, so dass ein zweiter Steckversuch nötig wird. Wer den TR-70 aufgrund seiner geringen Impedanz unterwegs an smarten Geräten nutzen möchte, wird sein Abspielgerät zwar leistungsmäßig nicht überfordern. Ein kleines Manko ist aber, dass sich das beiliegende „kürzere“ Kabel aufgrund seiner Spiralwindungen alles andere als komfortabel und unauffällig unter der Kleidung verlegen lässt.

Gewichtstechnisch ist der TR-70 sowohl mit als auch ohne Kabel in etwa gleichauf mit dem TR-80 und dem TR-90. Mit Kabel bringt er 342 g, ohne Kabel sogar nur 299 g auf die Waage. Beim aus großem und kleinem Kopf gemittelten Anpressdruck spielt er mit 577,5 g in einer Liga mit dem TR-80. Der Kopfhörer sitzt daher ohne viel Druck und Gewicht angenehm leicht auf dem Kopf. Die Größenverstellung des Kopfbügels ist stufenlos verstellbar und bleibt beim Hören dennoch zuverlässig in Position. Wird der Kopfhörer abgesetzt, muss er allerdings beim nächsten Aufsetzen erneut justiert werden. Das Wechseln der Ohrpolster geschieht über die klassische Methode von Abziehen und Überstreifen und gelingt beim TR-70 wie bei seinen Kollegen mühelos.

Klang

Beim ersten Hörtest fällt mir auf, dass das Verhältnis von Bässen zu Mitten und Höhen bei diesem Modell nicht so ausgewogen erscheint wie das seiner Geschwister. Ja, Tiefbass und Bass spielen für mich beim TR-70 definitiv die Hauptrolle. Vor allem bei 100 Hz treten die Bässe stark in Erscheinung. Urban Music und EDM profitieren zudem von den kräftigen Subbässen, die der Fostex-Kopfhörer liefert. Die Konturierung der Mitten um etwa 1,75 kHz sowie 5 kHz herum hebt charakteristische Frequenzen von Sprachsignalen hervor. Die von den anderen Modellen der Reihe bekannte Betonung bei 10 kHz ist auch hier vorhanden und sorgt für einen beim TR-70 besonders deutlich wahrnehmbaren Boost der Höhen. Bei diesem Modell aber erscheint sie mir besonders stark und der „Hype“ wirkt auf mich bei manchen Audioproduktionen schon fast zu punktuell. Denn einige Vocals neigen beim Abhören mit diesen Headphones noch leichter zum Zischeln als bei seinen Geschwister-Modellen. Und das, obwohl andere Wiedergabegeräte dieselben Performances gezügelter wiedergeben. Wie für den TR-80 und den TR-90 muss aber auch dem TR-70 gutgeschrieben werden, dass durch die 10 kHz-Anhebung zugleich höhere Frequenzanteile von Transienten sehr gut wahrnehmbar werden, wie sie für viele perkussive Klänge typisch sind.

Bei Musikstilen wie Rock und Metal kann die selektive Betonung zweier Mittenregionen im Zusammenspiel mit den starken Bassanteilen je nach Audioproduktion für einen Sound sorgen, der mir als zu sehr „scooped“ erscheint. Dabei sind die Mitten dann (bis auf die geboosteten Regionen) bei der Wiedergabe deutlich unterrepräsentiert. Der Klang des offenen Modells erscheint mir daher als der am wenigsten ausgewogene der Reihe. Im Superhochton-Bereich ist der TR-70 nicht eindrucksvoll unterwegs, aber dennoch solide. Das Gleiche lässt sich über sein Stereobild sagen, das einzig durch die starken Bassanteile ein wenig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Eignung & Einsatzgebiet

Der Fostex TR-70 stellt mich als einziges Modell der TR-Reihe vor das Problem, dass mir eine Empfehlung für ein spezifisches Einsatzgebiet schwerfällt. Denn für Recording-Zwecke eignet er sich aufgrund seiner offenen Bauweise nur bedingt. Wenn wir über den professionellen Einsatz sprechen, sehe ich einen sinnvollen Einsatz am ehesten in der Recording-Regie oder bei der direkten Mischpultaufnahme von Instrumenten. Sein Vorteil ist, dass er aufgrund seines speziellen Frequenzgangs auch in dichten Mixes hervorragend zur Beurteilung von Stimmsignalen eingesetzt werden kann. Durch seine kräftige Tiefbasswiedergabe macht er aber auch bei der Arbeit mit EDM, Urban Music und vergleichbar Bass-intensiven Musikstilen eine gute Figur, wenn der Subwoofer mal nicht zur Verfügung steht oder lautstärkebedingt nicht zum Einsatz kommen darf.

vor 6 Jahren von Carsten Kaiser
  • Bewertung: 3.88
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweiseoffen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 35.000 Hz
  • Impedanz80,95 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)103,67 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf577,5 g
  • Gewicht mit Kabel342 g
  • Gewicht ohne Kabel299 g
  • Kabellänge300 cm

Lieferumfang

  • Adapter auf 6,35 mm
  • 1 Paar Wechsel-Ohrpolster
  • Austauschkabel
  • Transporttasche

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