1More S70

Die Kopfhörer werden mitsamt großem Lade-Case mit USB-C-Anschluss ausgeliefert. Sie verfügen über berührungsempfindliche Außenbereiche zur Funktionssteuerung und die Möglichkeit einer App-Steuerung. An Audio-Codes werden SBC und AAC unterstützt. Zusätzlich wurde auch an ein Multi-Pairing gedacht. Eine kostenlose App für Android und iOS steht zur Erweiterung der Funktionalität ergänzend zur Verfügung.

Der 1More S70 in der Praxis

Mit einem Gewicht von jeweils 8,9 Gramm fallen die Ohrhörer angenehm leicht aus. Dabei kommt eine Titanlegierung zum Einsatz, die auch durchaus schmuck aussieht. Der Tragekomfort ist bequem und aufgrund der Bügelkonstruktion mit Silikonummantelung druckfrei. So sitzen die Kopfhörer nahezu unmerklich über den Ohren und man vergisst teils, diese überhaupt zu tragen.

Zum Aufladen werden die Kopfhörer in ein mittelgroßes Lade-Case eingelegt, das Schutz bietet und die Laufzeit mit zusätzlicher Akkuleistung deutlich erhöht. Während die Hörer durchschnittlich zwölf Stunden Spielzeit bieten, kommen sie unter Zuhilfenahme des Lade-Cases auf etwa 40 Stunden.

Die Ladezeit über USB-C liegt bei etwa 120 Minuten, wobei auch Schnellladevorgänge unterstützt werden. Das Case verfügt über ein kleines „Fenster“, durch das man Einblick auf den Ladevorgang erhält, der übrigens nicht induktiv erfolgen kann.

Ansonsten erfüllen die 1More S70 ihre primären Aufgaben praxisgerecht. Eine Kommunikation mit anderen Personen ist direkt aber auch über elektronische Kanäle schnell und zuverlässig umsetzbar, dabei bleibt man stets „mitten im Geschehen“ und vermeidet die typische Isolierung konventioneller Kopfhörer.

Das Pairing gelingt schnell und die Bluetooth-5.3-Funkverbindung fällt stabil aus. Als typische Anwendungsbereiche sehe ich den Mobilbetrieb bei Spaziergängen und den Einsatz im Home Office und Büros. Dank IPX5-Schutzklassenzertifizierung gegen Wasser und Schweiß eignen sich die S70 aber durchaus auch für sportliche Einsätze.

App-Anbindung

Über die App hat man Zugang zu Firmware-Updates (Teststand: Firmware 1.2.7) und weiteren Funktionen. Hier kann man die geradlinige Touch-Bedienung konfigurieren. Sie bietet auswählbare Befehle für Doppel- und Dreifachklicks sowie einen möglichen Aufruf des Sprachassistenten über langes Drücken. Je nach Situation ist das ausreichend, allerdings nicht komplett vollständig, denn ein Track-Skipping und eine Pegelsteuerung lassen sich nicht gleichzeitig umsetzen.

Interessanterweise bietet der 1More S70 lediglich einen Equalizer mit festen Voreinstellungen, um das Klangbild geschmacklich anzupassen. Man lebt mit der festgelegten Auswahl des Herstellers, kann aber keine weiteren persönlichen Abstimmungen vornehmen. Im Modell 1More SonoFlow SE HQ31 sind solche Editierungen beispielsweise möglich.

Die Sprachqualität ist bei Open-Ear-Kopfhörern nach Sender und Empfänger getrennt zu bewerten. Meine Gesprächspartner bewerteten die Qualität von Telefonaten als gut. Ganz offenbar wird die eigene Stimme durch die vier integrierten Mikrofone sicher erfasst und mithilfe digitaler Algorithmen zur Nebengeräuschminimierung sauber aufbereitet. Umgekehrt ist die Verständlichkeit auf der eigenen Seite generell bei Open-Ear-Kopfhörern immer abhängig vom Pegel der Umgebungsgeräusche. Wie beim Musikgenuss gilt: Ruhige Umgebungen liefern bessere Ergebnisse. An lauten Straßen beispielsweise ist das Gegenüber hingegen deutlich schwerer zu verstehen.

Klang des 1More S70

Bei der Klangqualität muss man aufgrund einer Open-Ear-Konstruktion konzeptionell Abstriche in Kauf nehmen. Obwohl der Hersteller mit hochwertigen Treibern und einer elektronischen Aufbereitung des Signals, insbesondere im Bassbereich, wirbt, handelt es sich generell um ineffiziente Konstruktionen, bei denen kleine Treiber ohne weitere Abschirmung vor aber nicht im Gehörgang platziert werden. Resultierend spielen solche Kopfhörer ihre volle Klangqualität erst in ruhigen Umgebungen bei entsprechend niedrigem Störgeräuschabstand aus. Wenn es im eigenen Umfeld hingegen lauter zugeht, werden die Verständlichkeit und der Hörgenuss zunehmend eingeschränkt.

Das Klangbild der 1More S70 selbst ist durchaus gefällig und vergleichsweise ausgewogen. Einmal wieder war Grammy-Gewinner Luca Bignardi an der Abstimmung beteiligt. Gleichwohl sollte man klar feststellen: Für intensiven Musikgenuss ist dieser Kopfhörer nicht konzipiert. Die Performance im Bassbereich ist unterdurchschnittlich. Tiefbass sollte man nicht erwarten, sondern eher schlanken Mittel- und Hochbass. Weitere Abstriche sind bei der Dynamik, der Detail- und Raumauflösung sowie im Druck zu machen.

Im Vergleich zu den kleineren 1More-Modellen setzen sich die S70 dennoch ab. Für meine Begriffe liefern die Kopfhörer mehr Pegel und Druck sowie einen ausgewogeneren Klang.

Im mobilen Einsatz muss man allerdings auch die 1More S70 mit hohem Pegel betreiben, um mit der Umgebung zu konkurrieren. Eine ansprechende Hintergrundbeschallung gelingt aber in den meisten Fällen.

Fazit

Mit den 1More S70 hat 1More bekommt ihr einen Open-Ear-Kopfhörer, der die typischen Vorteile dieser Bauweise mit einer Klangqualität und Pegelreserven verbindet, die den kleineren Modellen S30, S31 und S50 überlegen ist. Die Funktionalität und Laufzeiten sind praxisgerecht und der Tragekomfort hoch. Ansonsten bleibt der 1More S70 ein Open-Ear-Kopfhörer, der seine Vorteile bei der Kommunikation ausspielt, nicht jedoch bei der Musikwiedergabe. Praktisch ist er aber allemal. Und betrachtet man den günstigen Preis, hat 1More hier durchaus einen guten Job gemacht.