Die Grell OAE2 zeichnen sich durch ein eigenständiges, innovatives Akustikkonzept mit FSFM-Technologie und einer besonders offenen Bauweise aus, die den Schall ähnlich wie beim natürlichen Hören schräg von vorne eintreffen lässt. Das Ergebnis ist ein volles, warmes und dreidimensionales aber dennoch zunächst ungewohntes Hörvergnügen, das sich nach kurzer Eingewöhnung zugänglich erschließt.
- plastischer Klang
- eigenständiges, innovatives Akustikkonzept
- nachhaltiger, modularer Aufbau
- Kabelführung ein- oder beidseitig möglich
- optionaler Mikrofonarm erhältlich
- Etui
- relativ strammer Sitz
- etwas schwergängige Größeneinstellung
Grell präsentiert mit dem OAE2 einen offenen Over Ear mit FSFM-Technologie, einem innovativem Akustikkonzept, das die Ortung der Bühne in den Vordergrund verschiebt.
Grell OAE2 & Grell OAE1: die Unterschiede
Während der Grell OAE1 bisher exklusiv über die in den USA ansässige E-Commerce-Plattform drop.com erworben werden konnte, erhält das „Open Around Ear“-Konzept mit den Grell OAE2 Einzug in den hiesigen Fachhandel. Bei der Weiterentwicklung stand die Optimierung des Tragekomforts und der Anpassbarkeit im Fokus, aber auch eine Feinjustierung der Wiedergabe. Identisch ist die niedrige Impedanz von 38 Ohm, wodurch beide Hörer vielseitig einsetzbar sind und sich auch an mobilen Geräten betreiben lassen.
Grell OAE1
Offener Kopfhörer mit innovativer Technik und durchweg warmem Grundton.
Design der Grell OAE2
Optisch und haptisch vermitteln die Grell OAE2 einen sehr hochwertigen Eindruck. Anstelle von Kunststoffelementen wird beim vorliegenden Testmodell primär Metall verwendet, das sich kontrastreich vom schwarzen Kopfband und der ebenfalls schwarzgehaltenen Polsterung absetzt.
Auch wenn sich das Design größtenteils an den prämierten OAE1 orientiert, sind die OAE2 nicht als Folgemodell konzipiert, sondern sollen das Portfolio als eigenständiges Produkt ergänzen. Die Auslieferung erfolgt dabei in einem schicken, flachen Etui, das auch Platz für die Kabel bietet.
Nachhaltigkeit
Das offene Over-Ear-System ist rein modular aufgebaut, wodurch der Hersteller gewährleistet, dass sich sämtliche Bauteile austauschen lassen. Außerdem wird gezielt auf langlebige Materialien gesetzt und mit umweltzertifizierten Produktionsstätten zusammengearbeitet. Der umweltfreundliche Nachhaltigkeitsanspruch spiegelt sich darüber hinaus in einer plastikfreien Verpackung wider.
Als optionales Zubehör wird alsbald ein omnidirektionales BOOM-Mikrofon erhältlich sein, um die Grell OAE2 als hochwertiges Headset einzusetzen. Mit Hilfe des simplen Anschlusses von Grell OBM1 lassen sich die Einsatzmöglichkeiten des vorliegenden Testmodells jederzeit unkompliziert erweitern.
Tragekomfort von Grell OAE2
Dieser sitzt eher stramm als locker, wobei sich die kipp- und schwenkbaren Schalen einwandfrei an die jeweilige Kopfform anpassen. Trotzdem können sich bei längeren Einsätzen die 394 Gramm Gesamtgewicht bemerkbar machen. Aufgefallen ist mir zudem, dass sich die Größeneinstellung des Bügels zwar stufenlos, aber doch etwas schwergängig justieren lässt. Ist sie einmal eingestellt, wird die Position konsequent beibehalten.
Symmetrische und unsymmetrische Anschlüsse
Hinsichtlich der Kabelführung bieten die Grell OAE2 größtmögliche Flexibilität. Konzeptionell ist ein einseitiger Anschluss vorgesehen, der mehr Bewegungsfreiheit gestattet und je nach Anwendung oder Vorliebe sowohl links- als auch rechtsseitig über 2,5mm-Buchsen erfolgt.
Zur Kontaktaufnahme werden zwei versilberte 1,80 Meter lange OFC-Kabel mitgeliefert; eine unsymmetrische Variante mit 3,5-mm-Klinkensteckern und einem Adapter auf 6,35mm sowie eine Ausführung mit 4,4-mm-Steckverbinder für den symmetrischen Betrieb. Darüber hinaus ist mit einer entsprechenden Kabellösung auch ein beidseitiger Anschluss möglich.
Frontseitige Schallfeldmodulation (FSFM)
Dadurch, dass die Schallwandler nicht mittig auf das Ohr gerichtet sind, sondern angewinkelt im vorderen Bereich der Hörerschalen sitzen, erfolgt die Beschallung von schräg vorne oben. Die Im-Kopf-Lokalisation weicht einer frontalen Verortung der Schallbühne.
Die Anordnung gleicht der Abhörsituation mit Studiomonitoren und bezieht die individuelle Geometrie der Ohren mit ein. Das Ziel ist eine Klangwahrnehmung und Ortung, die dem natürlichen Hören ähnelt. Hierzu ist erforderlich, dass sich der Klang möglichst reflexionsarm ausbreiten kann, weshalb der gewölbte, offene Bereich der Schallwand beim Grell OAE2 etwa die doppelte Größe eines vergleichbaren Hörers besitzt.
Das neu entwickelte Dämpfungskonzept setzt zudem auf eine spezielle Materialauswahl wie ein akustisch transparentes Edelstahlgewebe, was im Zusammenspiel für eine außergewöhnliche Offenheit der Hörer sorgt. Dabei fällt die Abschirmung in der Tat gering aus und umgekehrt dringt viel Schall nach außen.
Klang der Grell OAE2
Zuallererst fällt auf, dass die Grell OAE2 bereits bei mobiler Verstärkung einen angenehm geräumigen Klangeindruck vermitteln. Sowohl über den Apogee Groove und einen Cayin RU7 als auch direkt am Kopfhörerausgang eines MacBook Air klingen Studioproduktionen wie „All I Need“ von Air (Moon Safari) ansprechend gelöst und weitläufig.
Die Darstellung wirkt zwar nicht unbedingt besonders breit, vermittelt aber eine gute Raumtiefe. Noch deutlicher fallen die Unterschiede zu konventionell Kopfhörern bei Live-Aufnahmen auf, wobei die Wiedergabe durch einen Wechsel auf einen stationären Kopfhörerverstärker wie den Linear von Lehmann Audio auch merklich an Breite gewinnt.
Das Ergebnis bei Gregory Porters Interpretation von „It´s Probably Me“ (Live at Polar Music Prize, Stockholm 2017) ist beeindruckend, da der Grell OAE2 eine sehr glaubhafte Konzertatmosphäre vermittelt. Der Saal wirkt dabei entschieden größer als bei einem Sennheiser HD 660S und fällt auch gegenüber einem Sundara von Hifiman großzügiger bemessen aus. Lediglich beim Beyerdynamic DT 1990 Pro erscheint die Abbildung noch etwas weiträumiger.
Trotz der recht tief im Raum stehenden Bühne gelingt es den Grell OAE2 mühelos, auch direkte Bezüge herzustellen, was den Hörer unmittelbar involviert und keine Distanz aufkommen lässt. Eine Besonderheit, die gerade auch bei Rockkonzerten unverschämt viel Spaß machen kann und eine räumliche Wahrnehmung mit hoher Intensität verbindet.
Der Tieftonbereich wurde im Vergleich zu Grells OAE1 etwas verschlankt. Mastermind Axel Grell zufolge lässt sich das Niveau zwischen den Grell OAE1 und einem Sennheiser HD 650 einordnen. Der Höreindruck bestätigt eine tiefreichende Basswiedergabe, die vor allem im mittleren Bassbereich spürbare Kraft besitzt und sich erstaunlich bildhaft manifestieren kann.
- Axel Grell
Bei modernen, bassaffinen Musikstilen gilt es festzuhalten, dass die dynamischen 40-mm-Treiber mit Bio-Zellulose-Membran eine gewisse Lautstärke einfordern, um das Klangpotential mit voller Präzision und Spielfreude zu entfalten. Ansonsten kann die Wiedergabe recht weich wirken.
Auch die Mittendarstellung der Grell OAE2 wirkt wunderbar plastisch. Bei Rebekka Bakkens Cover von „Red Right Hand“ (Always On My Mind) entsteht insbesondere im Verbund mit dem Lehman Audio ein ungewöhnlich realistischer Klangeindruck, der die beklemmende, unheimliche Atmosphäre zielstrebig unter die Haut gehen lässt.
Griffig und frei positioniert sich der markante, ausdrucksstarke Gesang im Raum, der trotzdem präsent, warm und offen zugänglich erscheint. Die Wahrnehmung ist keineswegs nah und intim wie beim HD 660S und ähnelt am ehesten magnetostatischen Hörern.
Als entspannt und unaufgeregt lässt sich die Höhenwiedergabe beschreiben. Während der DT 1990 Pro bei „Spring 1 (2022)“ von Max Richter (The New Four Seasons – Vivaldi Recomposed) merklich spritziger und mit mehr Engagement agiert, erscheinen die OAE2 weniger fordernd und sanfter, aber niemals zaghaft.
Bei orchestralen Werken sollte im Hochton nicht das letzte Quäntchen an Feinauflösung oder Strahlkraft erwartet werden, da die Hörer darauf nicht ausgerichtet sind. Im Fokus steht ein organischer und harmonischer Klangeindruck, der auch über viele Stunden hinweg ein unangestrengtes, genussorientiertes Hörerlebnis ermöglicht.
Fazit
Die Grell OAE2 machen einiges anders als gewohnt und verfolgen ein innovatives, eigenständiges Akustikkonzept mit frontseitiger Schallfeldmodulation (FSFM) in Kombination mit einer besonders offenen Konstruktion. Durch die angewinkelt zum Ohr ausgerichteten Treiber wird der Schall nicht von der Seite, sondern schräg von vorne emittiert, was dem natürlichen, einer Schallquelle zugewandten Hören nachempfunden ist.
Das Resultat ist eine volle, warme und beeindruckend plastische Abbildung, die zwar nicht jedes Detail herauskitzelt, aber den Hörer intensiv involviert und unwillkürlich Emotionen freisetzt.
Der modulare Aufbau ist servicefreundlich und impliziert ein Nachhaltigkeitsversprechen, das es zukünftig auch einzulösen gilt. Optionales Zubehör wie ein ansteckbarer Mikrofonarm erweitert die Einsatzmöglichkeiten von Grells OAE2 um die als Headset. Viel Flexibilität im alltäglichen Umgang ist durch unsymmetrische und symmetrische Anschluss-Optionen gegeben. Lediglich der relativ stramme Sitz am Kopf hätte bei einem offenen Over-Ear-System für den heimischen Hörgenuss ein wenig lockerer ausfallen dürfen.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweiseoffen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)12 - 34.000 Hz (-3 dB), 6 - 46.000 Hz (-10 dB)
- Impedanz38 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)bei 1 kHz, 1 VRMS: 100 dB
- Gewicht ohne Kabel378 g
- Kabellänge180 cm
Lieferumfang
- unsymmetrisches Audiokabel mit 3,5-mm-Klinkenstecker
- symmetrisches Audiokabel mit 4,4-mm-Stecker
- 3,5mm auf 6,3-mm-Adapter
- Etui








