Der Beoplay H100 von Bang & Olufsen ist ein hochwertiger Bluetooth-Kopfhörer mit exzellentem Sound, einfacher Bedienung, starkem Noise Cancelling, erstklassiger Verarbeitung und ansprechendem Design.
Inhaltsverzeichnis
- Wie funktioniert ein EQ?
- Was der EQ macht (und was nicht)
- Die zwei wichtigsten EQs fürs Kopfhörer-Tuning
- Infobox: Frequenzen
- Nutzt die Kopfhörer-App!
- Keine Zauberei: Schwachen Bass ausgleichen
- Alles eine Frage der Balance
- Welche Frequenzen soll ich benutzen?
- So stellt ihr den EQ richtig ein
- Grundsatzentscheidung: Ehrlichkeit oder Spaß?
- Besserer Klang dank Badewannen-Kurve
Wie funktioniert ein Equalizer und wie stelle ich damit meinen Idealklang bei meinem Kopfhörer ein?
Es zählt inzwischen ja fast schon zum Standard, dass immer mehr Hersteller von Bluetooth Over-Ears und In-Ears einen – mehr oder weniger – leistungsfähigen Software-Equalizer in die zugehörigen Apps integrieren. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, denn so bietet sich dem Anwender die Möglichkeit, den Klang ein gutes Stück weit an die persönlichen Vorlieben anzupassen.
Jeder Mensch hört nun einmal ein bisschen anders. Einerseits auf organischer Ebene, weil jedes Ohr naturgemäß verschieden ist, andererseits auch psychoakustisch, denn während der eine sich eine ordentliche „Bassmassage“ wünscht, will der andere vielleicht weniger „Gewummer“ untenrum, dafür aber eine bessere Sprachverständlichkeit in den Mitten.
Das alles lässt sich auch mit einem einfachen EQ ganz gut in den Griff kriegen.
Wie ihr das zielgerichtet macht, erklären wir euch im folgenden Ratgeber.
Was der Equalizer macht (und was nicht)
In der Studiotechnik spielen Equalizer schon immer eine zentrale Rolle. Es gibt unzählige Typen und Konzepte (als Soft- und Hardware) und man hat es mit einer Vielzahl von Fachbegriffen zu tun. Da wir aber an dieser Stelle keine Band mischen, sondern lediglich unseren Kopfhörer einstellen wollen, versuchen wir im Folgenden das Thema auf das Nötigste herunterzubrechen:
Ein Equalizer hebt oder senkt in einem vom Benutzer definierten Frequenzbereich den Pegel (die Lautstärke) des Audiomaterials. Er macht also nicht alles lauter/leiser, sondern nur den gewünschten Frequenzbereich (beispielsweise Bässe).
So einen Bereich nennt man „Band“ und die Anzahl der Bänder wird dem Equalizer dann vorangestellt. Beispielsweise: 2-, 3-, oder 5-Band-EQ.
Zur Orientierung: Alle uns bekannten Equalizer in diesem Teil der Galaxis sind so strukturiert, dass die tiefen Frequenzen links angeordnet sind und sie nach rechts immer höher werden.
Was sind EQ-Kurventypen?
Um ganze Frequenzbereiche abzudecken, haben Equalizer-Bänder bestimmte Kurventypen, wobei wir uns hier auf die zwei gebräuchlichsten beschränken wollen:
Das Shelving- und das Bell/Peak-Filter
Das Shelving-Filter (Kuhschwanz-Filter) hebt oder senkt den Pegel von Frequenzen ober- oder unterhalb einer bestimmten Grenzfrequenz an oder ab. Das erlaubt eine gleichmäßige Anpassung in einem Frequenzbereich. Das Bell/Peak-Filter (Glocken-Filter) hebt oder senkt die Pegel von Frequenzen um eine zentrale Frequenz herum, wobei die Anpassung in einer glockenförmigen Kurve erfolgt, was eine gezielte Kontrolle über einen spezifischen Frequenzbereich erlaubt.
Infobox: Frequenzen
Nutzt die Kopfhörer-App und deren Equalizer!
In den letzten Jahren liefert also kaum ein Hersteller seine Kopfhörer noch ohne ein App aus und das ist auch sinnvoll, denn vom Firmware-Update bis zur Belegung von Funktionstasten lassen sich darüber verschiedenste Funktionen komfortabel steuern, die direkt am Hörer kaum konfigurierbar wären.
Meistens ist hier dann auch ein Software-Equalizer integriert, mit dem sich die Klangcharakteristik an die persönlichen Vorlieben anpassen lässt. Dabei ist der Funktionsumfang der Hersteller-Apps höchst unterschiedlich und reicht von simplen Preset-Lösungen („Pop“, „Rock“, „Klassik“, „Sprache“) über einfache Mehrband-Festfrequenz-Equalizer, bis hin zu wirklich ausgefeilten parametrischen Klangwerkzeugen.
Und falls der Hersteller sich die aufwendige App-Programmierung gespart hat, gibt es immer noch eine ganze Reihe von Werkzeugen, um dem Klang auf die Pelle zu rücken. Das reicht von den integrierten Apps der jeweiligen Betriebssysteme, wie beispielsweise der Klangregelung unter Android oder iOS (Einstellungen → Musik → EQ), bis hin zu Zusatz-Apps wie etwas Wavelet (Android) oder Boom (iOS).
Keine Zauberei, na ja, ein bisschen doch…
Grundsätzlich muss man dazu wissen, dass Equalizer natürlich nichts am physischen Grundklang der Over- oder In-Ears machen. Sie verändern lediglich die Balance in der Lautheit der Frequenzbereiche. Ist ein Kopfhörer also in seiner Konzeption ziemlich schwach in der Basswiedergabe, dann wird man hier auch mit einer Bassanhebung durch den Equalizer keine Wunder vollbringen. Mal ganz davon abgesehen, dass das Audiomaterial natürlich Bass-Frequenzen enthalten sollte. Denn da, wo nix ist, lässt sich auch nichts verstärken.
Die gute Nachricht ist, dass der überwiegende Teil aller In- und Over-Ears meistens noch ein gutes Stück an klanglichen Reserven bereithält, um den Sound in Richtung des persönlichen Wohlgefallens zu treten. Mit ein bisschen Sorgfalt in der Feinabstimmung könnt ihr so aus einem eher langweilig klingenden In-Ear dann im Idealfall doch ein bisschen Club-Sound ins Ohr zaubern.
Alles eine Frage der Balance
Hat man es mit einem Festfrequenz-Equalizer zu tun (bspw.: Höhen, Mitten, Bässe) ist der Entscheidungsspielraum begrenzt – regelt den EQ einfach so, bis es euch klanglich taugt. Aber selbst bei diesen einfachen Einstellmöglichkeiten solltet ihr im Hinterkopf behalten, dass Klangentzerrung immer relativ ist.
Sprich: Wenn ihr mehr Höhen wollt, könnt ihr natürlich die Höhen anheben – ihr könntet aber genauso gut die Bässe ein Stück weit absenken und ihr habt das (mehr oder weniger) gleiche Ergebnis.
Und bereits mit drei Bändern lässt sich die Charakteristik eines Kopfhörers wirkungsvoll modifizieren: 2 dB mehr Höhen und plötzlich entwickelt auch ein eher spröder In-Ear eine gewisse Spritzigkeit. Im Fall des hier genannten Bose Quiet Comfort empfanden wir beispielsweise eine Bass- und Höhenanhebung um den Faktor 3 (die Bose-App liefert leider keine Dezibel-Angaben) als ausgesprochen passend, um dem In-Ear noch ein bisschen mehr Fülle und Brillanz zu geben.
Welche Frequenzen soll ich benutzen und was machen sie?
Bei einem Festfrequenz-Equalizer (auch „Graphic EQ“ genannt) habt ihr es im Prinzip sehr leicht, denn hier sind die Frequenzen vorgegeben und ihr müsst sie nicht manuell einstellen. Meistens liegen die Bänder hier auch schon in klanglich sinnvollen Bereichen.
Und keine Sorge, wenn ihr nur die eine Frequenz lauter oder leiser macht: auch Festfrequenz-Equalizer haben einen sanften Verlauf um das jeweilige Filterband herum („Slope“ genannt). Wie eingangs schon gesagt, geht es immer von links nach rechts aus dem Bass über die Mitten bis in die Höhen. Wir haben euch hier mal die grundsätzlichen Bereiche in einer Grafik zusammengefasst:
So stellt ihr den EQ richtig ein
Und darin seht ihr auch schon die typischen „Angriffspunkte“, um dem Sound zielgerichtet auf die Pelle zu rücken. Hier mal ein paar typische Szenarien:
- Sound zu bassig:
Im Bereich von 50 – 80 Hz zwei bis drei Dezibel weniger einstellen. Ggfs. auch noch im Bereich von 250 – 400 Hz ein kleines bisschen absenken und wahlweise in den Mitten und/oder Höhen 2 – 3 dB mehr geben. - Sound zu dumpf:
Hier geht es meistens um die Höhen. Also ruhig mal oberhalb von 8 kHz 2 bis 2 dB mehr drauf tun. Vielleicht auch in den Hochmitten 1 – 2 dB mehr und in den Tiefmitten 1 – 2 dB weniger. - Sound zu leblos und mittig:
Hier kommt die klassische Loudness-Kurve ins Spiel: Die besteht in einer Anhebung des Bass-Bereichs, einer Absenkung der Tiefmitten und einer Anhebung von Hochmitten und Höhen.
Tipp: Erst in die Vollen gehen, dann zurückregeln!
Die meisten EQ-Apps arbeiten mit einem maximalen Pegelhub von +/- 6dB. Das ist schon ziemlich viel. Im Tonstudio geht es noch viel weiter hoch, aber die wenigsten Engineers nutzen diesen Bereich in der tagtäglichen Arbeit.
Was wir uns aber auch beim Einstellen des EQ aus der Studioarbeit abschauen können ist folgende Vorgehensweise: Um genauer hören zu können, was in einem Frequenzband bei Anhebung oder Absenkung passiert, nutzen wir tatsächlich kurzzeitig den Maximalbereich. Merkt ihr, dass ihr da richtig liegt, regelt ihr deutlich zurück, sodass die Equalisierung gerade so hörbar ist. Habt ihr mehrere Frequenzen bearbeitet, ist immer auch ein A/B-Vergleich (EQ an/aus) sinnvoll, um zu beurteilen, ob der Klang auch wirklich von der Einstellung profitiert.
Die Grundsatzentscheidung: Ehrlichkeit oder Spaß?
Am Ende unseres kleinen Specials geht es noch mal um eine ganz fundamentale Frage beim Einsatz eines Equlizers: Nämlich ob das Ziel der Neutral- oder Idealklang sein soll.
Neutralklang bedeutet, dass man versucht, möglichst alle Unebenheiten im Frequenzgang (so weit wie möglich) auszugleichen, um sich dem Ideal eines linearen Frequenzgangs anzunähern. Das ist auch die grundsätzliche Übung in jedem professionellen Tonstudio. Warum? Nun: Linearität ist am Ende der einzige Referenzpunkt, auf den man bei der Klangbeurteilung vertrauen kann. Wenn die Abhöre (egal ob Kopfhörer oder Lautsprecher) annähernd linear ist, dann kann man zunächst Stück A hören und danach Stück B und kann – im Idealfall – neutral die klanglichen Unterschiede hören und beurteilen.
Dieser Ansatz empfiehlt sich vor allem für Tonschaffende und echte Sound-Puristen, die hören wollen (oder müssen) wie eine Produktion wirklich klingt.
Der Nachteil an der Sache: Ein linearer Klang ist prinzipiell ziemlich unspektakulär. Denn unser Gehör arbeitet nicht wirklich linear, sondern ist in den Mitten empfindlicher als in den Bässen und Höhen. Entsprechend wirkt der Neutralklang immer ein Stück weit mittenlastig und gerade Bässe und Höhen sind es ja, die Musik spektakulär klingen lassen.
Mit der Badewannen-Kurve klingt alles (subjektiv) besser
Hier kommt dann die Idealkurve ins Spiel. Bei der Idealkurve geben wir dem Ohr das, was ihm Spaß macht: nämlich Bässe und Höhen. In der Tontechnik spricht man hier auch umgangssprachlich von einer „Badewannen-Kurve“: an den Rändern geht es hoch, in den Mitten runter. Das ist vergleichbar mit dem Loudness-Taster an der Hifi-Anlage, der nämlich genau das macht.
Das ist im Übrigen auch der Trick, den manche Hersteller anwenden, um ihre Kopfhörer gegenüber der Konkurrenz attraktiver klingen zu lassen: sie geben ihren Hörern ab Werk schon eine entsprechend ausgeprägte Charakteristik auf den Weg, die Bässe und oder Höhen betont (oder die Mitten leiser macht, wie wir unter „Alles eine Frage der Balance“ schon gesehen haben). Das ist natürlich sehr verführerisch und auch versierte Hörer fallen auf diesen Trick herein, wenn sie zwei Kopfhörer im direkten Vergleich haben. Tatsächlich aber ist es viel eleganter, einen eher neutral abgestimmten Hörer zu kaufen und den dann – wenn man das will – über einen Equalizer mit ordentlich Dampf in den Bässen und Höhen auszustatten.
Habt ihr einen entsprechend leistungsfähigen Equalizer zur Verfügung und euch mit dem Klangverhalten eurer Hörer vertraut gemacht, spricht am Ende auch nichts dagegen, beide Prinzipien miteinander zu verbinden: Also als erstes den Hörer auf Neutrallinie zu trimmen und ihm im Anschluss dann noch ein bisschen Bassschub und Höhenglitzern mit auf den Weg zu geben.
Und nun wünschen wir euch viel Spaß beim „Tunen“ eurer Kopfhörer! Wir können es wirklich nur empfehlen, sich mal in Ruhe mit dem Equalizer zu beschäftigen und den Sound für euren Geschmack zu optimieren. Tatsächlich lassen mit ein paar wenigen „Tweaks“ auch (anscheinend) langweilig klingende Kopfhörer zu charmanten Ohr-Schmeichlern aufmotzen.
Passende Tests
Federleicht, farbenfroh und preiswert fallen die aktuellen Sony WF-C510 True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer aus.
Die Nothing Ear (open) sind wertige Open-Ears. Klanglich wissen sie zu überzeugen und auch der Tragekomfort ist sehr gut.
Die Soundcore AeroFit 2 by Anker beeindrucken mit einer kraftvollen Klangwiedergabe, die kaum einen konstruktionsbedingten Verlust an Bassanteilen durch das Open-Ear Design erkennen lässt.
Die Bose QuietComfort Earbuds überzeugen mit solidem Sound und einer sehr guten Geräuschunterdrückung, die sie zu den Top-In-Ears auf dem Markt macht.