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AKG K872

Geschlossenes Kopfhörer-Wunder

Kurz & knapp

Mit dem K872 hat AKG einen dynamischen, geschlossenen Kopfhörer für die Referenzklasse entwickelt. Wenngleich er als Kopfhörer für das professionelle Monitoring, Mixing und Mastering ausgelobt wird, könnte ich mir vorstellen, dass er bei vielen High-End-Anwendern ein neues Zuhause findet. Ich habe das Abhören meiner Referenzen mit dem K872 genauso genossen, wie das Aufnehmen und Mischen im Studio. Für mich ist das ein sehr gelungener Spagat aus Darstellungsvermögen und Klangästhetik. Wer auf eine vollkommene Linearität setzt, der sollte eher das offene Modell oder andere Vertreter versuchen. Mich begeisterten die Räumlichkeit und die Overall-Performance des Hörers und ich schicke ihn nur schweren Herzens wieder zurück.

Vorteile:
  • überzeugender Materialmix und toller Tragekomfort
  • dynamisches Spiel
  • ermüdungsfrei und weltklasse in der räumlichen Darstellungsvermögen
  • 3D-Sealing schließt die Konstruktion um die Ohren vollständig
Nachteile:
  • etwas teuer
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Überzeugende Räumlichkeit, griffiges Bassfundament und strahlender Materialmix treffen auf höfliche Höhen, abgeschottetes Vergnügen und starke technische Werte.

„Akustische und Kino Geräte“, weithin besser bekannt als AKG baut seit 1949 Kopfhörer und gilt als einer der renommiertesten Hersteller unserer gut klingenden Ohrwärmer. Mit dem AKG K872 brachten sie nun vor kurzem eine geschlossene Variante für ihre Referenzklasse, die bislang nur vom offenen Modell K812 besetzt war. Ich hatte 2015 die Möglichkeit den 812er ausgiebig zu testen und er blieb bei mir in lebhafter und vor allem überragender Erinnerung. Als ich also dieses Mal den Karton mit den Testhörern öffnete, waren sowohl meine Vorfreude als auch die Erwartungshaltung entsprechend groß.

Haptik und Optik

Es ist – und da wiederhole ich mich in schöner Regelmäßigkeit – auch nach Dutzenden oder Hunderten Kopfhörern für mich immer noch ein spezieller Moment, wenn ich Abhörinstrumente der Spitzenklasse auspacke. Das haptische Vergnügen beginnt hier meist schon bei der Verpackung. Beim K872 ist das nicht anders. Der Größe des Versandkartons nach zu urteilen, war ich überzeugt, mindestens drei Kopfhörer vorzufinden, allerdings befand sich nur die schwere und großzügig dimensionierte Umverpackung des K872 darin, die wiederum eine schwarze, mehrfach gepolsterte und mit einer weiteren schwarzen Kartonage geschützte Aufbewahrungsbox des Kopfhörers beherbergt. Der Verschlussmechanismus über Zugband und Magnet hat eine edle Attitüde und war auch beim 812 schon sexy. Der Lieferumfang des K872 unterscheidet sich dabei wie der Fertigungsstandort (Slowakei anstelle von Österreich beim 812): Kein Echtholz-Kopfhörerständer, sondern vielmehr ein futuristisch geformter Transportkoffer aus Nylon bestimmt den Inhalt. In einer schwarzen Kartonbox, die sich in die Box eingelassen unter dem Transportkoffer befindet, sind eine Produktbroschüre, das Kopfhörerkabel, ein Aufkleber, die Garantiekarte und Nutzungshinweise für den Austausch der Ohrpolster und der richtigen Bedienung des Lemo-Steckers am Kabel enthalten. Auch wenn mir die Transportbox optisch nicht 100% gefällt, erfüllt sie einen sehr wichtigen Dienst. Das hochwertige Abhörinstrument ist jederzeit geschützt, ob auf Reisen oder im mitunter hektischen Studioalltag. Die technischen Voraussetzungen mit geringer Impedanz und hoher Leistung ermöglichen darüber hinaus auch einen hervorragenden Dienst mit massig Leistungsreserven an mobilen Endgeräten – ob Audiorekorder oder Smartphone.

Ich nehme den Kopfhörer aus der Transportbox, befestige wie beschrieben das 3 m lange Kabel über die LEMO-Verbindung, stecke den vergoldeten 6,3 mm Klinkenstecker am Interface an und nehme das Objekt höchster Ingenieurskunst unter die Lupe.

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Technik

Die Verwandtschaft zum AKG K812 kann der 872 nicht verleugnen. Hier hat man etwa 400 Gramm (390 g ohne Kabel) bester Materialien in der Hand, die in ihrem optischen Zusammenspiel einen hohen Tragekomfort versprechen.

Die geschlossenen Ohrschalen sind auf den ersten Blick der einzige optische Unterschied. Sowohl die gewählten Materialien, als auch das Design sind identisch. Mit der sehr ausladenden Kopfbügelkonstruktion aus ummantelten Federstahl und den ebenso großzügig dimensionierten Ohrschalen überrascht man seinen Skype-Videopartner beim ersten Mal sicherlich; es ist einfach eine wirklich große Konstruktion. „Begreift“ man den K872, muss man AKG höchste Fertigungsqualität attestieren. Auch bei den Bauteilen im Inneren klotzen die Österreicher. Die 53 mm im Durchmesser großen Treiber werden jeweils von 1,5 Tesla Neodym-Magneten angetrieben, Dimensionen die als das heute machbare kommuniziert werden. Kombiniert mit einer ultraleichten Schwingspule verspricht das eine traumhafte Darstellung.

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Tragekomfort

Die Mischung aus leicht einstellbarem Kopfband, kardanisch aufgehängten Ohrschalen und gut gepolsterten Ohrschalen mit einer sogenannten 3D-Sealing-Bauweise lässt sowohl das Gewicht des Kopfhörers vergessen, als sie auch ein „dichtes“ geschlossenes Kopfhörersystem realisiert. Den seitlichen Anpressdruck der mit Echtleder überzogenen Ohrschalen empfinde ich als gering. Trotzdem, und das ist bemerkenswert, sitzt der Hörer relativ gut am Kopf und ist dabei gefühlt total geschlossen. Entsprechend kann man diesen Kopfhörer problemlos längere Zeit auf dem Kopf haben. Die vergleichsweise geringe Spannung des Kopfbügels ermöglicht das einfache Aufsetzen und Abnehmen des Hörers, spricht aber gleichzeitig auch gegen eine Nutzung unter sportlichen Live-Bedingungen und Kopfschüttler als Anwender.

Das offene Mesh-Gewebe des Kopfbandes stammt aus der Sportbekleidungsindustrie und ermöglicht eine maximale Belüftung. Das gleiche, angenehme Material findet man auch in den Ohrschalen als Wandlerbespannung. Die Ohrschalen liegen gleichmäßig auf und bieten richtig viel Platz im Innern – kein Wandler am Ohr, keine Druckstellen, einfach angenehm. Zaubern kann aber auch der K872 noch nicht. Eine gewisse Temperaturentwicklung am Ohr findet statt. Ins Schwitzen bin ich allerdings nicht gekommen.

Klang

Nach einer Einspielzeit von einigen Tagen mache ich mich an die Bewertung des Gehörten.

Was sich mir beim ersten Hören mit dem K872 unmittelbar eröffnete, war die tolle räumliche Auflösung. Obwohl er als geschlossenes Modell keinesfalls mit seinem offenen „Bruder“ in Konkurrenz treten kann, ist diese Räumlichkeit einfach grandios. Sowohl die Lokalisierung an den Rändern des mittelbreiten Stereofeldes, als auch die Staffelung in der Tiefe überzeugt mich total. Was zeitgleich in den Ohren auffiel, sind einerseits der enorme Dynamikumfang und der kräftige Bass. Laut Herstellerangaben reicht der Frequenzgang von 5 Hz bis hinauf zu 54 kHz. Was ich in der kurzen, intensiven Testzeit beim Hören für mich feststelle: der Kopfhörer ermüdet mich nicht. Im Vergleich zur offenen Variante verfügt er zwar über deutlich mehr Bass und etwas zurückgenommene Höhen- und er ist dabei nicht ganz so direkt und kompakt in der Darstellung wie manch andere geschlossene Vertreter. Auch kann er in der Gesamtbetrachtung nicht als 100% linear ausgewiesen werden. Aber dieses Fehlen auf der einen und die Auflösung auf der anderen Seite klingen verdammt gut und für meine klanglichen Ansprüche allemal vorzüglich, auch zum Mischen. Wie Mastering-Ingenieure und andere Kollegen mit seinem Klangcharakter zurechtkommen, kann ich schwer einschätzen. Die Geschwindigkeit und Akkuratesse bei Anschlags- oder Saitengeräuschen ist erstklassig.

Von unten nach oben im Schnelldurchlauf: Der Bass ist knackig konturiert und geht richtig tief runter. Er zeichnet Fundamentmelodien präzise und macht vor allem bei allen Musikrichtungen mit Bass-Attitüde richtig Laune. Eine Maskierung der unteren Mitten fiel mir dennoch nicht negativ auf. Stimmen und alle Melodieinstrumente werden in den Mitten präzise und freigestellt voneinander aufgelöst, auch im dichten Gebälk ans Limit produzierter Arrangements. Zerbrechliche Stimmen, fragile Streicher, akzentuierte Gitarren oder orchestrale Höhenflüge werden brillant ausgebildet, ohne dass mich die vorhandenen Höhen stressen. Hier könnte im Sinne einer möglichst exakten Wiedergabe noch etwas mehr ausgegeben werden, allerdings verlöre der 872 dadurch wieder mehr von seinem Charakter, der mir sehr gut gefällt. Sowohl als Monitoring-Kopfhörer bei Aufnahmen, als auch beim Hören und Korrekturhören macht er eine tolle Figur.

vor 7 Jahren von Marcus Schlosser
  • Bewertung: 4.38
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 54.000 Hz
  • Impedanz36,6 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)98,91 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf569 g
  • Gewicht mit Kabel449 g
  • Gewicht ohne Kabel399 g
  • Kabellänge290 cm

Lieferumfang

  • Robustes Transport-Case
  • Spezialwerkzeug für die Ohrschalenmontage
  • Aufbewahrungsbox
  • Bedienungsanleitung und zusätzliche Handlungsanweisungen

Besonderheiten

  • Referenz-Kopfhörer für die Arbeit und das Vergnügen
  • eignet sich für Aufnahmen, Mischen und den puren Musikgenuss
  • erstklassige Abschirmung von Umgebungsgeräuschen

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