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Goodhertz CanOpener Studio

Crossfeed PlugIn zur Simulation von Lautsprechern

Kurz & knapp

Goodhertz liefert mit dem CanOpener Studio ein Plug-In für Mac und PC, das eine natürlichere räumliche Musikwiedergabe über Kopfhörer möglich macht. Selbsterklärend ist diese Software allerdings nicht, dafür gibt es aber eine zwei wöchige Trial-Version, die es euch erlaubt, sie ausgiebig zu testen. Für ungefähr 60 Euro lässt sie sich anschließend freischalten, und dies lohnt sich allemal – für uns ist dies eine „Empfehlung der Redaktion“ wert.

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Wer unter Kopfhörern mischt, und das dürften nicht wenige sein, der steht vor einem Problem, und zwar spätestens dann, wenn der Mix auf Lautsprechern abgehört wird: Er wird in den meisten Fällen nicht funktionieren. Das CanOpener Studio von Goodhertz will Abhilfe schaffen.

Ausgangssituation

Einer der Hauptunterschiede zwischen Lautsprechern und Kopfhörern ist das sogenannte Übersprechen (Crossfeed): Während wir vor Boxen sitzen, erreichen die Signale links mit etwas Verzögerung auch das rechte Ohr und umgekehrt. Zusätzlich ergeben sich dadurch auch spektrale Abweichungen, bedingt durch Laufzeitunterschiede.

Auf Kopfhörern haben wir dieses natürliche Hören nie: Das linke Ohr hört das, was aus dem linken Treiber wiedergegeben wird und das rechte Ohr eben nur das rechte Signal.

„Wo ist das Problem?“, fragen sich sicherlich jetzt einige. Die Antwort liefert ein einfacher Test. Wer ausschließlich Musik über Kopfhörer produziert sowie abmischt, weil entweder keine Lautsprecher vorhanden sind oder es die räumlichen Gegebenheiten schlicht nicht erlauben, und der fertige Song dann über die Stereoanlage oder das Autoradio abgehört wird, wird schnell feststellen, dass der Mix – nun ja – bescheiden klingt. Meist sind die tiefen Frequenzbereiche viel zu präsent, Flächen-Sounds und HiHats viel zu laut und der gesamte Track viel zu unausgewogen.

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Dies liegt eben zum großen Teil daran, dass reine Kopfhörermischungen aus den oben genannten Gründen sich so nicht 1:1 auf Lautsprechern umsetzen lassen.

Dosenöffner

Und genau das möchte der Dosenöffner, also das CanOpener Studio, ein stückweit lösen. Das Plug-In (für Mac und Windows) stellt Algorithmen zur Verfügung, die ein künstliches Übersprechen in die Signalkette hinzufügen, wobei nicht nur die Intensität des Übersprechens, sondern auch der Aufstellwinkel der virtuellen Boxen eingestellt werden kann. Dank weiterer Parameter wie „Mono“, „Flip L/R“, „Polarity“ sowie „Dim“, die hinlänglich bekannt sein dürften, lässt sich das Abgehörte weiterhin überwachen. Zwei Shelving-EQs erlauben zusätzlich einen klanglichen Eingriff – in unserer Praxis hat sich ein leichtes Absenken der tiefen Frequenzen um ca. 0,5 dB bewährt – da CanOpener Studio leicht frequenzfärbend arbeitet.

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Über ein kleines Icon lässt sich das Plug-In aufklappen und gibt weitere Einstellungen preis: „Crossfeed Realism“ lässt euch die Realismus-Güte des Crossfeeds des in der Software idealisierten Boxen-Modells auswählen. Drei Typen stehen hier zur Auswahl, während „Hyperrealistic“ vom Hersteller für die meisten Anwendungsfälle empfohlen wird, bietet „Realistic“ sowie „Standard“ konstantere – sprich verfärbungsfreiere – Frequenzgänge.

Hier finden wir dann noch so wichtige Funktionen wie „Safe Gain“, „Dither“ und den „HQ Mode“, der eine bessere spektrale Auflösung verspricht, aber eine höhere CPU-Auslastung sowie eine zusätzliche Latenz von um die 50 Millisekunden verursacht. Das sollte in der Praxis bei allen modernen DAWs mit automatischer Latenzkompensation sowie fetten CPUs kaum ins Gewicht fallen.

Praxis

CanOpener Studio sollte immer als letztes PlugIn im Masterkanal sitzen, was natürlich bedeutet, dass es vor einem kompletten Export des fertigen Tracks unbedingt deaktiviert werden muss. Alternativ könnte man auch eine Subgruppe bilden, die alle Kanäle summiert und dann entsprechend über Kopfhörer mit dem Plug-In abgehört werden kann, wenn euer Audio-Interface dies erlaubt.

Und wie klingt es nun? Subtil und so soll es auch sein, wobei unterschiedliche Kopfhörer auch unterschiedliche Ergebnisse liefern. So fällt das Ergebnis eines AKG K702 (zum Test) weitaus dezenter aus, als mit einem Shure SRH1540 (zum Test). Ein Fein-Tuning, angepasst an das jeweilige Kopfhörermodell, sei daher dringend empfohlen. Dennoch hört man mit aktiviertem CanOpener Studio gerade bei übertriebenen Panning eine Art „dezente Einengung“ des Stereobildes, was der Natürlichkeit des gesamten Songs zugutekommt.

Die bei Kopfhörern so typische In-Kopf-Lokalisation wird nach vorne gezogen, wie es Lautsprecher eben so machen, wenn man genau davorsitzt. Auch fällt es leichter, den Pegel von hintergründigen Pad-Sounds, aber auch zischelnde HiHats präziser einzustellen. Und in der Tat, ein A/B-Vergleich auf einer Stereoanlage im Wohnzimmer zeigt ein wahrnehmbares, homogeneres Gesamtbild.

Wobei bei man selbstverständlich keine Wunder erwarten darf: CanOpener Studio erzeugt aus einem reinen Kopfhörermix keinen Referenztrack, der auf allen Lautsprechern gleich gut funktioniert. Vielmehr ist es ein Tool, das – hat man sich einmal intensiv damit auseinandergesetzt – wertvolle Dienste leisten kann und man bald nicht mehr missen möchte.

Auch für den Einsatz als reines Musikhören-Tool eignet es sich hervorragend. Da nach wie vor Musik zu fast hundert Prozent über Lautsprecher abgemischt wird, käme man mit diesem cleveren Stück Software dem Ideal des natürlichen Hörens ein gutes Stück näher. Schade ist, dass CanOpener Studio nicht als Stand-alone Software erhältlich ist. Man müsste es mit zusätzlichen Programmen quasi Stand-alone machen, was beispielsweise Audio Hijack von Rogue Amoeba auf dem Mac zu können vermag. So wären auch weitere Szenarien denkbar: Zum Filme schauen oder Podcasts hören, denn nun spielt sich das audio-visuelle Erlebnis nicht mehr im Kopf und vor den Augen, sondern beides vor den Augen ab.

 

vor 4 Jahren von Pete Schloßnagel
  • Bewertung: 4.38
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformPlugIn
  • BauweiseSoftware

Besonderheiten

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