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AKG N90Q Gold

Edler und teurer High-End-Kopfhörer

Kurz & knapp

Die Erwartungen an einen Kopfhörer für 1.500 Euro sind natürlich sehr hoch. Mit dem AKG N90Q bekommt man ein klanglich nahezu perfektes Werkzeug fürs Geld, das jedoch mit einigen Ungeschicklichkeiten auskommen muss: Die absolut unzulängliche Bedienungsanleitung oder der ständige Akku-Betrieb schmälern das ansonsten tadellose Bild des Primus.

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Der N90Q ist laut AKG nicht nur von dem bekannten Grammy-Preisträger und Hit-Produzenten Quincy Jones mitentwickelt, sondern bewegt sich auch preislich im absoluten High-End-Bereich. 1.500 Euro werden aktuell für diesen Luxus aufgerufen, der mit allerlei technischen Raffinessen aufwartet.

Präziser Klang

Im Preisbereich des N90Q ist es unwahrscheinlich, auf einen Kopfhörer zu treffen, der auffällige Klangfehler hat. Dementsprechend kann ich dem N90Q ohne Zögern einen hervorragenden Sound attestieren: Die Höhen sind klar und fördern alle Details der Musik zutage, die Mitten sind fein aufgelöst und die Bässe klingen präzise und gehen sehr weit runter. Im direkten Vergleich mit dem circa 900 Euro teuren Beyerdynamic DT 1770 Pro konnte sich der N90Q nach meinem Geschmack absetzen: Die Höhenwiedergabe war noch feiner und die räumliche Abbildung der Klangkörper gelang noch detailgetreuer. Der N90Q ist damit der bestklingende Kopfhörer, den ich bisher im Test hatte.

Klang-Tuning

Was ihr von diesem AKG-Kopfhörer auf die Ohren bekommt, könnt ihr zum Teil selbst bestimmen, weil der Hersteller diesem Modell einiges an Technik spendiert hat. Die hervorragende Klangnote hat der N90Q sich allerdings bei neutralen Klangeinstellungen erspielt, die DSP-Möglichkeiten kamen dafür nicht zum Einsatz.

TruNote-Technologie

Dem Kopfhörer fehlt es primär nur an einem: einer gescheiten Bedienungsanleitung. Während diese bei vielen anderen Kopfhörern aufgrund der selbsterklärenden Bedienelemente nicht wichtig ist, schmerzt dieser Mangel beim N90Q gleich doppelt, weil seine einzigartigen Technologien erklärt werden wollen. Dazu zählt auch die sogenannte TruNote-Technologie, die den Kopfhörer automatisch auf die Ohren des Hörers kalibrieren soll. Meine anfängliche Skepsis wich erfreutem Erstaunen, als der Kopfhörer nach dem Abspielen von ein paar Piepstönen noch ein wenig präziser klang. Integrierte Mikrofone messen, wie die genormten Töne von den Ohren des Hörers beeinflusst werden und verbessern den Klang – es wirkt wie Zauberei.

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Klanganpassung

Um leichte geschmackliche Anpassungen vorzunehmen, ist an der linken Ohrmuschel eine Bass-/Höhenanpassung möglich. Die Außenseite der Ohrmuschel ist dazu als Drehrad ausgelegt und bietet drei Stufen: neutral (in der Mitte), mehr Höhen oder mehr Bass. Die Veränderungen sind sehr fein und eignen sich daher nicht, um klangliche Schwächen eines Abspielers oder des Quellmaterials zu minimieren. Der audiophile Hörer kann mit dieser Funktion spielen und sich für jeden Titel die optimale Einstellung suchen, weil das Drehrad gut zu erreichen und leicht zu verstellen ist. Das andere Rad am rechten Ohrhörer dient dagegen der Lautstärkekontrolle: Die Dämpfung geht nicht bis zur vollständigen Stille, der Regelbereich ist aber sehr fein aufgelöst, so dass man die gewünschte Lautstärke sehr präzise einstellen kann – sehr gut!

Räumliche Anpassung

Der digitale Signalprozessor im N90Q ist im Normalbetrieb anscheinend nicht wirklich ausgelastet, deshalb bietet er noch eine im High-End-Bereich eher verpönte Funktion: einen Raumklang-Soundeffekt, der sich hinter den Begriffen „Studio“ und „Surround“ verbirgt. Besonders „Surround“ fügt dem Quellsignal so viel Hall hinzu, dass der Sound nur noch verwaschen und unpräzise rüberkommt. Puristen und Musikproduzenten rümpfen die Nase, alle anderen sollten ebenfalls die Finger von diesen Einstellungen lassen, wenn ihnen an der originalgetreuen Wiedergabe ihrer Musik gelegen ist.

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Noise Cancelling

Im N90Q ist ein aktives Noise-Cancelling-System integriert, das extrem wirksam ist. Störende Dauergeräusche wie das Gebläse von Computer-Lüftern oder das Brummen in Flugzeugen eliminiert das System nahezu vollständig. Unregelmäßigen Störgeräuschen in höheren Frequenzbereichen wie zum Beispiel dem Wassertropfen in einem schlecht entlüfteten Heizkörper rückt das System nicht ganz so wirksam zu Leibe. Insgesamt bietet der N90Q aber das beste Noise-Cancelling-Ergebnis, das ich bislang erlebt habe – top! Da ein aktives Noise Cancelling Strom benötigt, kommt der N90Q mit einem integrierten Akku. Und da sich diese Geräuschunterdrückung nicht abschalten lässt, ist der Kopfhörer nur benutzbar, wenn der Akku noch ausreichend Energiereserven hat. Stundenlang auf das Laden des Akkus warten zu müssen, hielt auch AKG für keine so gute Idee und liefert eine Alternative mit: einen externen Akku, der über ein Mikro-USB-Kabel am rechten Ohrhörer angeschlossen werden kann. Mehr als eine Notlösung ist das jedoch nicht, denn neben dem Kabel zum Abspieler hängt ein zweites Kabel plus Akku (ca. 200 Gramm schwer) am Kopfhörer. Der Ladezustand dieses Extra-Akkus wird mit vier LEDs angezeigt. Falls keines dieser Lämpchen mehr leuchtet und der Kopfhörer-interne Akku schlappmacht, ist eine längere Betriebspause für den N90Q unvermeidlich.

Ausstattung

Dass der N90Q mit umfangreichem Zubehör kommt, ist in der Preisklasse selbstverständlich. Für die klassische Audioverbindung werden drei verschiedene Kabel mitgeliefert: zwei Smartphone-Anschlusskabel mit einer Länge von je etwa 1,50 Meter (eines mit Android- und eines mit Apple-kompatibler Fernbedienung am Kabel) und ein klassisches etwa drei Meter langes Anschlusskabel, das auf beiden Seiten einen Miniklinken-Anschluss bietet plus Adapter auf 6,3-Millimeter. Darüber hinaus hat der Kopfhörer einen Mikro-USB-Anschluss, der nicht nur zum Laden des Akkus oder Anschluss des externen Akkus verwendet werden kann. Der N90Q kann nämlich auch Audio per USB vom Computer empfangen und mit dem integrierten Digital-Analog-Wandler selbst in analoge Schallwellen umwandeln. Damit bekommt das Laptop oder der Desktop PC eine Soundkarte in einer Qualität spendiert, die der eingebaute Kopfhöreranschluss nicht bieten kann – fantastisch!

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehören ein Flugzeugadapter und eine schicke Ledertasche. Untergebracht sind all diese Utensilien und der Kopfhörer in einem sehr schweren Case, das ein wenig einer kleinen Schatztruhe ähnelt und eher als Aufbewahrungsbox für zu Hause anzusehen ist.

Optik, Haptik und Tragekomfort

Der N90Q ist in schwarz oder mit goldenen Elementen verziert erhältlich. Unabhängig von persönlichen Vorlieben bei der Farbwahl fiel mir auf, dass die goldenen Verzierungen nicht überall den identischen Farbton haben. Ein kleiner Schönheitsfehler an einem ansonsten optisch sehr gelungenen Produkt. Stören kann man sich auch an der einfachen Kunststoff-Ausführung der Drehräder an den Ohrmuscheln. An meinem Testmodell liefen sie jedoch sehr gleichmäßig und machten einen soliden Eindruck. Aus meiner Sicht also kein Kritikpunkt. Die Ohrmuscheln sind sehr weich gepolstert und die Einstellmöglichkeiten des Bügels leichtgängig, so wie man es bei einem wertigen Kopfhörer erwartet.

Mit 460 Gramm ist der N90Q nicht gerade ein Leichtgewicht. Zum Hören im Flugzeug, in der Bahn oder zu Hause auf dem Sessel, Sofa oder Bett ist er aus meiner Sicht trotzdem uneingeschränkt zu empfehlen. Für wirklich mobile Anwendungen aber nur bedingt. Das liegt einerseits am Gewicht aber auch an anderen Umständen: Beim Telefonieren stört das Noise Cancelling, weil man die eigene Stimme nur sehr leise hört und deshalb dazu neigt, wesentlich lauter zu sprechen als nötig. Vermutlich ist der Einsatz am Smartphone für die meisten Interessenten und Käufer ohnehin nur sporadisch geplant.

Bedienung

Die Bedienung des N90Q wird vor allen Dingen durch das Fehlen einer adäquaten Bedienungsanleitung unnötig erschwert. Der mitgelieferte kleine „Quick Start Guide“ ist schwer lesbar, da er die Funktionen nur sehr oberflächlich und jeden Punkt in sechzehn verschiedenen Sprachen beschreibt, die lediglich durch einen Schrägstrich voneinander getrennt sind. Das ist unlesbar und für ein so teures Produkt nicht angemessen! Außerdem finden sich in diesem Guide widersprüchliche Angaben über den Frequenzgang verglichen mit dem Spec Sheet, das ebenfalls auf der Produktseite als Download bereitsteht. Der korrekte Bereich liegt übrigens zwischen 10 Hz und 25 kHz, somit stimmt die Angabe des Quick Start Guides.

Auch die Bedienelemente erschweren die Benutzung: Wenn die Akkuleistung nachlässt, wird dieser Umstand am winzigen Einschaltknopf an der rechten Ohrmuschel durch rotes Leuchten symbolisiert. Trägt man den Kopfhörer, bekommt man davon natürlich nichts mit. Noch unübersichtlicher wird’s bei dem zweiten Bedienelement, dem Umschalter für die Soundeffekte: Ob man sich beim Hören im Modus „Standard“ oder in den Effekt-Modi „Studio“ oder „Surround“ befindet, kann man nur hören, eine Anzeige gibt es nicht, da man immer nur ein weiteres Mal drücken muss, um in den nächsten Modus zu schalten. Drei Positionen eines Schalters würden an dieser Stelle das Problem lösen. Hat man die anfänglichen Tücken überwunden und sich in die Bedienung des Kopfhörers eingearbeitet, geht der Gebrauch aber leicht von der Hand. AKG hätte es einem nur etwas leichter machen können …

vor 7 Jahren von Mark Ziebarth
  • Bewertung: 4.25
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 25.000 Hz
  • Impedanz32 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)110 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf737 g
  • Gewicht mit Kabel481 g
  • Gewicht ohne Kabel448 g
  • Kabellänge300 cm

Lieferumfang

  • 1,2 m langes Kabel mit 3-Knopf Fernbedienung/Mikrofon für iOs Geräte
  • 1,2 m langes Kabel mit 3-Knopf Fernbedienung/Mikrofon für Android/Windows Geräte
  • 3 m Kabel
  • USB-Ladekabel
  • Schutzhülle
  • externer Akku
  • Flugadapter
  • Adapter auf 6,35 mm
  • Transport-Case

Besonderheiten

  • auch in Schwarz erhältlich

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