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Ollo Audio HPS S4X

Over-Ear-Studio-Kopfhörer – holzig-warm in Optik und Sound

Kurz & knapp

Der Ollo Audio HPS S4X ist ein durchweg hochwertig gefertigter und ausgelieferter Kopfhörer, der mit einem natürlich-warmen Sound viele Fans finden dürfte. Ein überzeugender Lieferumfang und beste Materialien werden etliche Kopfhörerfreunde glücklich machen. Dazu bildet der Kopfhörer klanglich alles ab, was bei Mix und/oder Recording von Belang ist, sofern das Audiomaterial nicht besonders dynamisch ist oder nicht mit allzu hoher Lautstärke abgehört werden soll. Leider hat das Gerät nicht nur Punkte auf der Habenseite. Beispielsweise reagieren seine Membranen auf starke steilflankige Transienten auch bei mittleren Lautstärken mit Verzerrungen. Und der bei Berührung des Kopfhörers aufgrund von Körperschall „klingende“ Kopfbügel ist für mich sogar ein kleiner Konstruktions-Fauxpas. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des S4X geht für mich dennoch in Ordnung, weil er zwar nicht unbedingt ein „brutal ehrliches“, aber tatsächlich ein sehr spezielles, „natürliches“ Klangbild liefert, das eine eigene Signatur hat, die in Mix-Situationen für den einen oder anderen hilfreich sein kann. Ich sehe den S4X dabei vor allem bei akustischer Musik von Klassik über Jazz bis Singer/Songwriter-Style zuhause.

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Der Ollo Audio HPS S4X tritt als Referenzkopfhörer in der mittleren Preisklasse an. Wie neutral und ehrlich klingt er tatsächlich?

Der Ollo Audio HPS S4X ist ein Studio-Referenzkopfhörer einer noch jungen Kopfhörerschmiede aus Slowenien, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Studiokopfhörer mit ganz besonderen Klangeigenschaften zu fertigen und sich dabei auf wenige Modelle zu beschränken. Und so gibt es im Programm von Ollo Audio, nachdem die Produktion des Mixing-Kopfhörers S4 eingestellt wurde, nur noch die Recording-Headphones S4R und den hier getesteten HPS S4X, der „neutral und brutal ehrlich“ klingen soll. Klingt der S4X in der Praxis tatsächlich so wie Ollo Audio ihn bewerben?

Lieferumfang

In der komplett umweltfreundlichen Umverpackung des Ollo Audio S4X versteckt sich neben den Kopfhörern selbst eine kleine Pappschachtel, in der sein abnehmbares Kabel mitsamt Schraubadapter und ein Transportbeutel mit Kordelzug untergebracht sind. Außerdem liegt ein Blatt mit Hinweisen zum Umgang mit den Holz-Hörschalen des Kopfhörers und seinen Ohrpolstern bei. Aber damit nicht genug. In einem schwarzen Umschlag befinden sich noch eine englischsprachige Bedienungsanleitung, ein von Hand unterzeichnetes Echtheitszertifikat und – Achtung festhalten(!) – ein Ausdruck des individuellen Frequenzgangs des ausgelieferten Kopfhörers, inklusive Datum der Messung, Unterschrift des Mess-Ingenieurs und zugehöriger Seriennummer. Auf dem Blatt finden sich auch Infos zu Umgebungsluftdruck und -temperatur, der Luftfeuchtigkeit am Messplatz und dem verwendeten Setup aus Mikrofonen, Audio-Interface und Software. Dieser Lieferumfang hat es in Sachen Qualität und Transparenz deshalb wahrlich in sich. Und nicht zuletzt gibt der Hersteller auch noch 5 Jahre Garantie auf das Gerät.

Design, Material und Verarbeitung

Der Ollo Audio S4X ist gleich auf den ersten Blick besonders. Seine Hörschalen aus geschliffenem, aber unlackiertem amerikanischen Walnussholz fallen sofort ins Auge. Dazu prägen matt-schwarze Elemente das übrige Bild des Kopfhörers. Sein Design ist klar und rudimentär, seine Anmutung wirkt geerdet und natürlich. Ollo Audio beschreiben das Design nicht ganz unpassend als zeitlos. Die Rückseiten der halboffenen Hörschalen werden jeweils durch ein achtfach verschraubtes Lochblech geschützt. Das Innenleben der Hörschalen ist mit zwei Inbusschrauben in ihnen befestigt. Auch die Befestigung des Kopfbügels aus rostfreiem Stahl ist mit einer Rändelschraube rustikal gelöst. Sie hält auch gleich das Kopfband, das aus nautischem Kunstleder besteht, wie es im Schiffsbau verwendet wird. Dass das Wechselkabel nur zum Teil stoffummantelt ist, verwundert mich. Und auch die Farbkombination aus Schwarz und knalligem Rot überrascht, denn für mich passt sie nicht so recht zum naturverbundenen Design des Kopfhörers. Was aber gut gefällt ist, dass alle Stecker zum Rostschutz vergoldet sind. Das gilt auch für den Schraubadapter von kleiner auf große Klinke.

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Technik

Im Ollo Audio HPS S4X arbeiten kräftige Neodym-Magnete und zweilagiger Schwingspulendraht, die für einen dynamischen Antrieb seiner PET-Membrane sorgen. Ein spezieller Netzstoff aus Monofilamentfaser schützt übrigens das Innere der Kopfhörerschalen vor Staub, Schmutz und Tröpfchen. Ein Blick auf die vom Hersteller angegebenen technischen Werte zeigt, dass sich der S4X mit seiner Impedanz von 32 Ohm gut für schwächere Amps eignen sollte, wie sie üblicherweise in Smartphones, Tablets und Laptops verbaut werden. Sein Frequenzumfang von 20 Hz bis 22 kHz reicht in den Höhen über den typischen menschlichen Hörumfang hinaus und verspricht auf dem Papier ein offenes Klangerlebnis. Ich bin deshalb gespannt, wie er sich in der Praxis klanglich schlägt.

… kann rechts wie links

Die automatische Größenverstellung des Kopfbandes ist mit einem Gummizug gelöst. Leider sorgt das lediglich dafür, dass der Kopfhörer nicht nach vorn oder hinten vom Kopf rutschen kann. Die Hörschalen des Audio HPS S4X werden aber dennoch stark nach unten gezogen und halten im Grunde nicht durch Kopfbügel und -band, sondern aufgrund ihres Anpressdrucks. Dadurch sitzen die Headphones nicht besonders sicher. In den Innenseiten der wechselbaren Ohrpolster ist umlaufend ein Streifen aus weichem Velours/Hybridsamt vernäht. Dadurch lassen sich die mit 90 mm Durchmesser messenden Hörschalen angenehm an den Ohren tragen. Dass bei den mit Kunstleder ummantelten Ohrpolstern, wie vom Hersteller beschrieben, Memory-Schaumstoff zum Einsatz kommt, macht sich in der Praxis leider nicht bemerkbar.

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Überraschenderweise lassen sich die Hörschalen um 360 Grad drehen. Das ist auch deshalb möglich, weil in der Kopfhörerkonstruktion keinerlei Kabelführung berücksichtigt werden musste. Das beiliegende Kabel hat nämlich einen Y-Spleiß und wird beidseitig gesteckt. Das allerdings ist bei einem Studiokopfhörer in der Regel nicht besonders praktisch. Ungewohnt ist, dass es keine Rolle spielt an welcher Hörschale der linke und der rechte Kanal des Kabels eingesteckt werden. Denn die Form des S4X ist absolut symmetrisch und deshalb ist es gleich, wie rum man den Kopfhörer letztlich aufsetzt.

Nicht ganz durchdacht ist der Lieferumfang des Ollo Audio S4X im Hinblick auf die Verwendung, die der Hersteller für seinen Kopfhörer sieht. Als Studiokopfhörer dürfte dem S4X durchaus ein längeres Kabel beiliegen. Denn das vorhandene ist „nur“ 2 Meter lang und gelangt im Recording- und Mixing-Alltag schnell an seine Grenzen. Und um den S4X unterwegs an Smart-Devices einsetzen zu können, ist das mitgelieferte Kabel schlichtweg zu lang. Hier sind Kabellängen von um die 1,20 m klar im Vorteil, weil sie sich mit wenig überschüssiger Kabellänge besser unter der Kleidung verstauen lassen. Aber hier muss man Ollo Audio zu Gute halten, dass vom Hersteller wohl in erster Linie an Laptops gedacht wurde.

Holzig-warme Klangnote

Der Ollo Audio S4X liefert von dezenten Tiefbässen über einen ebenso dezenten Bassbereich ausreichend tieffrequentes Audiomaterial, um mit ihm das untere Ende des Mix-Spektrums beurteilen zu können. In den Mitten wirkt der Sound des Kopfhörers ebenso unaufgeregt, wie sein Frequenzbild auf dem Papier unspektakulär aussieht. Zwischen 3,5 und 6,5 kHz erzeugt ein Frequenzgang-Boost gute Sprachverständlichkeit. Eine Höhenanhebung zwischen 9,5 und 15 kHz sorgt für Brillanz. Dazwischen verhindert eine Dämpfung des Frequenzgangs bei 7,5 kHz, dass der Kopfhörer allzu scharf klingt.

Auch die Wiedergabe der Höhen wirkt auf mich beim S4X in gewisser Weise gedämpft, weil die Energie im Superhochtonbereich doch stark abfällt. Zwar sind die Höhen wahrnehmbar vorhanden, aber eben unspektakulär. Das verhindert für mich auch, dass eine wirklich gute subjektive Signalauflösung entstehen kann. Auch dynamisch bleibt der Kopfhörer für mich vergleichsweise matt. Zwar geht die Tiefenstaffelung in Ordnung, aber die Abbildung von Transienten ist doch wenig prägnant. Und auch, wenn bildhafte Sprache bei der Beschreibung von Klangeigenschaften häufig ganz eigene Schwierigkeiten mit sich bringt, wirkt das Klangbild des Kopfhörers auf mich insgesamt so, wie auch seine Optik daherkommt: holzig-warm.

Ein paar Worte auch noch zur Lautstärke. Der S4X schafft es bei sehr dynamischen Klassikaufnahmen nicht, diese verzerrungsfrei mit recht hoher Lautstärke wiederzugeben. Hier sorgen Orchester-Tuttis dann doch schnell für eine Limitierung. Was mir außerdem als kleiner Konstruktionsmangel auffällt, ist, dass das Anfassen der Hörschalen und schon leichte Berührungen des Kopfbügels dazu führen, dass dieser in Schwingung versetzt wird und entsprechend einen metallischen Körperschall erzeugt. Hier sollte der Hersteller unbedingt mit einer mechanischen Entkopplung für Abhilfe sorgen.

vor 3 Jahren von Carsten Kaiser
  • Bewertung: 3.75
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisehalboffen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 22.000 Hz
  • Impedanz32 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)108 dB
  • Gewicht mit Kabel350 g
  • Kabellänge200 cm

Lieferumfang

  • Kabel (wechselbar)
  • Adapter auf 6,35 mm
  • Echtheitszertifikat
  • individuelles Frequenzgang-Chart
  • Transport-Beutel

Besonderheiten

  • 5 Jahre Garantie

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