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Sennheiser Conversation Clear Plus

Bluetooth In-Ears mit Sprachverbesserung und ANC

Kurz & knapp

Die neuen Sennheiser Conversation Clear Plus sind waschechte Hearables: Dank spezieller Algorithmen verstärken sie in lauten Umgebungen die Sprachverständlichkeit und senken somit auch den Grundstress, der von so einer Lärmkulisse ausgeht. Für Menschen mit Hörschwäche sind das gute News, auch, wenn man sich erstmal an den veränderten Höreindruck gewöhnen muss.

Vorteile:
  • hervorragendes Konzept
  • effektive Optimierung der Sprachverständlichkeit
  • sehr wirkungsvolles Noise Cancelling
  • App mit individueller Klang-Anpassung
Nachteile:
  • Verbindung zur App oft träge
  • Handling der Ladeschale und Einlegen der In-Ears fummelig
  • Hörer legen sich nicht automatisch in die korrekte Ladeposition
  • hörbares Umschalten des Umgebungsmodus
  • relativ hoher Preis
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Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, lautet ja ein oft zitierter Ausspruch, der mutmaßlich Victor Hugo zugeschrieben wird.

Warum sage ich das? Nun: Als ich unlängst meinen annähernd neunzigjährigen Vater davon überzeugt hatte, dass sein Hörvermögen nicht mehr zur Teilhabe am normalen Leben ausreicht und der freundliche Hörakustiker ihm die kleine In-Ohr-Hörhilfe samt einer Rechnung von knapp dreitausend Euro präsentierte, dachte ich sofort: Moment mal, das ist ja im Grunde genommen nichts anderes als ein regulärer In-Ear mit invertiertem Active Noise Cancelling – nur eben tausend Prozent teurer. Und siehe da: kaum ein halbes Jahr später ist man auch bei Sennheiser auf die Idee einer „Quasi-Schub-Umkehr“ bei In-Ears gekommen. Wobei sich die Conversation Clear Plus nicht als vollwertiges Hörgerät verstehen, sondern eher als Unterstützungsmaßnahme in lauten Umgebungen, wo es einem schnell mal schwerfällt, sein Gegenüber hinreichend zu verstehen.

Sennheiser Conversation Clear Plus: sprachoptimierte Hearables

Dass der Bereich der Hearables (oder auch „Smart Headphones“ genannt) in Zukunft ein absoluter Wachstumsmarkt werden kann (auch Raver werden bekanntlich nicht jünger und hören im Alter sicherlich nicht besser), dachte man sich offensichtlich auch in der Strategie-Abteilung von Sennheiser und gliederte den Bereich der so genannten „Sprachoptimierten Hearables“ in die Dachmarke Sonova Consumer Hearing GmbH aus.

Wie dem auch sei: Die neuen Conversation Clear Plus (Model: ConCPlus1-C) tragen Sennheiser auf der Verpackung (gleichwohl an der Unterseite der Ladeschale bereits Sonova steht) und wollen den und die Träger:in direkt in mehrfacher Hinsicht erfreuen. Denn zum einen agieren sie als hochwertiger In-Ear mit Active Noise Cancelling (in der zugehörigen App „Stream“-Modus genannt). Wobei sich das Noise Cancelling selbstverständlich auch ohne Musik nutzen lässt und die Hörer somit als persönlicher akustischer Ruheraum dienen können („Relax“-Modus). Zum anderen wollen sie sich als Hörhilfe nützlich machen, die die integrierten Mikrofone zur Aufnahme und elektronischen Verstärkung von Stimmen nutzt („Communication“-Modus).

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Das Handling der Conversation Clear Plus

Im Lieferumfang befinden sich insgesamt drei Paar ovaler Ohrpassstücke aus Silikon (S/M/L), sowie drei Paar „Ear-Hooks“, die mit unterschiedlich langen Finnen ausgestattet sind, um sich hinter der Anthelix (Falte im Außenohr) fest zu setzen. Hat man hier die individuell passende Kombination ausgewählt, sitzen die Sennheiser ebenso komfortabel wie verbindlich. Ebenfalls mit dabei ist ein relativ großes Lade-Etui, das genug Strom für zwei vollständige Ladevorgänge bereithält. Das Case selbst wird dann über die integrierte USB-C-Buchse geladen.

Nicht ganz glücklich gewählt ist die Form der Mulden, in denen die In-Ears beim Laden oder Transport gebettet werden. Hier bedarf es häufiger mehrere Anläufe und ein Nachjustieren mit den Fingern, bis die In-Ohr-Beschaller an ihrem Platz sitzen und Kontakt mit den vergoldeten Ladepunkten gegeben ist – nicht so gut. Auch das Aufklappen der Schale, deren Formgebung ein bisschen an eine Auster erinnert, ist etwas fummelig, da die Finger hier – bis auf eine winzige Mulde an der Vorderseite – keinen Halt finden.

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Bedient werden die In-Ears wahlweise über die Conversation Clear App (Android und iOS) oder über Taster auf der Rückseite der Hörer. Dabei kommen verschiedene Kombinationen aus ein- und zweifachem Drücken und Halten zum Einsatz, die über die App individuell angepasst werden können. Rätselhaft blieb mir allerdings während des gesamten Tests, warum regelmäßig – schon beim achtlosen in die Hand nehmen oder auf den Tisch legen – der Sprachassistent (Google Assistant/Siri) aufgerufen wurde, obwohl es dafür eigentlich ein doppeltes Drücken des Tasters am linken Hörer bedarf.

Als sehr gut kann man dagegen die Akku-Laufzeit betrachten, die bis zu neun Stunden reicht. Gutes kann ich auch von der Sprachqualität beim Telefonieren berichten: Sowohl auf Sender-, wie auch Empfängerseite bewegt sich die Sprachverständlichkeit hier auf einem guten Niveau, so dass auch längere Telefonate ermüdungsfrei geführt werden können.

Inbetriebnahme

Die In-Ears präsentieren sich dem Zuspieler gegenüber als zwei Bluetooth-Devices, die automatisch in einem Meta-Device zusammengefasst werden. Gefunkt wird hier noch im „alten“ Bluetooth 4.2-Standard und als Codec kommt SBC zum Einsatz. Da Sennheiser auch höhere/neuere Standards in ihren Produkten zum Einsatz bringen, kann man hier spekulieren, dass eine möglichst große Kompatibilität (auch zu TV-Geräten) im Vordergrund gestanden hat.

Nach dem Verbinden sind die Conversation Clear Plus im Grunde genommen schon einsatzbereit. Nimmt man die App dazu, lässt sich über einen Assistenten ein persönliches Klangprofil erstellen. Dabei lauscht man einem Dialog und regelt währenddessen die Lautstärke und Klarheit der Sprache, wobei letzteres über eine Präsenzanhebung in den Hochmitten geschieht. Zur Benutzung der App ist allerdings zwingend die Registrierung und Anmeldung in der Sennheiser-Cloud erforderlich.

Zwischen den Betriebsmodi „Relax“ (Geräuschunterdrückung) und „Communication“ kann direkt über die Hörer umgeschaltet werden. Der Modus „Stream“ wird automatisch aktiviert, wenn eine Audiowiedergabe über den Zuspieler erfolgt. Das leider auch dann, wenn es sich um einen Systemklang, wie beispielsweise von einem Messenger handelt, was dann zu entsprechend hörbarem kurzen Wechsel zwischen den Modi führt.

Nimmt man die App zur Hand, können in allen drei Modi Feinabstimmungen vorgenommen werden, die zwar auch über die Hörer möglich sind, in der App aber visuell ansprechender präsentiert werden. So regelt man im Relax-Betrieb die Stärke der Außengeräusch-Dämpfung im Bereich von null bis hundert Prozent, im Communication-Modus die Sprachverstärkung sowie die Präsenzanhebung und im Stream-Menü die Balance zwischen Musik und Außengeräusch-Übertragung.

Die drei Betriebs-Modi der Conversation Clear Plus im Detail

Das Gedrückthalten des linken In-Ear-Tasters befördert einen in den Relax-Modus mit einstellbarer, aktiver Umgebungsgeräusch-Unterdrückung. Der Algorithmus leistet hierbei ganze Arbeit und reduziert Außengeräusche mit einer ähnlichen Effektivität wie die Oberklasse von Bose und Apple.

Hält man den Taster des rechten Hörers gedrückt, wechseln die In-Ears in den Communication-Modus. Hier ist die aktive Geräuschunterdrückung nicht mehr aktiv. Die Umgebungsgeräusche werden nur noch passiv unterdrückt und die In-Ears nehmen eine aktive Verstärkung der sprachrelevanten Frequenzen im näheren Umfeld vor, die von den internen Mikrofonen aufgezeichnet werden. Die Arbeitsweise entspricht dabei – tontechnisch versierte Anwender werden den Begriff kennen – einem „Expander“: Leise Geräusche werden dabei abgesenkt, laute angehoben. Das funktioniert grundsätzlich sehr gut, man darf aber nicht überrascht sein, dass dabei auch kurze, impulsive Geräusche verstärkt werden, die keine Sprache sind. Geschirrklappern oder das Öffnen einer Flasche erfahren also prinzipiell die gleiche Verstärkung, wie die Bedienung, die nachfragt, ob man noch einen Wunsch hat.

Dabei analysiert der Algorithmus offenbar auch, wie laut er die Summe der Umgebungsgeräusche einschätzt, und regelt die Verstärkung nach. Das ist grundsätzlich gut, hat allerdings zwei Nachteile: Denn zum einen tritt in leisen Umgebungen ein leichtes Grundrauschen hervor, zum anderen sind die Umschaltvorgänge deutlich hörbar. Etwas irritierend ist auch, dass das Stereopanorama natürlich nicht dem natürlichen Hören entspricht und man daher gelegentlich das Gefühl hat, dass Klangquellen plötzlich von links nach rechts „springen“, wenn man den Kopf bewegt.

Ansonsten leistet der Algorithmus durchaus sehr gute Dienste, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat. Anfangs ist es nämlich verständlicherweise ziemlich ungewohnt, sein Gegenüber (und sich selbst) durch die Mikrofonverstärkung des In-Ears sprechen zu hören. Hat man sich hier eingehört, werden Gespräche in lauten Umgebungen tatsächlich angenehmer. Zum einen, weil sich die Sprache deutlicher von den Hintergrundgeräuschen abhebt, zum anderen, weil der Umgebungslärmpegel in Relation dazu abnimmt.

Ich konnte das im Test besonders bei der Einkehr in einem kleinen Café mit einer bunt gemischten Gruppe von Wanderern bestehend aus Erwachsenen, Kindern und Hunden beobachten. Mit Gläserklirren, Gesprächen, Kinderschreien und Hundejaulen war der breitbandige Lärmpegel in der kleinen Hütte sehr schnell sehr hoch, so dass es der typischen Anstrengung bedurfte, den Gesprächen am Tisch zu folgen. Mit den Conversation Clear Plus im Ohr wirkt es tatsächlich so, als ob der Grundlärm ein gutes Stück weit in den Hintergrund tritt und die Gespräche dem Ohr klarer und deutlicher präsentiert werden, was sich natürlich auch unmittelbar positiv auf den subjektiven Hörstress auswirkt. Der ist natürlich sehr individuell: Hypersensible werden das deutlicher als angenehm empfinden als reizunempfindlichere Menschen.

Nur über die App erreichbar ist der Schalter „Anhebung der Sprachverständlichkeit“, der noch mal eine leichte Präsenzanhebung von Stimmen bewirkt, ebenso wie ein Einstellregler, mit dem man zwischen „Weich“ und „Klar“ regeln kann.

Der Streaming-Modus zur Musikwiedergabe aktiviert sich – wie bereits gesagt – automatisch, sobald der Zuspieler Audiomaterial sendet. Hier kann man im laufenden Betrieb stufenlos regeln, wie viel Umgebungsgeräusche durchgelassen werden (auch „Transparenz-Modus“ genannt). Und das führt uns direkt zum Thema:

Klang – das leisten die Sennheiser Conversation Clear Plus

Entsprechend ihrer Zielsetzung als „sprachoptimiertes Hearable“ ist der Grundklang der Conversation Clear Plus eher neutral und ein kleines bisschen mittenlastig, was in Anbetracht des Einsatzgebiets ja durchaus gewünscht ist. Auch den Umstand, dass das Stereobild relativ eng ist, muss man natürlich primär unter dem Gesichtspunkt der Sprachverständlichkeit sehen (Sprache passiert nun mal „in der Mitte“) sowie bewerten und weniger unter audiophilen Aspekten. Ungeachtet dessen, wissen Sonova/Sennheiser natürlich, was sie tun, so dass man hier – ungeachtet der Sprachoptimierungs-Qualitäten – zwar keine brillante, aber eine durchaus angenehme Musikdarbietung bekommt.

Fazit

Mit ihren Conversation Clear Plus In-Ears betreten Sennheiser spannendes Neuland im Grenzbereich zwischen Multimedia-Hörer und Wellbeeing-Produkt. Tatsächlich dürfte das Szenario, dass es in lauten Umgebungen anstrengend ist, Gesprächen zu folgen vielen Menschen begegnen, die (noch) weit entfernt davon sind, eine medizinische Schwerhörigkeit diagnostiziert zu bekommen.

Und grundsätzlich kann man den Sennheiser Conversation Clear Plus attestieren, dass sie ihren Job gut erledigen und in der Lage sind, in lauten Umgebungen sowohl die Sprachverständlichkeit zu erhöhen, wie auch den Grundstress zu senken, der von so einer Lärmkulisse ausgeht. Man muss sich allerdings an den veränderten Höreindruck gewöhnen.

Dadurch, dass die App derzeit noch relativ träge reagiert und auch das Handling der In-Ears im Zusammenspiel mit der Ladeschale besser gelöst sein könnte, ist man allerdings noch nicht an dem Punkt, dass man die Sennheiser gewissermaßen wie ein Implantat immer in den Ohren haben möchte, um nach Bedarf zwischen Geräuschreduktion, Sprachverstärkung und Musikkonsum zu wechseln. Aber trotzdem: Mit ein bisschen Feinjustage der zur Verfügung stehenden Parameter, dürften sich viele öffentliche und gesellige Situationen akustisch angenehmer darstellen als ohne. Dieser Luxus hat – derzeit noch – einen hohen Preis. Ich bin mir aber sicher, dass das Prinzip in naher Zukunft von vielen Herstellern ebenfalls umgesetzt wird, denn viele In-Ears haben die nötigen Grundvoraussetzungen (Mikrofon, DSP-Ressourcen) ohnehin bereits an Bord.

vor 1 Jahr von Numinos
  • Bewertung: 3.5
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformIn-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
  • Schalldruckpegel (SPL)2 mW@1kHz: 100 dB
  • Gewicht ohne Kabelje 6 g, Case 58 g

Lieferumfang

  • 3 Paar Silikon-Ohradapter (S, M, L)
  • Ohrfinnen-Sets (S/M/L)
  • USB-C-Kabel
  • Ladebox

Besonderheiten

  • BT-Codecs: SBC
  • BT-Version: 4.2
  • BT-Profile: A2DP, HFP

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