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Creative SXFI Air

Bluetooth / USB Over-Ear mit „holografischem“ Klang

Kurz & knapp

Selten ist mir die klangliche Beurteilung eines Kopfhörers so schwergefallen. Der Creative SXFI Air klingt im Normalmodus unauffällig und unspektakulär und ist klanglich eher im Mittelfeld angesiedelt. Es gibt aber auch günstigere Kandidaten, die – wollte man nur diesen Soundmodus beurteilen – einfach feiner auflösen, die Transienten knackiger abarbeiten und klanglich dann doch mehr zu bieten haben. Zieht man die Super X-Fi Funktion hinzu, wird die Beurteilung auch nicht einfacher: Zu unterschiedlich ist das Ergebnis, zu unterschiedlich klingen Stücke unterschiedlichster Genres. Das Telefonieren mit eingeschalteter Technik ist toll, zugegeben, und auch bei Games und Filmen ist die 7.1-Surround-Simulation hörenswert.

Was bleibt, ist ein Kopfhörer, der eine spannende Technik und allerlei Funktionen implementiert hat, die manchmal mehr, manchmal weniger gut passen. Wer von euch Interesse hat, sollte den Creative SXFI Air unbedingt über einen längeren Zeitraum in Ruhe probehören, denn Zeit investieren müsst ihr auf jeden Fall!

Vorteile:
  • 4 verschiedene Betriebsarten (Bluetooth, USB, Analog, microSD)
  • Super X-Fi Sound erzeugt bei einigen Songs ein „Mittendrin-Gefühl“
  • Super X-Fi Sound beim Telefonieren
Nachteile:
  • Super X-Fi Sound passt nicht immer
  • Grundrauschen
  • Apps könnten besser sein
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Stellt euch vor, ihr setzt Kopfhörer auf und hört den Klang wie aus einem High-End-Mehrfachlautsprechersystem im Tonstudio oder wie in der Natur – mit der ursprünglichen, realistischen Tiefe und immersiven Detailtreue, die so eine Umgebung mit sich bringt. Das klingt verdammt innovativ. Und genau das verspricht uns Creative mit ihrer Super X-Fi Technologie. Diese will den, wie sie es selbst nennen, „holografischen Sound“ für jedermann möglich machen. Bei einem Preis von round about 160 Euro klingt das fast zu schön, um wahr zu sein.

Zeit für eine Veränderung?

Creative will mit der Super X-Fi Technologie ein riesengroßes Problem gelöst haben: die – wie sie es nennen – „eindimensionale, beengte Klangbühne, in der der Klang unnatürlich in unseren Köpfen gefangen ist, sobald wir Kopfhörer tragen. Denn klangtechnisch soll dieser Ansatz falsch sein – guter Kopfhörerklang sei ein Denkfehler.“ Das klingt zunächst nach starkem Tobak, aber es ist durchaus etwas dran, denn jeder hört den Klang „da draußen“ anders, wichtige Parameter sind da nicht nur die individuelle Ohrform sondern auch das eigene Gesichtsfeld. Dieses kann natürlich beim Hören über Kopfhörer nicht miteinbezogen werden, wodurch sich das Klangbild verändert. Allerdings darf man nicht vergessen, dass wir selbst unter unseren Headphones unterschiedlich hören.

Aber wie will Creative dieses Problem nun lösen? Nicht, wie andere Hersteller es mit Hörtests und Messungen versuchen, sondern per Gesichtsscan. Das steht nämlich als Erstes an, wenn man den SXFI bestimmungsgemäß nutzen möchte. Per kostenloser App müssen zunächst die Ohren sowie das Gesicht geknipst werden. Ein Tipp am Rande: Zu zweit geht’s besser und schneller. Auch muss es selbstverständlich ausreichend hell sein, damit entsprechende Analysen durchgeführt werden können.

Das Erstellen eines individuellen Hörprofils erfordert ein Konto bei Creative, damit die eigenen Fotos hochgeladen und entsprechend auf anderen Devices zur Verfügung gestellt werden können. Wer datenschutzrechtliche Bedenken hat und wissen will, was da genau mit den doch sehr persönlichen Daten (also unseren Gesichtern) passiert, wird allerdings enttäuscht: Nirgends konnten wir nachlesen, wie und wie lange unsere Bilder gespeichert werden. Der Creative-Server gleicht nach eigenen Aussagen die persönlichen Fotos mittels Künstlicher Intelligenz mit einer Datenbank ab, um daraus ein nur für euch passendes Sound Mapping zu generieren. Anzumerken ist hierbei, dass die angelegten Profile auch offline nutzbar sind und keine Internetverbindung erfordern.

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Das App-Management

Prinzipiell ist die App selbsterklärend, auch wenn eine deutsche Lokalisierung fehlt. Arg viel gibt’s hier aber auch nicht zu tun: Neben der Fotofunktion, dem Log-in sowie dem Setup-Assistenten finden wir hier noch eine Auswahlmöglichkeit für Kopfhörer anderer Hersteller. Somit soll es möglich sein, das Hörprofil auch auf anderen Kopfhörern zu nutzen. Dazu benötigt man allerdings dann den SXFI Amp, ein Kopfhörerverstärker für Android-Smartphones. Wer noch Wert auf klangliches Feintuning legt, kann schließlich den Equalizer aktivieren und zwischen fünf Presets wählen oder seine Lieblingsfrequenzkurve einfach selbst zusammenbasteln. Achja: einen Musik-Player gibt’s in der App auch, der bei einem iPhone 6 sowie iPad 2017 im Test mit den eigenen Playlists leider gar nicht funktioniert. Deshalb sollte man beim erstmaligen Starten der App dieser verbieten auf die Musikbibliothek zugreifen zu dürfen, denn das sorgte bei uns zum unverzüglichen Absturz der selbigen. Auch ein späteres Aktivieren in den iOS-Systemeinstellungen änderte leider nichts.

Um das Ganze dann noch etwas verwirrender zu gestalten, gibt’s noch eine zweite App (Mac, Windows, iOS, Android), die auf den Namen „SXFI AIR Control“ hört. Diese bietet aber unterm Strich nur zwei wesentliche Funktionen an, die auf den SXFI Air zugeschnitten sind: Nur mit ihr lassen sich die LED-Ringe des Kopfhörers farblich anpassen sowie ein Firmware-Update (nur via USB) bewerkstelligen. Klar lässt sich auch der Super X-Fi Sound sowie ein EQ aktivieren, warum die App aber nach jedem erneuten Aufrufen, z.B. wenn man das iPhone entriegelt, sich mit dem Creative-Hörer verbinden muss, ist mir schleierhaft.

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Beide Apps hinterlassen einen durchwachsenen Eindruck: Sie wirken ein wenig altbacken, sind entweder gar nicht oder leicht fehlerhaft übersetzt, laufen unter iOS nicht stabil (Stichwort: eigene Musikbibliothek laden) und lassen generell weiterführende Infos vermissen.

Die Hardware

Wir lassen uns aber nicht entmutigen und setzen den Over-Ear auf unsere Lauscher. Mit seinen knapp 340 Gramm zählt der SXFI Air nicht zu den Leichtgewichten, bei all der Technik in ihm ist das allerdings kein Wunder. Sein Gewicht fällt allerdings an sich kaum auf. Was aber auffällt, ist sein recht hoher Anpressdruck. Schon nach ca. 30 Minuten musste ich meinen Ohren eine Pause gönnen. An der Verarbeitung lässt sich wiederum nichts aussetzen: Der SXFI Air ist sauber gefertigt, auch wenn Plastik das vorherrschende Material der Wahl ist. Neben dem Powerknopf finden sich dann noch der Bluetooth-Schalter, der Super X-FI Schalter, ein microSD-Karten-Slot (Playback für MP3, WMA, WAV und FLAC) und ein Minimikrofon an der linken Ohrmuschel. Dank Touch-Feld in selbiger können Anrufe angenommen oder abgelehnt, Tracks lauter und leiser sowie vor- und zurückgesprungen werden. Auch alle anderen Touch-Gesten funktionierten auf unserem Testgerät stets tadellos und ohne allzu lange Wartezeiten.

Verbindungs-Allrounder

Schön gelöst hat Creative die Anschlussmöglichkeiten, denn der Over-Ear kann nicht nur mittels Bluetooth (Version 4.2, leider nur mit dem Codec SBC), sondern auch mit einem analogen Miniklinkenkabel – ganz klassisch – betrieben werden oder via USB-C-auf-A-Kabel.

Welche Verbindung anliegt, teilt uns eine Damenstimme freundlich mit, der Bluetooth-Button erlaubt zudem ein Wechseln der Quellen zwischen Bluetooth-, USB- und microSD-Karten-Betrieb.

Klang

Wie schlägt sich der SXFI Air in den unterschiedlichen Kategorien „Musik“, „Film“ und „Game“? Zunächst testen wir den Over-Ear mit unserer Spotify-Playlist. Die arbeitet er recht neural ab: Die Bühne ist zwar nicht sonderlich weit gestaffelt, für einen geschlossenen Kopfhörer aber nicht so ungewöhnlich. Prinzipiell gibt es also beim Klang im Normalbetrieb nicht so viel zu meckern, wobei zunächst sein Grundrauschen auffällt, dass gerne etwas dezenter hätte ausfallen können. Bei Electronica-Stücken und lauten Rock/Pop-Nummern ist dies zwar kein Thema, aber im Leerlauf sowie bei leisen Passagen vor allem bei Klassikstücken macht sich das Rauschen doch bemerkbar.

Wir schalten um: Wie schlägt sich nun die Super X-Fi Technik mit ihrem holografischen Sound? Der erste Höreindruck ist fast schon etwas verstörend, denn vieles klingt zunächst diffus, also irgendwie nebelig und verhangen. Man merkt schnell, dass nicht alle Stücke für den SXF-i-Modus geeignet sind. So wird bei einigen Rap-Tracks der Bass arg zurückgenommen, während der untere Frequenzbereich bei anderen Bassbombern durch die Öffnung der virtuellen Bühne regelrecht breit gezogen wird. Generell lässt sich sagen, dass diese Technik immer an eine Art Live Performance oder Jam Session in einem Recording Studio erinnert. Das hat durchaus seinen Reiz und so erscheinen manche Percussions weitaus luftiger, ja fast schon spielfreudiger. Bei intimen Jazz-Stücken oder orchestralen Arrangements entsteht ein Gefühl, als stünde man direkt vor den Musikern. Wenn, ja wenn da nicht das erwähnte Grundrauschen wäre, das dieses Erlebnis bei niedrigen Abhörlautstärken trübt. Bei einigen Singer-Song-Writer-Stücken geht uns diese immersive Auflösung allerdings zu weit. Nicht immer passt diese künstlich erzeugte Natürlichkeit, aber da hilft nur ausprobieren.

Unser Fazit in Sachen „reiner Musikkonsum“: Während der SFXI Air im Normalmodus eher unauffällig, unaufgeregt aufspielt, bietet uns die holografische Technik einen interessanten Eindruck, wie anders Stücke klingen können. Das ist teilweise recht schön umgesetzt, teilweise eher weniger.

Weiter geht’s zum Surround Sound, denn der soll uns ja gerade bei Filmen und Spielen so richtig in das Geschehen ziehen. Und ja, das schafft der SXFI Air durchaus: Tobey Maguire alias Spiderman schwingt dreidimensional durch unseren Kopf und Details werden schön im virtuellen Raum verteilt. Das Gleiche gilt auch beim Zocken (via USB) an einer PS4: In Fortnite hören wir die Gegner von hinten links auf uns zukommen und können schnell reagieren – so muss das sein!

vor 5 Jahren von Pete Schloßnagel
  • Bewertung: 3.38
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
  • Gewicht mit Kabel381 g
  • Gewicht ohne Kabel342 g

Lieferumfang

  • Miniklinkenkabel
  • USB-C-auf-A-Ladekabel

Besonderheiten

  • in Schwarz und Weiß erhältlich
  • Interface: USB, Bluetooth, 3,5-mm-Stereoeingang, microSD Card (bis 32GB, FAT32)
  • BT-Version: 4.2
  • BT-Codec: SBC
  • RGB-Ohrmuschelringe: bis zu 16 Millionen Farben wählbar
  • Apps für Mac, Windows, iOS, Android

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