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Fostex TH900 mk2

Die Zweitauflage des bekannten High-End-Kopfhörers

Kurz & knapp

Den Fostex TH900 mk2 habe ich eine Woche länger behalten. Einerseits hatte ich das Gefühl, dass sich die „Problembereiche“ des Wandlers über den Testzeitraum etwas besserten (Gewöhnung oder doch besser eingespielte Wandler?), andererseits verführte mich seine Lebendigkeit zu einigen, zusätzlichen Sessions mit eigentlich abgehörten Produktionen.

Fostex spielt mit dem TH900 mk2 versiert und gesichert in der Referenzliga. Wegen der beschriebenen Einschränkungen reicht es bei mir persönlich allerdings nicht ganz zum Titel.

Vorteile:
  • exzellente Materialauswahl
  • erstklassige Handarbeit, zeitloses Design
  • Lebendigkeit der Wiedergabe und überzeugender Bass
Nachteile:
  • ich würde mir eine etwas bessere Tarierung wünschen
  • ermüdend (Höhenluft und auch mechanisch)
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Fostex mischt mit der Zweitauflage mk2 des TH900 (zum Test) versiert in der Referenzliga mit. Das dynamische Flaggschiff-Modell von Fostex besticht mit akribischen Konstruktionsmerkmalen und einer gleichermaßen technisch wie optisch ausgeklügelten Komponentenwahl.

Wenn es ein bisschen mehr sein darf: spezielles Holz, Extraspeziallack, Platin-Logo, massenweise magnetische Flussdichte, spezielle Abstimmung – und zugegeben auch ein selektiver Preis.

In den letzten Monden beehrten mich einige außergewöhnliche Kopfhörer – und als dieses Mal der Paketbote klingelte, wusste ich bereits, auf was ich mich freuen durfte. Das Referenzmodell des japanischen Herstellers wird in kleiner Stückzahl von Hand und mit speziell ausgewählten Materialien gefertigt. Damit reihen sich Fostex in die illustre Runde anderer japanischer Hersteller ein, denn auch Pioneer, Sony oder Audio-Technica wählen für ihre jeweiligen Prestigeobjekte eine aufwendige Komponentenzusammenstellung, mischen traditionelle und modernste Fertigungstechnologien und produzieren bewusst Klasse statt Masse.

Auftritt Fostex

Der TH900 mk2 wird in einer eleganten wie formstabilen schwarzen Kartonage ausgeliefert – umhüllt von einer zweiten Umverpackung – die als besonderes Schmankerl den einfachen, mattschwarz lackierten Kopfhörerständer ST300 aus Holz enthält. Die Kombi aus Ständer und Hörer macht sowohl auf dem Schreibtisch im Studio, als auch auf dem Sideboard im Wohnzimmer einen erstklassigen Eindruck. Den Lieferumfang komplettieren eine Hochglanzbroschüre, eine einfache, mehrsprachige Bedienungsanleitung, ein japanisches Zertifikat und eine weiche, schwarze Transporttasche mit Kordelzug.

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Haptik, Optik, Tragekomfort

Auffälligstes Merkmal des TH900 mk2 sind dessen bordeaux-rot lackierten Ohrschalen aus japanischer Zierkirschenbirke. Die starre Struktur dieses auch in der Möbelproduktion verwendeten Edelholzes soll neben seiner hohen Dichte auch besondere akustische Merkmale besitzen.

Über die komplizierte Urushi-Lackierung gibt es auf der Fostex-Webseite ein geradezu meditatives Video, das die einzelnen Schritte anschaulich demonstriert. Das optische Ergebnis präsentiert neben Hochglanz eine außergewöhnliche Textur, die ich mir immer wieder gerne ansehe – das Auge hört eben auch mit. Die Lackierung dient der Langlebigkeit dieser exklusiven Kopfhörer – und weil es bei einem Straßenpreis um die 1.500 Euro auch gerne noch etwas mehr sein darf, sind die Fostex-Logos auf den Ohrschalen aus Platin gefertigt.

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Der Kopfhörer wiegt ohne Kabel 390 Gramm und liegt damit im oberen Mittelfeld dynamischer Kopfhörer. Das Gewicht wird über den vollständig mit Protein-Leder ummantelten und gepolsterten Kopfbügel am Scheitel sehr gut verteilt. Weil aber die ausgezeichnet gepolsterten und ebenfalls mit Protein-Leder überzogenen Ohrschalen über den Kopfbügel mit etwas wenig Anpressdruck seitlich am Kopf fixiert werden, zieht der TH900 mk2 bei längerem Hören dann trotzdem spürbar nach unten. Außerdem wird er wegen dieser Eigenart auch eher zum „pseudogeschlossenen“ oder halboffenen Kopfhörer, mit dem man bidirektional keine überragende Schallisolierung zur Umgebung erzielt. Weil der Kopfhörer aber weder speziell für den mobilen Einsatz, noch für Studioaufnahmen gebaut wurde, ist es mehr ein Bezeichnungs-, denn ein technisches Problem. Der Tragekomfort am Ohr selbst ist sehr ansprechend – sowohl das aus Eierschalenmembranen gewonnene Protein-Leder als auch die luxuriöse Polsterung umschmeicheln das Ohr.

Die Ohrschalen werden vertikal über eine sanft einrastende Stahlbügel-Konstruktion sehr sicher platziert. Zudem können sie leicht gekippt und gedreht werden – sitzt man ruhig, ist der perfekte Sitz gewährleistet. Bewegt man sich allerdings beim Abhören, dann bewegt sich der Kopfhörer leider auch etwas und man muss bisweilen nachjustieren. Obwohl ich kein großer Fan von straffem Sitz bin, hätte dem TH900 mk2 ein etwas höherer Anpressdruck gutgetan, gerade wenn man an Anwender mit etwas kleineren Köpfen denkt.

Das 3 Meter lange, beidseitig befestigte und 120 Gramm schwere Kabel ist aus sauerstofffreiem 7N-Kupfer höchster Güteklasse (99,99%) gefertigt und besitzt die aktuell vermehrt eingesetzte Textilummantelung. Das Kabel ist in der mk2-Version jetzt auch abnehmbar (ein zusätzliches, symmetrisches Kabel kann unter der Typbezeichnung ET-H3.0N7BL gekauft werden).

Zieht man die Stecker heraus, erkennt man Fostex‘ eigene 2-Pin-Steckverbindung, die über die Prägung R/L verrät, in welcher Ausrichtung der Anschluss erfolgt. Mir persönlich sind abgesicherte, gerne auch verriegelte Steckverbindungen an der Ohrschale lieber. Ohne Nutzsignal weisen die beiden etwa 0,5 m langen Anschlussleitungen der Ohrschalen eine klare Griffgeräuschübertragung auf; liegt Signal an, ist der Effekt nahezu weg. Der in ein massives Duraluminium eingepackte, vergoldete Stereo-Klinkenstecker ist am Kabelaustritt mit einer Sicherung gegen Abknicken und als Zugentlastung ausgestattet – das ist erstklassig gelöst.

Innere Werte

Treiberseitig setzt Fostex beim mk2 weiterhin auf die bewährten 50-mm-Treiber des TH900, d.h. Neodym-Magneten mit 1,5 Tesla magnetischer Flussdichte und einer „Biodyna-“Membran. Die Membran besteht aus Bio-Cellulosefasern mit niedrigem spezifischem Gewicht und hoher Elastizität. Damit soll eine 2-fach höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit und eine 5-fach höhere Steifigkeit gegenüber herkömmlichen Treibern auf Kunststofffolienbasis erzielt werden. Die hohe Flussdichte verspricht einen immensen Dynamikumfang, die Membranbeschaffenheit einen ausgewogenen Frequenzgang und zusätzliche Agilität in den Höhen. Der Übertragungsbereich wird mit 5 – 45.000 Hz angegeben – nicht ungewöhnlich in der Preisklasse, aber immer wieder beeindruckend als Spezifikation. Durch die gewählte Impedanz von 25 Ohm kann der Kopfhörer spielend an den unterschiedlichsten Zuspielern genutzt werden.

Klangeindruck

Der Grundsound des TH-900 mk2 ist druckvoll warm, bassbetont und höhenreich. Die Soundbühne ist für einen geschlossenen Kopfhörer erstaunlich weit und luftig. Man bekommt ein breites, plastisches Bild geboten, das mich gerade bei Live-Sessions nah an die Aufnahmesituation bringt. Die Wandler verfügen über eine gekonnte Übersetzung mit feiner Aufschlüsslung und platzieren selbst in sehr dichten Mixes eindeutig. Diese Lebendigkeit bereichert das Abhörerlebnis sehr und verführte mich dazu, viele der „abgehörten“ Produktionen mal wieder hervorzukramen.

Die Soundabstimmung fällt wie bei vielen aktuellen Spitzenmodellen leicht V-förmig aus. Dabei spielt sich der ausgedehnt angehobene Bassbereich bei basshaltigen Tracks in den Vordergrund. Die Abbildung reicht sehr weit nach unten und beeindruckt dabei mit einem gutem „Punchverhalten“. Bei höheren Abhörlautstärken verschwimmt der Tiefbass etwas und wirkt dann leicht dröhnend. Ansonsten profitieren EDM, Hip-Hop und R&B von der satten, erweiterten und der souverän linearen Darstellung im Bass. Grob betrachtet werden die unteren und mittleren Mitten ebenfalls warm und präsent abgebildet, wohingegen der Bereich der oberen Mitten bis hin zu den mittleren Höhen verhaltener spielt. Übersetzt: Der TH900 mk2 bietet einen warmen, vielschichtigen Grundtonbereich und einen im Vergleich dazu weniger transparenten Präsenzbereich. Damit treten Vocals und Bläser/Streicher etwas zurück.

Die oberen Höhen und der Air-Bereich erhielten hingegen für meinen Geschmack etwas zu viele „Vitamine“. Wie immer ist das Geschmackssache, aber die vielen Höhen ermüden meine Ohren einfach, was zum unbewussten zurückregeln der Lautstärke führt und mich zu Pausen zwingt.

vor 6 Jahren von Marcus Schlosser
  • Bewertung: 4
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 45.000 Hz
  • Impedanz24 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)99,24 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf515 g
  • Gewicht mit Kabel518 g
  • Gewicht ohne Kabel390 g
  • Kabellänge320 cm

Lieferumfang

  • Kopfhörerständer ST300
  • Kopfhörerkabel 3 m lang mit Klinkenstecker
  • weicher Transportbeutel aus weichem Stoff

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