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Waves NX Headtracker

Headtracker und Software zur Wiedergabe von Stereo- und Surround-Quellen über Kopfhörer

Kurz & knapp

Waves NX ist eine ausgereifte Technologie und es scheint nur logisch, diese an Hersteller von Kopfhörern zu lizenzieren, was auch durchaus geschieht, etwa in den Kopfhörermodellen Audeze Mobius (zum Test) und dem Modell Spearhead VRX von 1 More (zum Test).

Headtracking mit 3D-Sound liefert nicht nur beeindruckende Klangerlebnisse, wenn es um Musik und Filme geht, sondern ist prinzipiell auch spannend für Games. In diesem Bereich konkurriert Waves allerdings mit Dolby Atmos for Headphones, das aktuell leider nicht zu NX kompatibel ist (hier würde eine Bypass-Funktion für den binauralen Teil helfen). Auch Apple Music unterstützt seit neuestem Dolby Atmos, aber leider nur ohne Headtracking.

Für wen also empfiehlt sich Waves NX? Wer ausgiebig und intensiv am Computer Filme sieht oder Musik und Podcasts hört und dabei etwas mehr „Abstand“ zum Klang möchte, sollte sich die Testversion herunterladen und mit einer Webcam ausprobieren. Aufgrund der komfortablen Unterstützung von 5.1- und 7.1-Surround-Quellen, ist Waves NX für diese Formate ein ideales System. Smartphone-Besitzern kann man aktuell nur abraten, solange die mobilen Waves NX Apps nicht aktualisiert werden.

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Musik wird heute immer häufiger auf Kopfhörern konsumiert, in der Regel aber auf und für Lautsprecher produziert. Die Wiedergabe auf Kopfhörern kann zwar eindrucksvoll und breit gefächert wirken, hat aber wenig mit dem Stereobild gut aufgestellter Stereolautsprecher zu tun. Die Gründe dafür liegen in unserer Wahrnehmung von Laufzeitunterschieden, Filterungen und Reflexionen durch unser Gehör und der zugehörigen Auswertung durch unser Gehirn. Für eine naturgetreuere Abbildung von Stereo- und Surround-Klang auf Kopfhörern muss also eine andere Lösung her. Binaurale Stereophonie hat sich als passende Antwort bewährt und kommt auch in Waves NX, hier getestet in Kombination mit dem optionalen Headtracker, zum Einsatz.

Ein überzeugender Kopfhörer für Surround-Sound schien lange ein Ding der Unmöglichkeit. Relativ unbemerkt hat sich dies in den letzten Jahren geändert: Fast jedes Abspielgerät ist inzwischen in der Lage, 3D-Sound (einschließlich der gängigen Surround-Standards) zu reproduzieren. Die Antwort auf das Problem war somit kein Spezialkopfhörer oder ein neues Surround-Format, sondern die Kombination längst bekannter akustischer Konzepte mit einer Sensorik zur Auswertung der Kopfbewegungen und der Rechenleistung unserer Laptops und Smartphones.

Positionsübermittlung per Sender

Schallquellen orten wir nicht nur durch die eingangs genannten Parameter, sondern auch unbewusst durch minimale Drehungen unseres Kopfes. Hier kommt der so genannte Headtracker ins Spiel, der als Waves NX Headtracker dort seit 2016 am Angebot ist. Es handelt sich um einen am Kopfhörer befestigten Bluetooth-4.0-Sender, der mit der hauseigenen NX-Software auf dem Computer oder Smartphone kommuniziert. Dabei wird das Klangmaterial automatisch relativ zur Kopfbewegung anpasst. Der Headtracker sollte möglichst zentriert auf dem Kopfhörerbügel angebracht werden, hierfür liegen Gummibänder in mehreren Längen bei. Eine AAA-Batterie versorgt den Bluetooth-4.0-Sender mit Strom. Der einzige Taster am Headtracker dient sowohl als An-/Ausschalter als auch zum Pairing mit dem Wiedergabegerät. Trotz des ohne Batterie federleichten Kunststoffgehäuses überzeugt die Verarbeitung: Lediglich die Befestigung am Kopfhörerbügel sollte bei Luxusmodellen vorab getestet werden, wenn das Gummiband zu straff sitzt, könnte es bleibende Dellen im Leder hinterlassen. Akustisch nicht unbedingt vorteilhaft wäre die alternative Befestigung an einer Schirmmütze.

Binaurales Ergebnis

Die Softwarekomponente von Waves NX gibt es in mehreren Ausführungen, die zudem noch verwirrend benannt sind. Für Smartphones gibt es die kostenlose App Waves NX, am Computer fallen zusätzlich zum Headtracker circa 10 Euro für die ebenfalls Waves NX genannte und hier beschriebene Software an. Diese umfasst den Binaural-Decoder, der sich als virtueller Audiotreiber in den Signalweg von Smartphone oder Computer einklinkt und das Kamera- und Headtracking zusammenführt. Das Ergebnis lässt sich am einfachsten als VR-Szene ohne VR-Brille beschreiben. Der Klang reagiert ohne spürbare Verzögerung auf Kopfbewegungen in allen drei Achsen. Neben verräumlichtem Stereo können 5.1- und 7.1-Surround-Formate mit Waves NX auf handelsüblichen Kopfhörern abgebildet werden. Je nach anliegender Quelle wählt NX automatisch eine passende Lautsprecherkonfiguration. An PC und Mac kann statt oder zusätzlich zum Bluetooth-Tracker auch eine Webcam zur Bestimmung der Kopfposition genutzt werden, je nach Beleuchtung und Qualität schwankt die Qualität dieser CPU-intensiven Variante aber leider stark. Die App selbst zeigt die aktuelle Kopfposition im Verhältnis zu den aktuell simulierten Lautsprechern. Dabei lässt sich der „Sweet Spot“ festlegen, also die normale Hörposition, in der die Stereoquelle direkt von vorne erklingt. Ein animierter Kunstkopf zeigt die Position des eigenen Kopfes im Verhältnis zu den virtuellen Lautsprechern. Die Presets „Multimedia“, „Voice“ und „Movie Theater“ bieten unterschiedlich große Räume und Lautsprecherabstände. Wer genauere Kontrolle über seinen virtuellen Hörraum möchte, hat aber Glück: Für Profis bietet Waves zwei Plug-ins mit NX im Namen an: den NX Virtual Mix Room (109 US$) und NX Ocean Way Nashville (199 US$). Unabhängig anderer Funktionen (Unterstützung für Ambisonics, detaillierte Kontrolle über Raumgröße, Nachhallzeiten, etc.) verfügen diese über eine Funktion, die beim „normalen“ Waves NX leider fehlt: Verbesserte Präzision des 3D-Klangs durch EQ-Kurven für eine Reihe beliebter Studiokopfhörer.

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Wie klingt’s?

Die Präzision des dreidimensionalen Effekts bei binauralem Stereo hat vornehmlich mit der ganz persönlichen Ohr- und Kopfform, aber natürlich auch mit dem eingesetzten Kopfhörer zu tun. An diesem Punkt sollte man nicht das Interesse verlieren, denn der Unterschied zwischen „gutem“ und „schlechtem“ binauralen Klang ist extrem, was nicht zuletzt an der individuellen Form unserer Ohrmuscheln liegt. Ein Ansatz im Profibereich ist die Erstellung eigener Profile durch Online-Dienstleister oder Hörgeräteakustiker. Außerdem gibt es eine Unzahl im Internet erhältlicher HRTF-Dateien (Außenohr-Übertragungsfunktion), die als Blaupause für verschiedene Ohr- und Kopfformen dienen. Leider ist die Suche nach dem „passenden“ HRTF etwas langwierig und eine für Laien eher obskure Beschäftigung. Glücklicherweise umgeht Waves diesen Stolperstein und erlaubt die Erstellung eines vereinfachten HRTF-Modells. NX benötigt hierfür zwei Werte zur eigenen Kopfform, die man unbedingt vor dem ersten Testen messen und eintragen sollte. Der Unterschied zwischen falschen und richtigen Werten ist absolut entscheidend für eine gute Hörerfahrung. Praktischerweise können separate Profile für mehrere Nutzer angelegt werden. Ist dieser Schritt getan, steht dem dreidimensionalen Klangerleben nichts mehr im Wege.

Nachbesserung nötig – die App

Leider geht Waves mit der Smartphone App eher stiefmütterlich um. Musik lässt sich grundsätzlich nur über mit NX verknüpften Apps abspielen. Auf meinem iOS-Gerät waren dies Apple Music, Soundcloud und Spotify Premium. Podcasts, Tidal oder Netflix? Fehlanzeige. Die App wurde vor Jahren zuletzt aktualisiert und entsprechend funktionierte selbst die Anbindung an mein Soundcloud-Konto nicht und auch meine Apple Music Library ließ sich nur bruchstückhaft durchsuchen. Anstelle der drei Raum-Presets kann in der App nur die Intensität des Nachhalls im virtuellen Raum angepasst werden, eine Einstellung, die leider in der Version für Mac und PC fehlt. Dass die grafische Oberfläche nicht an das Format aktueller Smartphones angepasst ist, scheint angesichts der anderen Mängel fast schon ein Kavaliersdelikt.

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vor 3 Jahren von Martin Hirsch
  • Bewertung: 3.88
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformSoftware + Headtracker

Besonderheiten

  • Windows: ab 10 (64-Bit)
  • Mac OS (64 Bit): 10.13.6, 10.14.6, 10.15.7, 11.2.1 (nur Intel)
  • Bluetooth 4.0 mit BLE-Kompatibilität
  • Trial-Version unter: waves.com/nx/apps

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