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Audeze MM-500

Planar-magnetischer Signature-Kopfhörer von Manny Marroquin

Kurz & knapp

Der Audeze MM-500 ist ein toller Kopfhörer, dessen Einordnung mir nicht ganz leichtfällt. Sein Audiofrequenzgang ist wie erwartet ungeschönt. Eine im Grunde breite Gleichstellung aller Frequenzgänge ist vorhanden. Das führt bei ihm aber dazu, dass Stimmen und Gitarren schnell harsch klingen. Wer diese Frequenzen dann im Mix zu stark herunterregelt, gefährdet aber eventuell die Translation seines Mixes in Bezug auf andere Wiedergabegeräte. Deshalb sehe ich diesen Kopfhörer anstelle von Mix und Mastering eher beim Editing sinnvoll eingesetzt. Dort kann er dann dank seines analytischen Sounds schonungslos feinste Ungereimtheiten aufdecken. Mit seinem hohen Anpressdruck müssen Interessenten ebenso umgehen können wie mit seinem hohen Preis. Wer diese Punkte nicht als negativ empfindet, ersteht mit dem Audeze MM-500 einen für Mix-Engineers konzipierten Kopfhörer mit hochwertigen Materialien, toller Verarbeitung und lupenreinem Klang, der zum Teil auch Qualitäten des großen Bruders LCD-5 aufgreift und verfügbar macht.

Vorteile:
  • analytisches Klangbild
  • hochwertige Materialien und Verarbeitung
  • guter Tragekomfort
  • abschließbarer Transportkoffer
  • technisch nah am Top-Modell LCD-5
Nachteile:
  • leichte Betonung des Präsenzbereichs von Vocals und Gitarren
  • relativ hoher Anpressdruck
  • Preis
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Für den MM-500 haben Audeze mit dem renommierten Mixer Manny Marroquin einen planar-magnetischen offenen Studio-Kopfhörer entwickelt, der mit hochwertigen Materialien, toller Verarbeitung und lupenreinem Klang überzeugt.

Audeze wollen mit dem MM-500 ein hochwertiges Sound-Tool für Audioprofis und Creator von Multimedia-Content bereitstellen. „MM“ steht für Manny Marroquin, der erfolgreicher Mixing-Engineer zahlreicher Top-Künstler und Grammy-Gewinner ist. Und obwohl dieses Modell wesentlich günstiger als der Audeze LCD-5 (zur News) ist, übernimmt der Hersteller doch einige Versatzstücke von dessen Technik. Das ist deshalb erstaunlich, weil der Audeze LCD-5 das Top-Modell unter den planar-magnetischen Modellen im Portfolio des Herstellers aus Kalifornien (USA) ist. Das schlägt sich auch im Preis des offenen Modells nieder. Und so liegt die unverbindliche Preisempfehlung dieser exquisiten Kopfhörer bei über 5.500 Euro, während der hier getestete MM-500 mit kaum mehr als 2.100 Euro zu Buche schlägt. Schauen wir doch mal, ob es sich um ein „Schnäppchen“ handelt …

Lieferumfang

Der Audeze MM-500 wird wie sein großer Bruder LCD-5 in einem aufwändigen Reise-Case geliefert. Wie es sich bei einem Gerät dieser Preisklasse gehört, ist sein schwarzer Koffer abschließbar (zwei Schlüssel liegen bei). Während diese Behausung beim Top-Modell aus Aluminium ist, müssen sich MM-500-Käufer mit einem Plastik-Hardcase zufriedengeben. Der Kopfhörer kommt mit einem 1,9 m langen 6,35-mm-Stereo-Klinkenkabel, das auf zwei 4-polige Mini-XLR-Stecker endet. Der LCD-5 ist dagegen mit einer 2,5 m langen symmetrischen Zuleitung mit XLR-Steckern ausgestattet, zu der ein Klinkeadapter gehört. Außerdem findet sich ein samtener Transportbeutel mit Kordelzug im Lieferumfang sowie eine Karte mit Download-Links für die Bedienungsanleitung. Die Seriennummer und die Nennung eines persönlichen Audeze-Inspekteurs des ausgelieferten Kopfhörers liegen auf einem handschriftlich gegengezeichneten Echtheitszertifikat im Visitenkartenformat bei.

Aufbau, Material und Technik des Audeze MM-500

Der Audeze MM-500 ist wie der LCD-5 ein offener, ohrumschließender Kopfhörer, dessen Membrane planar-magnetisch angetrieben werden. Dafür sorgt in beiden Geräten eine Anordnung von starken Neodym-Magneten. Und als Innengitter werden auch in den Hörschalen des MM-500 wie im LCD-5 die hauseigenen Fazor Waveguides verwendet. Sie dienen zur Vermeidung von Phasenproblemen durch bauartbedingte Interferenzen.

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Für Einsteiger kurz und knapp erklärt: Bei planar-magnetischen Treibern werden mit eingeätzten Leiterbahnen versehene ultradünne Membranen im Zwischenraum zweier Magneten in Schwingung versetzt. Diese Bauweise wirkt auch Resonanzschwingungen der Membranen entgegen. Dadurch soll auch bei diesem Modell die Frequenzwiedergabe gleichmäßiger und präziser als bei dynamischen Treibern sein. Zudem sollen insbesondere bei hohen Lautstärken weniger Verzerrungen auftreten. Bei den Membranen mit 90 mm Durchmesser handelt es sich jedoch nicht um die im Nanomaßstab dünne Parallel Uniforce-Membran wie im LCD-5. Hier ist stattdessen die etwas robustere Ultra-Thin Uniforce-Membran verbaut, die sich schon in den Modellen LCD-X (zum Test) und LCD-XC (zum Test) bewährt hat.

Die technischen Daten zeigen uns, dass der maximale Schalldruckpegel des MM-500 über 130 dBSPL stark ist und damit mit dem LCD-5 Schritt hält. Das gilt auch für den von ultratiefen 5 Hz bis superhohen 50 kHz reichenden Frequenzumfang und den unter 0,1% @ 100 dBSPL/1kHz liegenden Klirrfaktor. Das verspricht einen weitreichend verzerrungsfreien Klang. Einen deutlichen Unterschied gibt es dagegen bei Empfindlichkeit und Impedanz. Während für die Empfindlichkeit des LCD-5 ein Wert von 90 dB/1 mW angegeben wird, ist die bei 100 dB/ mW liegende Empfindlichkeit des MM-500 tatsächlich sogar größer. Damit ist sein bei 1 mW ausgegebener Schalldruck wesentlich höher als der des teureren Geschwisterchens. Während der LCD-5 mit einer Impedanz von lediglich 14 Ohm aufwartet, ist der Eingangswiderstand mit 18 Ohm auch beim MM-500 extrem gering. Trotzdem empfehlen Audeze einen Headphone Preamp mit mindestens 250 mW. Nach oben hin gibt es dann schier keine Limits, kann der Kopfhörer doch mit bis zu 5W RMS starker Leistung befeuert werden.

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Handling des Audeze MM-500

Das Anschließen des beidseitig gesteckten Kabels geschieht beim MM-500 mit Hilfe von Mini-XLR-Steckern. An welcher Kopfhörerseite der jeweilige Stecker angebracht werden muss, ist anhand einer farbigen Markierung ersichtlich. Das Kabel hat einen fest angebrachten Spleißschutz und die beiden Zuleitungsstränge sind lose, aber sicher miteinander verwebt. Der große Klinkenstecker am anderen Ende des Kabels lässt sich aufschrauben und im Falle eines Falles einem Service unterziehen.

Der Kopfhörer liegt mit seinen 495 Gramm satt in der Hand. Damit ist der MM-500 zwar 75 Gramm schwerer als der LCD-5, aber doch leichter als der Audeze LCD-X. Immerhin wird hier aber das stabile Federstahlkopfband des Hörers von leichten Teilen aus Aluminium ergänzt. Die Größenverstellung des Kopfbügels ist gerastert, auf diese Weise merkt sich der Kopfhörer die zuletzt gewählte Einstellung. Für das eher schwergängige Einstellen bedarf es aber beider Hände und wird schrittweise von einem Klickgeräusch quittiert. Die Ohrmuscheln sind zudem dreh und schwenkbar. Auf diese Weise lässt sich der Kopfhörer platzsparend transportieren und seine Anpassung an die eigene Kopfform ist dadurch sehr flexibel.

Der Audeze MM-500 besitzt hochwertige Lederohrpolster, die sich beim Aufsetzen auf Anhieb angenehm anfühlen. Der Anpressdruck der beiden Bügel ist allerdings kraftvoll. Kopfbewegungen bringen ihn deshalb nicht aus seinem Sitz und deshalb darf bei Mix und Mastering auch ausgiebig im Takt zur Musik genickt werden. Wer ihn aber über Stunden tragen möchte, plant aufgrund seines Anpressdrucks besser Pausen ein.

Klang des Audeze MM-500

Laut Audeze soll der MM-500 einen besonders transparenten Sound liefern, der es schafft, Emotionen zu transportieren. Das Ganze in einer Studioqualität, die Maßstäbe setzen soll.

Wie zu erwarten, präsentiert der MM-500 als offener Kopfhörer einen eher zurückhaltenden, aber zweifellos vorhandenen Tiefbass. Dieser sorgt für den gewünschten Bassteppich statt für undefiniertes Mulmen. Darüber liegende Bässe sind eher pointiert als warm. Inwiefern das für das Abmischen von Pop- und Rock-Songs von Vorteil ist, muss letztlich jeder Mix-Engineer selbstverständlich selbst wissen. Am anderen Ende des Spektrums liefert der Kopfhörer kristallklare Höhen. Ein sehr offener Superhochtonbereich gibt hier abgehörtem Audiomaterial jede Menge Raum.

Der Audeze MM-500 bildet Mitten facettenreich ab. Vocals zeigen dadurch etliche Details und feinste Nuancen. Gerade im oberen Bereich, der für die Sprachverständlichkeit wichtigen Frequenzen, deckt sein Sound allerdings schon geringfügig hervorgehobene Stimmanteile schonungslos auf. Denn im Bereich zwischen 5 und 7 kHz ist der Sound des Kopfhörers für meinen Geschmack ein wenig zu stark aufgestellt. Das macht sich auch bei Gitarrenmusik bemerkbar. Und da es sich bei meiner Playlist für Kopfhörer-Checks um Top-Produktionen (u.a. David Guetta, Usher, Joss, Stone, Foo Fighters) handelt, stehen diese Songs nicht im Verdacht, unausgewogen abgemischt zu sein. Und so kann das analytische Abbilden dieses Kopfhörers bei diesen Musikstilen in den Mitten gerade bei höheren Lautstärken auch anstrengend werden. Anders sieht es bei klassischer Musik aus. Wer als Klassik-Fan einen hochwertigen HiFi-Kopfhörer sucht, aber nicht bereit ist, mehr als das Doppelte für den Audeze LCD-5 auszugeben, findet im MM-500 einen würdigen Vertreter zum deutlich geringeren Budget.

Seine gute Tiefenstaffelung sowie sein breites Stereobild erzeugen beim MM-500 eine große Audiobühne. Und auch in Sachen Dynamik ist der Audeze-Kopfhörer stark. Die Transientenabbildung ist fix, Orchester-Tuttis gibt er mit Druck wieder, Schlagzeugschläge sind pointiert. Aufgrund seiner geringen Impedanz in Verbindung mit seiner guten Empfindlichkeit von 100 dB/1mW ist er auch an spannungsärmeren und leistungsschwächeren Kopfhörer-Preamps ausreichend laut. Die Reinheit seines Klangs zeigt sich auch darin, dass seine Wiedergabe auch bei hoher Lautstärke durch alle Frequenzbereiche hinweg verzerrungsfrei bleibt. Die akustische Isolation nach außen ist bei diesem offenen Modell selbstverständlich ebenso gering wie die Dämpfungen von Außengeräuschen. Das bedeutet aber auch, dass der MM-500 tatsächlich ausschließlich für Mix und Mastering verwendet werden kann. Fürs Recording mit Mikrofonen ist er – wie jeder andere offene Kopfhörer auch – gänzlich ungeeignet.

vor 2 Jahren von Carsten Kaiser
  • Bewertung: 3.88
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweiseoffen
  • Wandlerprinzipplanar-magnetisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 50.000 Hz
  • Impedanz18 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)>130 dB
  • Gewicht ohne Kabel495 g
  • Kabellänge190 cm

Lieferumfang

  • geflochtenes Wechselkabel
  • Standard-Case
  • Echtheitszertifikat

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