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Yamaha YH-WL500

Over-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth 4.2 für Musiker

Kurz & knapp

Yamahas YH-WL500 wendet sich explizit an Musiker. Der offene Kopfhörer kombiniert Bluetooth-Playback vom Smartphone mit einer rasanten, dedizierten zweiten Funkstrecke für das Instrument, die eine kabellose Probe ohne störende Latenzen ermöglicht. Nicht unbedingt günstig, aber ziemlich clever!

Vorteile:
  • musikerfreundliches Konzept mit geringer Latenz
  • Klangqualität
Nachteile:
  • keine hochwertigen Codecs
  • kein integriertes Mikrofon
  • kein automatisches Pairing mit Testgerät
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Als weltweit größter Hersteller von Musikinstrumenten hat Yamaha mit dem YH-WL500 einen kabellosen Kopfhörer entwickelt, der sich explizit an Musiker wendet. Was daran so besonders ist, erfahrt ihr hier …

Kabellose Kopfhörer sind zweifelsfrei praktisch und nicht ohne Grund besonders populär. Allerdings gibt es neben der Notwendigkeit für eine akkubetriebene Elektronik auch einen weiteren Nachteil – die sogenannte Latenz. Hierbei handelt es sich um eine Verzögerung, die aufgrund zahlreicher Pufferstufen zwischen dem Senden des Audiosignals von der Klangquelle über Bluetooth und dessen Wiedergabe auf dem Kopfhörer auftritt.

Tatsächlich fällt eine solche Verzögerung beim reinen Musikgenuss in aller Regel nicht weiter ins Gewicht, da der Zuhörer eine passive Rolle einnimmt. Ein Problem tritt vielmehr erst dann auf, wenn es um die Synchronität zu weiteren elektrischen, akustischen, visuellen oder auch haptischen Elementen geht. Ein Beispiel: Als Zuschauer nehmen wir einen Zeitversatz zwischen Tonspur und Bildausgabe in einem Film als verwirrend wahr, weil unsere Sinne zusammengehörige Ereignisse eben nicht zeitgleich wahrnehmen. Und spätestens wenn eine Interaktion mit dem Wiedergabemedium erforderlich ist, wird es richtig störend. Bei Videospielen ist beispielsweise eine schnelle Reaktionszeit auf die audiovisuelle Darstellung Voraussetzung, damit Spielspaß entsteht.

Gleiches gilt auch für Musiker, denn diese hören und spielen ihr Instrument in Interaktion mit weiteren Musikern oder zu einem Playback. Hieraus ergibt sich auch die Notwendigkeit, das eigene Signal möglichst unmittelbar in Form eines Monitorsignals kontrollieren zu können. Verzögerungen sind dabei gänzlich unerwünscht.

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In der Praxis empfinden die meisten Musiker Laufzeiten oberhalb von 10 ms als störend. Empfindliche Charaktere haben bereits Probleme mit Werten oberhalb von 5 ms. Leider aber agiert eine typische Bluetooth-Funkstrecke abhängig vom eingesetzten Smartphone mit Werten von 30 ms aufwärts, was sie für entsprechende Anwendungen disqualifiziert.

Das Konzept der Yamaha YH-WL500

Die Idee hinter dem YH-WL500 ist es, eine per Kabel eingespeiste Signalquelle eines Musikers drahtlos und mit geringer Verzögerung auf den Kopfhörer zu übertragen und dort mit einem Bluetooth-Playback zu mischen, sodass ein musikalisches Zusammenspiel möglich wird. Die zugrunde liegende Technik entstand in Zusammenarbeit von Yamaha und Line 6, einer angeschlossenen Firma, die über jahrelange Erfahrungen im Bereich der Funkübertragung bei professionellen Audioanwendungen verfügt. In der Praxis wird der YH-WL500 mit einem Smartphone gepaart, das das Playback über eine konventionelle Bluetooth-Verbindung liefert. Im Unterschied dazu erfolgt die Übertragung des Instrumentensignals über eine dedizierte 2,5-GHz Funkstrecke mit 24-Bit-Auflösung, deutlich geringerer Datenkompression und einer eher überschaubaren Reichweite von sechs bis sieben Metern. Für diese Übertragung gibt Yamaha einen Wert unterhalb von 4 ms an, mit dem sich der Musiker gewissermaßen in Echtzeit hören kann.

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Die Konstruktion der Yamaha YH-WL500

Bei den Kopfhörern handelt sich um gut und robust verarbeitete schwarze Over-Ear-Kunststoffkonstruktionen mit weißen Zierapplikationen. Ihr gerastertes, längenverstellbares Kopfband ist mit Kunstleder gepolstert, während die schwenk- und leicht drehbaren Hörmuscheln aus stoffummantelten Memory-Schaumstoff bestehen. Resultierend ergibt sich ein bequemer Sitz mit hinreichendem Anpressdruck, der ein Verrutschen minimiert.

Am Rand der linken Hörmuschel finden sich der Ein- und Ausschalter, der Pairing-Taster sowie eine Schaltwippe für die Pegelsteuerung. Darunter gibt es eine Miniklinkenbuchse, die einen alternativen kabelgebundenen Betrieb ermöglicht. An der rechten Hörmuschel findet sich ein USB-C-Ladeanschluss sowie der dedizierte Ladeanschluss für die Dockingstation.

Letztere ist unverzichtbarer Teil des Gesamtsystems, denn sie fungiert mit eigenem USB-C-Netzteil als Ladegerät, als Sender sowie als Schnittstelle für das Instrument, das rückwärtig über eine stereophone Miniklinkenbuchse über ein mitgeliefertes Adapterkabel angeschlossen wird – platzsparend, aber etwas irritierend, da unter Musikern eher 6,3-mm-Klinke zum Einsatz kommen. Geeignet ist der Eingang für Signale mit Line-Pegel oder aus Kopfhörerverstärkern, in meinem Fall aus einem Boss GT-001 Amp-Modeler.

Prinzipiell lassen sich über eine weitere Taste sogar ergänzende Kopfhörer gleichen Typs über eine Taste mit dem Dock verbinden, um so eine gemeinsame Monitorsituation für mehrere Musiker zu schaffen. Diese Funktion blieb jedoch ungetestet, weil kein zweiter Kopfhörer zur Verfügung stand. Auch sind einzelne Kopfhörer YH-WL500 ohne Dock bislang nicht verfügbar. Kopfhörer und Dock warten schließlich mit farbigen Status-LEDs auf und werden durch Sprachnachrichten unterstützt.

Zurück zum Kopfhörer: Die halboffene Konstruktion arbeitet mit dynamischen Treibern mit einem Durchmesser von 40 mm. Eine kleine Enttäuschung birgt die Bluetooth-Funkstrecke für das Playback, die auf Basis des alten Protokollstandards 4.2 und unter Einsatz des Basis-Codecs SBC erfolgt, was weder der Preisklasse noch dem Stand der Technik entspricht.

Die Yamaha YH-WL500 in der Praxis

Der hohe Tragekomfort geht einher mit einer recht guten Isolation von Umgebungsgeräuschen. Umgekehrt ist der Schallweg bei der halboffenen Konstruktion nicht vollständig blockiert, sodass sich das Testgerät insbesondere bei höheren Pegeln nicht still nach außen verhält. Das ist weder für den Sitznachbarn noch für Mikrofonaufnahmen günstig. Dafür jedoch liefert der YH-WL500 eine offenere Klangwiedergabe und ist für den Anwender weniger ermüdend bei langen Hörsitzungen als eine geschlossene Lösung.

Der generelle Vorteil drahtloser Kopfhörer für Musiker erschließt sich schnell. In aller Regel hat dieser bereits ein Instrument in der Hand und ist zudem oft in Bewegung. Kabel sind da, je nach Instrument, durchaus störend.

Kommen wir aber zum Punkt: Die Idee des YH-WL500 entpuppt sich als praxisgerechte Lösung für Musiker. Das Smartphone liefert zeitgemäß über Bluetooth nahezu beliebige Playbacks, etwa von einem Streaming-Anbieter wie Spotify oder Tidal. Die systembedingte Latenz fällt dabei nicht ins Gewicht. Anders das Instrumentensignal: Es wird parallel und ohne störende Latenz gleichzeitig auf den Kopfhörer übertragen. Es liefert dem Musiker ein Monitorsignal, sodass dieser zum Playback spielen kann. Das klingt dank der Stereowiedergabe des Playbacks und des Instruments nicht nur bestens, sondern fühlt sich auch „richtig“ an. Dazu ist die Probesituation dank fehlenden Kabelballast herrlich inspirierend, insbesondere bei elektrischen E-Gitarren.

Vermisst habe ich lediglich eine bequeme Pegelsteuerung am Dock, um die beiden Signale anteilig zu mischen. Stattdessen muss man sich mit der Pegelsteuerung an den jeweiligen Signalgebern behelfen. Die Laufzeit der Lösung liegt schließlich bei etwa neun Stunden, ein vollständiger Ladezyklus bei knapp drei Stunden.

Ein weiterer Haken: Probleme hatte ich beim automatischen Pairing mit einem Smartphone. Den entsprechenden Vorgang musste ich nach dem Einschalten des YH-WL500 oftmals erneut ausführen, weil die vorherige Verbindung nicht wieder aufgebaut wurde. Stand die Verbindung aber, so entpuppte sie sich als dauerhaft zuverlässig.

So klingen die Yamaha YH-WL500

Bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 369 Euro darf man klanglich einiges erwarten. Und tatsächlich ist die gebotene Qualität des YH-WL500 bei der Bluetooth-Wiedergabe trotz Codec-Einschränkung ziemlich überzeugend, wenn auch ohne audiophilen Anspruch. Die Treiber liefern ein fülliges und druckvolles Klangbild mit hohen Pegelreserven und ausgewogenem Frequenzgang. Bässe werden konturiert und mit nachvollziehbarer Tonalität bis in die untersten Register wiedergegeben. Dabei fällt der Tiefbassbereich gut hörbar, eher etwas zurückhaltend, aber umgekehrt nie störend überhöht im Pegel aus.

Im kritischen Mittenbereich werden Stimmen, männlich wie weiblich, und akustische Instrumente mit natürlichem Timbre reproduziert. Auch Elektronik und verzerrte Gitarren klingen konsistent und nie störend – eine gute Produktion vorausgesetzt. Und auch in den Höhen liefert der Kopfhörer eine musikalische Kombination aus ansprechender Detailauflösung und Glanz, die für eine schnelle Transientenwiedergabe und ein lebendiges, breites Stereopanorama sorgen. Schließlich darf man sich auch über eine gute Dynamik und Räumlichkeit freuen. Kein Zweifel: Hörvergnügen stellt sich bereits bei der reinen Musikwiedergabe ein. Der YH-WL500 ist deshalb für den Musikkonsum durchaus eine Empfehlung – aufgrund der halboffenen Konstruktion bevorzugt in den heimischen vier Wänden. Im Mobileinsatz fehlt dem Kopfhörer das eingebaute Mikrofon, sodass Telefonate bis auf den Klingelton ins Leere laufen.

Das Instrumentensignal selbst wird schnell und klangneutral übertragen. Es ist qualitativ der SBC-codierten Bluetooth-Funkstrecke hörbar überlegen, sodass Yamaha hier nicht nur mit der schnellen Übertragung punktet, sondern auch mit Klangintegrität. Es spricht übrigens nichts dagegen, das Quellsignal für den reinen Musikgenuss über den Miniklinkeneingang direkt in das Dock einzuspeisen.

Fazit

Mit dem YH-WL500 hat Yamaha einen echten Spezialisten im Angebot. Das Testgerät entpuppt sich als durchaus klangstarker offener Bluetooth-Kopfhörer mit leider betagtem Codec. Das eigentliche Kaufargument ist jedoch die Möglichkeit für Musiker, den Klang des eigenen Instruments mit praxisgerecht minimaler Latenz zur Musikwiedergabe zu ergänzen und so eine komfortable stille Probe zu ermöglichen. In kabelloser Ausführung ist diese Lösung am Markt nahezu ohne Konkurrenz. Inwieweit dieser Komfort den Verkaufspreis rechtfertigt, hängt neben dem Budget auch vom Instrument ab.

vor 1 Monat von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 3.38
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisehalboffen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Impedanz32 Ohm
  • Gewicht ohne Kabel315 g

Besonderheiten

  • BT-Codecs: SBC
  • BT-Version: 4.2
  • BT-Profile: A2DP, AVRCP

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